Finne dich selbst!
Zylinder, dann gibt es
Mumin
-Mama und
Mumins
Freundin, das Snork-Fräulein. Die
mumins
laufen aufrecht auf zwei Beinen. Es gibt einen Anarchisten im
mumin
-Tal, Schnupferich, eine Art früher Hippie, dann die Hatifnatten, die immer gleich zu Hunderten auftreten und die wie Spargelwesen aussehen. Die Hemule sind regelrecht zwanghafte Fanatiker, ins Absurde gezeichnete Wesen, Briefmarkensammler oder Botaniker. Das Bös-Bedrohliche gibt es ebenfalls, aber nur selten taucht sie auf, die schreckliche Morra. Hier übt Tove Jansson so witzig wie poetisch Kritik an den menschlichen Schwächen.
Mumin
ist dabei immer eine Mischung aus tapferer Held und Tollpatsch, mit dem man leidet, um den man sich sorgt, mit dem man aber auch auf Abenteuersuche geht. Seine Abenteuer sind jedes Mal eine Heldenreise.
Diese
mumin
-Welten sind ein Mix aus Natur und Kultur, manche Charaktere sind menschlich, andere ähneln eher Tieren. Die Welt des
mumin
-Tals ist ein poetisches Abbild der realen Welt. Und in den Geschichten sind die ewigen Motive angelegt, Janoschs »Panama« wird hier beinah vorweggenommen: Schatzsuche, das Sehnen nach fernen Welten, Seefahrten, aber auch die Sehnsucht nach Heimat und Vertrautem.
Es gibt Romane und Comics, Bilderbücher, Hörspiele und Filme mit den
mumins
. Sie existieren als Zeichentrickfilm und als Puppenspielserie. Es gibt ein
mumin
-Land in Natali, Muumimaailma in der Nähe von Turku, einen Freizeitpark, eine Art finnisches Disneyland mit den Welten der Tove Jansson.
Mumins
finden sich auf Tassen und Tellern, auf allen möglichen Kinderprodukten und alle Jahre wieder auf Briefmarken.
Viivi war ganz erstaunt: »Bernd, die kennst du nicht? Ich bin groß geworden mit ihnen. Das Snork-Fräulein ist so süß!« Sie und Axel hatten mir darum bei ihrem letzten Deutschlandbesuch einen Comic-Band geschenkt. Seitdem bin ich angefixt und habe mehrere
mumin
-Romane mit auf diese Reise genommen. Ich reise nie mehr ohne ein
mumin
-Buch.
Natürlich will ich in den nächsten Tagen in Tampere ins
mumin
-Museum gehen. Dort sind die wundervollen filigranen Zeichnungen von Tove Jansson im Original zu sehen. Weniger ein Museum für Kinder als vielmehr eins für den Fan der komischen Zeichnung. Dort kann man auch deutsche und englische Ausgaben betrachten und alle anderen Übersetzungen. Vergleicht man die finnischen Originale mit den Namensgebungen in anderen Sprachen, erahnt man diese Mischung aus absolutem Vergnügen und gnadenloser Pein, die es für die Übersetzer gewesen sein muss, hier jeweils Namen zu finden und zu erfinden.
Kirppis in Vääksy
Samstag am
mökki
. Nach dem Frühstück gehen Axel und ich schwimmen. Als wir aus dem Wasser steigen, sitzen unsere Eltern auf der Bank am Steg. Hier finden wir sie ab jetzt quasi jederzeit. Es ist ihr absoluter Lieblingsplatz. Sie sitzen stundenlang einträchtig nebeneinander, zu allen Tageszeiten, am frühen Morgen, in den Mittagsstunden und am späten Abend, wenn sich der Himmel langsam, ganz langsam rötlich verfärbt. Hier wird tagelang gelesen, geruht, geschwiegen, oder es werden Sudokus gelöst.
Am Samstagmittag brechen wir alle gemeinsam auf zu einem Ausflug zum Flohmarkt in Vääksy. Unterwegs machen wir einen kleinen Abstecher. Matti führt uns zu seinem Geburtshaus, in dem heute sein Bruder wohnt. Er zeigt uns dort einen traditionellen finnischen Erdkeller. Eine Art Bio-Kühlschrank. Der Erdkeller liegt neben dem Haus. Er ist in die Erde gemauert und hat den naturbelassenen Boden als Untergrund. Im Sommer bleibt es im Erdkeller angenehm kühl, im Winter ist er trotzdem frostfrei. Durch den bloßen Boden herrscht eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit. Eine zweiflügelige Holztür öffnet uns den Weg zu einer kleinen, schmalen Treppe, und wir gehen geduckt nach unten. Mattis Bruder lagert hier bis heute Gemüse und Kartoffeln.
Wir fahren weiter. Unsere Strecke ist identisch mit Mattis früherem Schulweg. Hier war er jeden Winter auf Skiern zur Schule gelaufen. »Acht Kilometer hin und wieder acht Kilometer zurück«, erzählt er. Die Schule ging von acht Uhr morgens bis drei Uhr nachmittags, man nahm Brote und Milch von zu Hause mit. Auch samstags war Schule, ein Montag im Monat war frei. Alle Klassen waren gemeinsam in einem Raum untergebracht und wurden parallel von einem Lehrer unterrichtet.
Matti sagt: »Hier ist Land, hier wohnten nicht viele.« Und er fragt: »Wie seid ihr denn zur Schule gekommen?«
»Zu Fuß«, sagt Hermann.
»Ich musste im Winter mit
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