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Finne dich selbst!

Finne dich selbst!

Titel: Finne dich selbst! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Gieseking
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Buffet selber ist reichhaltig, umfasst oft Salate, Vorspeisen, Hauptspeisen und Nachtisch. Zu Preisen von 6 bis 8  Euro, inklusive der Getränke.
    Aber, und daran muss sich gewöhnen, der Finne will nicht unbedingt verkaufen. Der Servicegedanke ist nicht sein erster. Man wird, wenn man in Gaststätten sitzt, in Kneipen und Restaurants, häufig nicht sofort bedient. Der Finne, gerade als Kellner, drängt sich nicht auf. Er klärt auch nicht unbedingt auf, denn der Finne redet ja nicht viel. Manchmal sitzt man Stunden in einem Lokal, bis einem klarwird, dass hier Selbstbedienung ist.
    Einerseits ist das finnische Essen »normal«: Fisch, Fleisch, Käse, Gemüse, Salat. Aber es gibt auch Besonderheiten. Vor allem
mämmi
und
lakritsi
.
    »So, wir haben euch eine Überraschung mitgebracht.« Axel stellt grinsend eine Pappschachtel auf den Tisch und holt Teller und Löffel für alle. Daneben stellt er eine Milchtüte. »Setzt euch.«
    »Watt is datt denn?«, entfährt es Hermann. »Sieht ja aus wie Straßenbelag.«
    »Das ist
mämmi

    »Mammi?«
    »Nein,
mämmi
. Ein finnisches Nationalgericht. Das ist hier die absolute Osterdelikatesse.«
    »Und datt hes du nu van Ostern fo us uppeheget?«, fragte Ilse. Das hast du jetzt seit Ostern für uns aufgehoben?
    »Nee, das hab ich noch im Supermarkt in der Kühltruhe bekommen. Isst man mit Milch.«
    »Süht ut wie Teerpappen.« Sieht aus wie Teerpappe, sagte Ilse mit analytischem Blick.
    »Und was ist das jetzt?«
    »Probier doch mal, Papa.«
    Sofort hakt Ilse nach. Hermann hatte die Deckung leicht geöffnet. »Watt de Bur nich kennt, datt frett hei nich!« Was der Bauer nicht kennt, das isst er nicht!
    »Da müssen wir wohl durch«, springe ich Axel zur Seite. »Schmeckt nicht so schlecht!«
    »Aber wie?«, misstraut Hermann weiter.
    »Kann man schwer beschreiben. Bisschen nach Malz. Entfernt nach Roggenbrot. Hat ein bisschen was von Honigkuchen.«
    »Wie Zapp und Malzbier gemischt«, erklärt Axel. Zapp ist Ostwestfälisch für Zuckerrübensirup.
    Mämmi
gebe es am Karfreitag immer mit Sahne, sagt Viivi. Und egal, ob man es mögen würde oder nicht, alle würden es essen, wenn auch heute oft nur noch aus Tradition heraus, mit viel Zucker oder mit Vanillesoße. Aber original sei es nur mit Milch, ohne Zucker.
    Axel zeigt auf die Schachtel. »Früher gab es das in Birkenrinde verpackt. Jetzt haben die die Rinde als Muster auf die Packung gedruckt.«
    »Und?«, frage ich Hermann.
    »Och, kann man äten«, sagt er.
    »Wenigstens blamiere ich mich nicht mit euch«, sagt Axel.
    Eine weitere Besonderheit des finnischen Gaumens ist die Vorliebe für Lakritz,
lakritsi
oder auch
salmiakki.
Letzteres ist Lakritz mit Steinsalz. Beides isst der Finne für sein Leben gern, und zwar in jeder denkbaren Form. Als Röhren, Stangen, gerollt, gedreht, hohl oder massiv. Das wird hier gefuttert wie andernorts Gummibärchen oder Vollmilchschokolade. Auch als »Rentierköttel« erhältlich,
Poron Pipanoita
und
Salmiakkirusina
steht auf der Packung, auf Englisch Reindeer droppings. Es gibt sogar Lakritzschnaps. Er gilt als Likör und wird von der legendären Wodka-Fabrik Koskenkorva produziert, »Salmiakki The Original  013 «, mit 32  Prozent Alkohol und Koskenkorva »Lakritsi« mit 30  Prozent. Das Ganze in Halbliterflaschen aus schwarzem Plastik, leicht gebogen, sehr handlich, sozusagen der Flachmann  XXL .
    Lakritz ist eine regelrechte Manie. Es gibt Lakritz-Schokolade und selbst Eiscreme mit Lakritzgeschmack. Axel lädt die ganze Familie zum Lakritzeisessen ein. Hermann und Ilse lehnen dankend ab. Ich bin letztendlich der Einzige in unserer Reisegruppe, der es probiert. Das Eis hat die Form des legendären Magnum. Pechschwarz außen. Innen sieht es aber aus wie Staubsaugerbeutelinhalt. Und schmeckt auch so. Eine graue Masse, die auch als Eis sehr flusig daherkommt. Ich kann nicht weiteressen. Der Anblick nimmt mir jede Möglichkeit auf Genuss. Ich esse nun mal keine Innereien. »So was findet der Finne lecker?«
    Axel zuckt mit den Schultern.
    Typisch finnisch ist auch die Bratwurst.
Makkara
. Allerdings nicht als Curry-Pommes-Rot-Weiß, sondern als
pyttipannu
, eines der legendären Gerichte. Das gibt es als »finnisches Fast-food« meist serviert in der Pappschale mit Plastikgabel.
Pyttipannu
ist kleingeschnittene Wurst mit gebratenen kleinen Kartoffelstücken, darüber Ketchup und Senf und dazu der genauso legendäre finnische Gurkensalat. Hat man das fast verputzt, sammelt sich in der

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