Finnischer Tango - Roman
SUPO-Mitarbeiter betraten mit ernster Miene den Raum. Eeva fuhr sich durch ihr blondes Haar und fürchtete so auszusehen, als wäre sie schuldig – an irgendetwas.
Sie spürte, wie feucht ihre Handfläche war, als sie Ulla Palosuo, Erik Wrede und Riitta Kuurma die Hand gab. Dann wurde sie von Palosuo, die offensichtlich die Chefin war, in den Verhörraum geführt. Enttäuscht musste sie feststellen, dass Ratamo fehlte. Die Einrichtung der fensterlosen Betonzelle bestand aus billigen Stühlen und einem Holztisch mit Metallbeinen. Die absolute Stille wirkte bedrückend, das matte Licht drohend, und die Hitze nahm ihr fast den Atem.
Wrede fingerte an der Videokamera herum, und Riitta Kuurma sprach die Namen der Anwesenden, das Datum, die Uhrzeit und den Gegenstand des Verhörs in ein Mikrofon.
»So, die Kriminalpolizei hat uns schon einiges von Ihren Verhören berichtet, aber wir möchten alles noch einmal von Ihnen persönlich hören«, sagte Ulla Palosuo freundlich.»Beginnen wir mit Ihrer Arbeit. Was genau machen Sie an der Universität?«
»Was hat das denn damit zu tun?«, erwiderte Eeva schroff, biss sich auf die Lippen und bereute sofort, dass sie so ungehalten reagierte. Sie mußte ihre Nerven im Zaume halten. »Ich bin eine ganz normale Universitätslektorin. Im Herbstsemester halte ich Vorlesungen für den Kurs Nummer 1 in Algebra und ein Seminar für die forschungsorientierten Studenten, und ich betreue die Studenten, die ihre Examensarbeiten schreiben«, sagte sie ganz ruhig und ließ ihren Blick von einem SUPO-Mitarbeiter zum anderen wandern; alle schauten sie sehr ernst an.
Nach einigen Fragen zum Hintergrund Eeva Hallamaas rückte Ulla Palosuo auf ihrem Stuhl nach hinten. »Und nun zu den Ereignissen von heute. Erzählen Sie alles mit eigenen Worten bis zu dem Punkt, als Sie in … Arto Ratamos Wohnung gerannt kamen. Und erinnern Sie sich auch an die Einzelheiten.«
Diese Menschen nahmen sie im Gegensatz zu den Polizisten in Pasila ernst. Vielleicht würde sich die Sache klären. Eevas Gemütsverfassung besserte sich, und sie berichtete in einem Zuge alles, von dem Mann, der sich »der Türke« nannte, von ihrem Gespräch, von dem an Ketten hängenden Arkadi Kirilow und auch von der Spritze, die der Mann erhalten hatte.
»Und Wassili Arbamow will den europäischen Heroinmarkt erobern.« Damit war sie am Schluss ihres langen Berichts angelangt und keuchte wie ein Vierhundert-Meter-Läufer im Ziel. Doch sie erlebte eine Enttäuschung, die SUPO-Mitarbeiter starrten sie jetzt genauso ungläubig an wie vorher die normalen Polizisten.
»Kennen Sie diesen Türken?« fragte Wrede in aggressivem Ton.
Eeva konnte ihre Verwunderung nicht verbergen, hattesie gegen die Wand gesprochen? »Begreifen Sie das denn nicht? Ich bin diesem Mann nie zuvor begegnet, und ich habe auch keine Ahnung, warum man mich in diesen Alptraum hineingezogen hat.«
Kuurma lächelte voller Mitgefühl. »Haben Sie diesen Türken bei der Polizei in Pasila beschrieben?«
Eeva antwortete mit einem Nicken. Wieso wussten die SUPO-Mitarbeiter das nicht? Redeten die Leute von der Polizei nicht miteinander? Sah so Ratamos Arbeit aus?
»Und Arkadi Kirilow oder Wassili Arbamow, kennen Sie einen von beiden? Sicher sind Sie sich zumindest begegnet, in Ihrem … früheren Leben.« Über Wredes Gesicht huschte ein Grinsen.
Du kannst mich mal, dachte Eeva, um ein Haar hätte sie es dem Rotkopf, der sie auf den Arm nehmen wollte, auch gesagt, aber sie konnte sich gerade noch beherrschen. Natürlich wusste die Polizei von ihrem Drogenhintergrund und zog daraus ihre Schlüsse, obwohl sie schon ein Jahr lang sauber war. »Ich sage es jetzt zum hundertsten Mal: Ich kenne keinen einzigen russischen Drogendealer. Im Archiv der Polizei müssten die Namen der Leute zu finden sein, bei denen ich damals … Speed und Ähnliches gekauft habe. Zumindest hat man mich oft genug verhört.« Sie betrachtete die zweifelnden Gesichter der SUPO-Mitarbeiter und fürchtete, die Zweifel könnten jeden Moment in Spott umschlagen.
Riitta Kuurma fand, dass Eeva Hallamaa einen ehrlichen Eindruck machte. »Sie haben also gesehen, wie dieser … Türke Kirilow die Spritze gab. Wissen Sie … also glauben Sie, dass der Mann daran starb?« Sie setzte ihre Worte mit Bedacht.
Eeva verstand nicht, worauf die Ermittlerin anspielte. »Zumindest sah es so aus. Und der Türke hat es gesagt. Ich habe nicht erst noch den Puls des Russen gemessen, als ich gehen durfte. Warum sollte
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