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Finnischer Tango - Roman

Finnischer Tango - Roman

Titel: Finnischer Tango - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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zusammenzuarbeiten, ohne zu sagen, worum es dabei ging? Die Polizei würde sie für noch verrückter halten als am Vortag.
    Vor dem Reisebüro auf der Aleksi blieb sie stehen und schaute sich verstohlen um in Richtung Senatsplatz, Verfolger waren nicht zu sehen. Hatte der Türke Mikko etwas angetan? Sie drückte auf die Schnellwahltaste ihres Handys, und Mikko antwortete fast sofort.
    Eeva fielen vor Erleichterung die Schultern nach vorn. »Ist alles in Ordnung?«
    »Entschuldige, dass ich noch nicht angerufen habe. Ich bin nicht dazu gekommen.« Mikko schnaufte. »Ich hab hier einen Wasserrohrbruch in der Toilette, Wasser läuft auf den Fußboden, alles wird nass.«
    »Waren bei dir irgendwelche Männer … Türken …?«, fragte Eeva hastig.
    Es dauerte eine Weile, bis Mikko antwortete. »Was für Männer? Hier ist niemand gewesen. Spinnst du schon wieder … Von wo rufst du an?«
    »Aus der Stadt. Jetzt ist alles in Ordnung, aber der Mann von gestern hat gedroht …« Eeva verstummte, als sie im Telefon hörte, wie Glas splitterte.
    »Sorry, Schatz, wir reden später weiter. Hier steht wirklich der ganze Fußboden unter Wasser, ich kann jetzt nicht hier weg. Ich warte auf den Hausmeister und den Klempner, einer von beiden müsste schon hier sein, verdammt noch mal …« Man hörte Wasser plätschern und Mikko fluchen, dann brach die Verbindung ab.
    Auch das noch, Mikko glaubte ihr wieder nicht. Eeva drückte die Schnellwahltaste und rief bei sich zu Hause an, sie wartete, aber niemand meldete sich. Auch nicht beim zweiten und dritten Versuch. Wo war Kirsi? Sollte sie es riskieren, nach Hause zu gehen? Vielleicht wollte der Türke nicht in der Umgebung ihrer Wohnung gesehen werden, da er den Verdacht hatte, dass sie überwacht wurde. Eeva versuchte auch noch Ratamo anzurufen, hörte aber nur den Anrufbeantworter. Sie schaute auf die Uhr, und ihr wurde klar, dass Ratamo schon in einer Stunde zu ihr nach Hause käme. Vielleicht könnte Arto ihr helfen.
    Eeva traf ihre Entscheidung, bog auf die Fabianinkatu ab und rannte zum Taxistand auf der Pohjoisesplanadi. Endlichstand dort mal ein Wagen. Sie setzte sich auf den Rücksitz und nannte die Adresse. Allmählich beruhigte sich ihr Puls, dieser Fahrer kannte die Strecke und war zum Glück nicht so gesprächig.
    Plötzlich fiel ihr etwas ein, worauf sie schon am Vortag aufmerksam geworden war: Der Türke benutzte das englische Wort forfeit . Das war selten, aber sie erinnerte sich, das jemand anders dieses Wort auch verwendet hatte. Aber wer? Und warum ging ihr das nicht aus dem Kopf? »… you shall forfeit …« Wenn ihr Gedächtnis doch bei normalen Dingen genauso phänomenal funktionieren würde wie beim Umgang mit Zahlen.
    Das Taxi hielt in der Sepänkatu, und kurz darauf stürmte Eeva schon das zweite Mal innerhalb von vierundzwanzig Stunden mit klopfendem Herzen die Treppe hinauf. Der Zeitungsstapel vor der Wohnungstür des Rentners in der ersten Etage war um die dicke Sonntagsausgabe gewachsen. Es roch nach dem Pfeifentabak des arbeitslosen Musikers, und irgendwo hörte jemand finnische Tangomusik. Warum war Kirsi nicht ans Telefon gegangen?
    »Kirsi!« Eeva rief ihre Tochter schon, als sie die Klinke der Wohnungstür noch in der Hand hatte. Keine Antwort. Aber aus Kirsis Zimmer erklang laute Musik. Sie rannte durch das Wohnzimmer, öffnete die Tür zum Kinderzimmer und sah ihre Tochter auf dem Bett, sie lag auf dem Bauch. Eeva stürzte zu Kirsi hin und griff nach ihrer Schulter. Beide schrien auf, und Kirsi drehte sich mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen um.
    »Bis du verrückt, eh, was soll denn das?«, stammelte das Mädchen und stand auf, um die Anlage auszuschalten.
    Eeva konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten und umarmte ihre Tochter, damit die es nicht bemerkte, aber das Mädchen stieß sie weg.
    »Mutter, jetzt fängst du wieder an durchzudrehen«, sagteKirsi mit brüchiger Stimme, sie setzte sich an ihren Schreibtisch und vergrub ihr Gesicht in den Händen.
    So ist es, mein Schatz, dachte Eeva. »Entschuldige. Ich habe mir nur Sorgen gemacht, weil in der Stadt etwas … Häßliches passiert ist. Ich habe nicht vor, auszuflippen.«
    Kirsi drehte sich um und schaute ihre Mutter an. »Wenn mit dir irgendwas passiert, dann muss ich zu Vater. Und das will ich nicht, der ist immer auf Achse, und was bei mir so los ist, interessiert den nicht.«
    »In zwei Tagen ist alles wieder in Ordnung. Mach dir keine Sorgen. Uns kann nichts trennen«,

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