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Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)

Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)

Titel: Finn und der Kristall der Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Konrad
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schwöre es!“, beteuerte Finn, und versuchte dabei, so harmlos wie eben möglich auszusehen.
    „Du warst was genau nicht?“, forschte Rosie interessiert.
    Finn zuckte die Schultern. „Weiß ich doch nicht“, sagte er. „Aber was es auch immer war, ich war nicht dabei, klar?“
    Rosie lachte.
    „Ich wollte gar nicht schimpfen“, versicherte sie.
    „Warum guckst du dann so?“, wollte Finn wissen.
    Rosie wurde schlagartig ernst.
    „Ach, ich weiß nicht, ob ich mich freuen soll oder traurig sein. Ich glaube, ich bin beides gleichzeitig.  Ich habe eine Stellung!“
    Finn starrte sie mit großen Augen an.
    „Du gehst weg?“, fragte er entsetzt.
    „Ach Finn!“
    Rosie wuschelte ihm zärtlich durch die Haare. „Ich bin beinahe sechzehn Jahre alt. Ich bin schon länger als viele andere hier im Heim. Es wird Zeit, dass ich ein eigenes Leben führe. Und irgendwie freue ich mich ja auch. Stell dir vor, ich werde eigenes Geld verdienen!“
    Rosies Augen strahlten bei dem Gedanken.
    „Aber ich will nicht, dass du gehst!“,  sagte Finn störrisch.
    „Ich will dich ja auch nicht verlassen!“
    Rosies Blick war jetzt ganz ernst.
    „Aber ich bin doch froh, dass ich jetzt bald ein selbständiges Leben führen kann. Und stell dir nur vor, wenn ich eigenes Geld habe! Ich werde dir etwas ganz Tolles kaufen, ich verspreche es dir! Vielleicht ein paar Lederschuhe?“
    Finn wusste, das war ein großartiges Angebot. Lederschuhe waren teuer, und Rosie würde dafür ganz sicher lange sparen müssen. Aber der Gedanke, dass Rosie, seine große Schwester, ihn verlassen würde, trieb ihm die Tränen in die Augen.
    „Ich will nichts!“, fauchte er wütend, drehte sich um und rannte davon. Am liebsten hätte er sich die Ohren zugehalten, als er Rosies traurige Stimme hinter sich her rufen hörte: „Finn! Ach Finn…!“
     
    In den nächsten Tagen ging Finn Rosie so gut er konnte aus dem Weg. Sie bedrängte ihn nicht, aber manchmal sah Finn aus den Augenwinkeln, wie sie ihn traurig ansah. Dann wandte er sich schnell ab.
    Schließlich nahm Fräulein Winter ihn beiseite.
    „Es ist nicht besonders nett, wie du Rosie behandelst“,  sagte sie ernst.
    „Ich will auch nicht nett sein“, murmelte Finn verstockt.
    „Wie bitte?“
    Fräulein Winter war selten einmal richtig streng, aber wenn, dann fühlte man sich ganz klein und schlecht, und genau das geschah gerade.
    Finn blickte betreten zu Boden. „Sie soll nicht gehen“, sagte er dann leise. „Warum kann nicht alles so bleiben, wie es ist?“
    Fräulein Winter kniete sich hin, so dass ihr Gesicht auf gleicher Höhe mit dem des Jungen war, und sah Finn fest in die Augen.
    „Finn“, sagte sie, „die Welt verändert sich nun einmal. Auch in einer richtigen Familie, einer mit Mutter und Vater, gehen die großen Geschwister irgendwann aus dem Hause. Das heißt aber doch nicht, dass sie einen nicht mehr lieb haben. Es bedeutet nur, dass das Leben von jetzt ab anders weiter gehen wird.“
    „Aber das Leben ist doch schön so, wie es ist“
    Eine große Träne rollte über Finns Wange. Fräulein Winter lächelte ein wenig.
    „Weißt du, dass du mir mit diesem Satz ein wunderbares Geschenk gemacht hast“, sagte sie freundlich. „Ich bemühe mich so sehr, euch Kindern ein Zuhause zu geben, und ich denke, wenn das Leben für dich schön ist, dann ist mir das sogar ein wenig gelungen.“
    Finn sah sie unsicher an.
    „Wir sind gerne hier“, sagte er dann leise.
    „Das freut mich wirklich“, antwortete Fräulein Winter. „Aber, weißt du, eine richtige Familie kann so ein Waisenhaus doch niemals ersetzen. Es gefällt dir hier, weil du es nicht anders kennst. Wenn du mit Mutter und Vater und vielleicht ein paar Geschwistern aufgewachsen wärst, käme dir das Waisenhaus doch recht armselig vor.
    Ich bin mit Mutter und Vater aufgewachsen, und ich hatte auch einen großen Bruder.“
    Finn zog die Stirn in Falten. Natürlich musste Fräulein Winter auch einmal ein Kind gewesen sein, aber er hatte nie darüber nachgedacht.
    „Eines Tages, ich war ein wenig älter als du, packte mein Bruder seine Sachen. Er war nun alt genug, so wie Rosie es jetzt ist, um in die Welt hinaus zu ziehen. Ich war sehr traurig, so wie du jetzt.
    Aber mein großer Bruder freute sich, und weil er sich freute, gab ich mir Mühe, mich auch zu freuen. Dann ging er fort.“
Fräulein Winters Augen verloren sich in der Ferne.
    „Wo ging er hin?“, fragte Finn leise.
    „Ach Finn“, sagte Fräulein Winter,

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