Finnischer Tango - Roman
geführt, aber das Ziel des Anschlags kann ich leider nicht verraten. Beeilen Sie sich, ich schicke Ihnen weitere Beweise, sobald ich kann«, sagte der Mann und beendete das Gespräch.
Langdon ließ einen ohrenbetäubenden Pfiff erklingen, bis sämtliche Mitarbeiter auf ihn aufmerksam wurden. »Alle hierher!«, rief er und bedeutete den Mitgliedern der Krisengruppe durch heftige Handzeichen, sie sollten zu Melissas Arbeitsplatz kommen.
Die müden Mitarbeiter waren auf einen Schlag munter, als Melissa berichtete, dass sich Umar in Nadschaf versteckte.
Die Flut von Fragen ließ erst nach, als der dicke Ermittler aus der Spezialeinheit der Londoner Polizei mit lauter Stimme alle anderen übertönte. »Warum gerade Nadschaf? Was gibt es dort Besonderes?«
Die Vertreterin des Außenministeriums, eine Frau kurz vor dem Rentenalter in einem grauen Hosenanzug, trat vor und klärte ihre Kollegen auf: »In Nadschaf liegt das Grab von Imam Ali ibn Abi Tálib. Das ist eine der heiligen Städte der Moslems, für die Schiiten ist es der heiligste Ort auf der ganzen Welt. Die Bezeichnung Schiiten ist abgeleitet von Shi’at Ali , das bedeutet ›Partei des Propheten Ali‹ oder ›Alis Anhänger‹.«
»Und was hat das mit diesen Ermittlungen zu tun?«, unterbrach sie der Mann von der Londoner Polizei barsch.
Die Frau ließ sich davon nicht beirren, sondern fuhr würdevoll fort: »Das Schiitentum entstand nach dem Tod des Propheten Mohammed, als Abu Bakr zum ersten Kalifen gewählt wurde, nach Auffassung der Schiiten hätte die Macht jedoch an den Schwiegersohn Mohammeds, an Ali, übergehen müssen. Schließlich wurde Ali zwar der vierte Kalif des islamischen Staates, in gewisser Weise der letzte gemeinsame Führer der Sunniten und Schiiten, aber schon kurz danach ermordete man ihn in der Nähe von Nadschaf. Er war der erste Führer der Schiiten, der Imam Ali.«
»Vielleicht sollte das Verteidigungsministerium dem RegimentBlack Watch befehlen, nur Nadschaf durchzukämmen und nicht das ganze Todesdreieck«, schlug die großgewachsene rothaarige Frau vom MI 6 vor.
»Unbedingt. Bis jetzt hat ›die Taube‹ kein einziges Mal gelogen, und das Todesdreieck ist so groß, dass es keine Armee innerhalb von vierundzwanzig Stunden ganz durchsuchen kann«, sagte Melissa.
Die Diskussion wurde unterbrochen, als das Handy des Verbindungsmannes aus dem Communication Headquarter peinlich laut klingelte. Mit betretener Miene meldete sich der junge Mann, schob seine Brille zurecht und zupfte nervös am Knoten der Krawatte. Je länger das Gespräch dauerte, umso ernster wurde sein Gesicht. »Das war das Hauptquartier in Cheltenham. Das Echelon hat im Laufe des heutigen Tages aus vielen Nachrichten und Telefongesprächen, die im Todesdreieck angekommen und abgegangen sind, das Schlüsselwort Samak , das heißt Fisch, gefunden. Die Trefferdichte kann nicht annähernd mit der statistischen Wahrscheinlichkeit erklärt werden. ›Fisch‹ bedeutet im Codebuch vieler unterschiedlicher Terrororganisationen Schiff. Im Hauptquartier ist man ziemlich sicher, dass die Terroristen einen Anschlag auf irgendein britisches Schiff vorhaben.«
»Ausgezeichnete Arbeit«, sagte Langdon voller Eifer. »Wir machen eine Liste aller Schiffe, die morgen aus Großbritannien abfahren oder hier ankommen.«
»Das müssen Tausende sein«, seufzte Melissa. »Wir werden es nicht schaffen, alle Schiffe zu überprüfen. Nicht in knapp vierundzwanzig Stunden. Außerdem kann Takfir auch einen Anschlag auf ein britisches Schiff in Asien oder Südamerika unternehmen. Es kann überall passieren. Und dann handelt es sich vermutlich um Zehntausende Schiffe.« Auch ihr Optimismus verflog allmählich, und zu allem Überfluss bekam sie auch noch Sodbrennen. Das war eineder Freuden in der Schwangerschaft, auf die sie auch hätte verzichten können.
Langdon überlegte nur kurz. »Wir sind gezwungen, alle verfügbaren Kräfte einzusetzen, um diesem Hinweis auf das Schiff nachzugehen: Wer ist Sliman Mouni, was für ein Schiff könnte Takfir am leichtesten zerstören, die Vernichtung welches Schiffes brächte ihnen am meisten Nutzen, welches Schiff transportiert die wertvollste Fracht oder den wertvollsten Passagier, und auf welchem Schiff befindet sich die gefährlichste Last … Ich nehme Kontakt zum Verteidigungsministerium auf: Das ganze Regiment Black Watch muss jetzt sofort nach Nadschaf verlegt werden.«
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Eeva schaltete das Handy aus und lehnte sich hinten im Taxi mit einem
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