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Finnischer Tango - Roman

Finnischer Tango - Roman

Titel: Finnischer Tango - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Hallamaa ja auch hier verhören.«
    »Und Wassili Arbamow?«, erkundigte sich Palosuo bei Kuurma.
    »Ein Datenimage und ein Personenprofil werden gerade angefertigt. Es handelt sich um einen Millionär aus Sankt Petersburg, keine Vorstrafen, aber viele Verdachtsmomente.«
    »Ist diese Gefahr einer Heroinwelle, die den Markt überschwemmt, real?«, fragte Ratamo.
    »Nach Auffassung der Antimafiamiliz und der Drogenmiliz von Sankt Petersburg ist sie real«, antwortete Kuurma. »In Russland sind wilde Gerüchte im Umlauf, es geht um eingeführte Heroinladungen von mehreren Hundert Kilo. Laut KRP …«
    Riitta Kuurma verstummte, als die Tür aufging und der müde aussehende Ermittler Ossi Loponen den Kopf hereinsteckte. »Die von der Abteilung für Gewaltverbrechen bringen Hallamaa in einer Stunde hierher«, sagte er und verschwand genauso schnell, wie er aufgetaucht war.
    »Vielleicht ist es besser, wenn ich dieses Verhör am Bildschirm verfolge. Da ich die Frau nun mal kenne«, verkündete Ratamo. Dabei stapelte er seine Unterlagen und überlegte, was wohl aus seinem morgigen freien Tag werden würde.
5
    Aus Adil al-Moteiris Renault Mégane, der in der Laivurinrinne geparkt war, hatte man eine ungehinderte Sicht auf Eeva Hallamaas Haus in der Sepänkatu. Durch das einen Spalt geöffnete Fenster wehte kalte Luft in sein Gesicht, und aus den Lautsprechern der Stereoanlage erklang Beethovens imposante »Eroica«, oder genauer gesagt, Adils Version der Sinfonie – die Komposition wurde mit doppelter Geschwindigkeit abgespielt. Der Geruch gebratenen Knoblauchs drang herein. Adils Blick verweilte kurz auf einem Fußgänger, der vor Kälte ganz krumm ging, und kehrte dann zurück zu Eevas Fenstern. Es ärgerte ihn, dass er die Umsetzung seines Plans in der finnischen Kälte überwachen musste, aber wegen Eeva hatte er das so entschieden.
    Dieses Datum war auf dem Pergament der Geschichte mit besonders großen Ziffern eingebrannt, überlegte Adil. Am 3. Dezember 1812 zog sich Napoleons Armee endgültig aus den eisigen Steppen Russlands zurück, nachdem sie eine der vernichtendsten Niederlagen der Kriegsgeschichte erlitten hatte: Von der ursprünglich 525 000 Mann starken Armee waren nur noch reichlich 25 000 Soldaten übrig geblieben. Adils besaß ein Gedächtnis ohnegleichen: Er konnte nichts vergessen, was er erlebt, gelesen oder gesehen hatte, sogar an mitgehörte Unterhaltungen in Sprachen, die er nicht verstand, erinnerte er sich Wort für Wort. Alle aufgenommenen Reize erzeugten in ihm so viele Bilder, dass es ihn manchmal viel Mühe kostete, seine Gedanken zusammenzuhalten. Sein Kopf quoll über vor Informationen.
    Adil drehte das Zifferblatt seiner Uhr in Richtung Handrücken, das Armband ließ sich nicht straffer spannen, es verrutschte ständig, weil sein Handgelenk so schmal war. Er wartete schon anderthalb Stunden, um Eeva wenigstens für einen Augenblick zu sehen. Die Zeit war Adils einzigerFeind, nur sie könnte seinen Intellekt besiegen, und auch das nur einmal, irgendwann in ferner Zukunft. »Was ist die Zeit?« hatte der Kirchenvater Augustinus vor Jahrhunderten gefragt und selbst geantwortet: »Wenn mich niemand danach fragt, weiß ich es, will ich es einem Fragenden erklären, weiß ich es nicht.« Adil wusste es. Er wusste alles.
    Er presste das Fernglas an die Augen und beobachtete, wie auf der Eisbahn im Park ein kleines Mädchen in einen Schneehaufen fiel, das ließ ihn an Kirsi und seine bei einem Bombenanschlag umgekommenen Schwestern denken – die Sehnsucht schmerzte. Als er das Fernglas höher hob, sah er, dass die Kriminaltechniker der Polizei immer noch in Eevas Wohnung beschäftigt waren. Eilig hatte er es nicht, die Umsetzung des Plans stand erst am Anfang, er würde seine Geliebte im Laufe der nächsten Tage noch mehrmals sehen. Schon bald käme durch seine Hilfe Eevas Leben in Ordnung. Sie waren Ausnahmemenschen, er und Eeva. Adil kannte außer ihr keinen anderen Menschen, dessen Gedächtnis auf irgendeinem Gebiet noch phänomenaler funktionierte als sein eigenes. Eeva war mit Zahlen zu Kunststücken fähig, von denen auch er nur träumen konnte. Wenn es jemand verdient hatte, Hilfe zu erhalten, dann war es Eeva.
    Adil startete seinen Wagen, ging im Kopf den Stadtplan von Helsinki durch und entschloss sich, über die Sörnäisten rantatie zu dem Treffen mit Turan Zana zu fahren. Das Wasser liebte Adil, schon immer. Es war als Entität genauso rein wie er selbst.
    Alles verlief zwar bisher wie

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