Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)
Burg machen. Ich habe da ein sehr ungutes Gefühl!“
So schnell sie konnten, sprangen alle auf, zogen sich ihre Jacken über und liefen in Richtung der Burgruine. Sogar Jacob, der all das Gerenne der letzten Tage gründlich satt hatte, ließ sich nichts anmerken.
Tatsächlich stand das rote Auto mitten auf der Straße vor der Burgruine verlassen da. Die Erwachsenen warfen sich einen Blick zu.
„In den Keller?“, fragte Martin und krempelte sich kampflustig die Jackenärmel hoch.
„In den Keller!“, bestätigte Linhard Wendel.
„Ihr bleibt hier“, bestimmte Martin mit einem Blick auf die Kinder und seine Frau, bevor er davon stapfte. Inga verzog wütend das Gesicht.
„Das glaubt er doch wohl selber nicht“, schimpfte sie leise. „Los, Kinder, hinterher, aber keinen Ton bitte.“
Möglichst geräuschlos schlichen sie hinter den beiden Männern hinterher. Schon am Eingang der Kapelle konnte man laute Männerstimmen hören. Offenbar stritten sie ziemlich heftig, was Finn irgendwie beruhigte. Wenigstens schien dann dieses Mal wohl niemand eine Waffe dabei zu haben.
Vorsichtig huschten die Inga und die Jungen zum Eingang des Gewölbes und warfen einen Blick hinein. Was sie dort sahen, überwältigte die Kinder. Da stand sie tatsächlich, die große Statue mit den drei Augen, nur dass das mittlere Auge nach wie vor nicht mehr als eine leere Höhlung war. Rechts und links der Statue waren zwei brennende Fackeln angebracht, so dass das Gold warm im Licht des Feuers glitzerte. Davor aber standen vier Männer und eine Frau, die sich gerade gewaltig anbrüllten.
„Es ist ein wissenschaftlicher Durchbruch“, pöbelte der Mann, von dem Finn annahm, dass es Asger Olsen, der Vater Angelikas, sein musste. „So etwas darf man nicht für sich alleine behalten!“
„Es ist mein Stein“, brüllte der Graf zurück, „und ich bestimme, was damit passiert!“
Die beiden Kontrahenten waren kurz davor, sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen und konnten nur mit Mühe und Not von Martin und Linhard Wendel zurück gehalten werden. Die Frau, die daneben stand, Angelikas Mutter wohl, schien sich äußerst unbehaglich zu fühlen und sagte sicherheitshalber gar nichts.
„So geht das nun schon seit zehn Minuten“, sagte eine leise Stimme hinter ihnen. Finn sah sich erschrocken um. Angelika stand mit verstörtem Gesicht hinter ihnen und sah in das Gewölbe hinab. „Ich glaube, die bringen sich noch um.“
Jetzt liefen ihr tatsächlich Tränen über das Gesicht. Finn erinnerte sich daran, dass er eigentlich wütend auf sie sein wollte, aber plötzlich schien ihm das alles nicht mehr wichtig. Er legte seinen Arm um das Mädchen.
„Vielleicht kannst du sie zuerst einmal da rauslocken?“, sagte er behutsam. „Wenn die wirklich anfangen, sich zu prügeln, ist wohl das Feuer das Gefährlichste.“ Angelika nickte und wischte sich mit dem Finger hinter den Brillengläsern die Tränen ab.
„Aber wie soll ich das tun?“, fragte sie hilflos.
„Versuch doch einfach, laut zu schreien, dass du dir weh getan hättest“, schlug Tom hilfsbereit vor.
Angelika nickte und holte tief Luft. Dann ließ sie prompt ein durchdringendes Geheul hören, welches dafür sorgte, dass die Kampfgeräusche aus dem Gewölbe schlagartig erstarben. Nur Sekunden später rannten die Olsens aus dem Gewölbe. Asger Olsen hielt einen grauen Kasten in der Hand, von dem Finn vermutete, dass es sich um das Messgerät für die Zeitsprünge handelte. Als der Mann die Kinder sah, blickte er sich verwirrt um. Dann stürzte er auf Finn zu, der noch immer seinen Arm um Angelikas Schultern gelegt hatte.
„Was machst du mit meiner Tochter?“, brüllte er.
„Er macht nichts“, brüllte Angelika an seiner statt zurück. „Ihr sollt nur aufhören, euch zu streiten!“
Asger Olsen starrte seine Tochter einen Moment lang an, ebenso wie seine Frau, die inzwischen hinzugekommen war. Plötzlich hatte Finn das eigenartige Gefühl, dass die Zeit eine Sekunde lang still zu stehen schien. Dann bewegte sich Angelikas Vater mit einem Mal wieder.
„Aber Liebling“, sagte er, „Wir streiten doch gar nicht. Ich war nur ganz sicher, einen Lycaena Dispar entdeckt zu haben. Einen Großen Feuerfalter“, fügte er in Finns Richtung gewandt erklärend hinzu. „Sie sind wirklich recht selten geworden.“
„Oh“ Angelika blickte verwirrt erst ihre Eltern an, dann die drei Jungen.
„Meine Eltern sind nämlich Biologen, wisst ihr?“, sagte sie. „Hier bei der
Weitere Kostenlose Bücher