Finnischer Tango - Roman
beiden …«
Tagmouti hob den Finger, und seine dunklen Augen flackerten. »Umar bat mich, Ihnen zu versichern, dass er Außenstehenden nichts gesagt hat.«
Arbamow schaute auf Tagmoutis erhobenen Finger und überlegte, was geschehen würde, wenn auf seine Anweisung hin ein paar seiner Männer dem marokkanischen Laufburschen Manieren beibrächten. Er versuchte sich zu beruhigen.
Es schien so, als hätte Tagmouti Arbamows Gedanken erahnt. Er zauberte eine versöhnliche Miene auf sein Gesicht. »Wenn der Erpresser im Laufe dieses Tages nicht gefunden wird, beendet Umar die Zusammenarbeit mit Ihnen. Unser wichtigstes Ziel ist die Finanzierung des bevorstehenden Anschlags, das darf durch nichts gefährdet werden. Niemand darf Umar oder Takfir wal Hijra auf die Spur kommen. Wir können das Heroin auch anderen verkaufen.«
»Ich werde diesen Erpresser schon finden.« Arbamow schlug mit der flachen Hand auf den Rand des Kamins.
Tagmouti ignorierte die Bemerkung. »Sie profitieren am meisten bei diesem Projekt. Wir müssen denen, die das Opium anbauen, große Summen zahlen. Die Afghanen können gut feilschen.«
»Das ist nur ein kleiner Rückschlag, so etwas kommt bei jedem Geschäft vor«, beteuerte Arbamow. »Ansonsten läuft die Umsetzung des Plans ja glänzend, Heroin ist schon an Tausende Menschen verteilt worden, und nun, nach dem Anheben der Preise, kommt mehr Geld herein, als wir zählen können. Ich werde bei euch bald die nächste Lieferung für dreißig Millionen Dollar bestellen.«
Tagmoutis Champagnerglas leerte sich, aber er war noch nicht versöhnt. »Ein Schaden ist schon entstanden. Die Todesfälle durch Überdosis heizen die Diskussion über Drogen an, die Polizei vergrößert ihre Ressourcen, die Kontrollen werden verschärft, Drogenabhängige werden verhört und die Dealer auf der Straße verfolgt, man versucht die Erzeuger zu ermitteln …«
Arbamow musste sich eingestehen, dass der Marokkaner zur Abwechslung einmal recht hatte; ihre Geschäfte waren gefährdet. Der Erpresser musste gefunden werden und auch derjenige, der die Informationen verraten hatte. Leider war Renata sehr viel wahrscheinlicher die Schuldige als Umar. »Sagen Sie Umar, dass ich die Sache in Ordnung bringe.«
»Sie haben neun Stunden Zeit.« Tagmouti machte mit seinem Gesichtsausdruck klar, dass dieses Gespräch beendet war, und die Männer kehrten an den Tisch zurück.
Die Stimmung war zum Zerreißen gespannt. Die drei aßen schweigend ihren Brunch, und Arbamow dachte über die Lage nach. Renata wäre leicht auszuschalten, aber er würde es sehr ungern tun, denn die Frau übte eine außergewöhnlich starke Anziehungskraft auf ihn aus. Und wenndoch Umar der Verräter war? Er ließ seiner Phantasie freien Lauf: Hatte Umar die Habgier gepackt? Die Herstellung eines Gramms Heroin in Afghanistan kostete einen Euro, die ausländischen Großeinkäufer zahlten dafür siebzig Euro und verkauften es verlängert für einhundert Euro weiter. Auf der Straße kostete ein Gramm Heroin, dessen Preis ursprünglich bei einem Euro lag, schon dreihundert Euro. Wenn Umar seinen Stoff selbst verteilte und verkaufte, würde er astronomische Summen verdienen.
Arbamow beschloss, seine Phantasie zu zügeln. Umar war bereit gewesen, ihm sein Heroin so billig, für dreißig Euro pro Gramm, zu verkaufen, weil er Umar versprochen hatte, ihm nach dem Abschluss der Operation die Zeichnungen für die E-Rakete zu liefern. Umar würde ihn nicht verraten, der Mann wollte immer noch in den Besitz des perfekten Instruments für den Terrorismus gelangen, da war sich Arbamow fast sicher.
16
Eine Frau, die verblüffend sexy wirkte, posierte auf dem Werbeplakat für Unterwäsche an der Bushaltestelle in der Laivurinkatu, und Arto Ratamo fragte sich, warum die Frauen aufreizende Dessous trugen, wenn die Liebe nun mal blind war. Er ging mit hochgeschlagenem Kragen in Richtung Sepänkatu und fluchte, weil der Käfer in der Werkstatt stand und er auch noch seinen Hut und die Handschuhe vergessen hatte, und das bei fast zwanzig Grad minus.
Mit seinen Gedanken war er immer noch in der Ratakatu. Nach Ketonens Pensionierung hatte sich die Atmosphäre in der SUPO deutlich verschlechtert, sie war äußerst angespannt. Auch wenn man noch sosehr versuchte, unparteiischzu bleiben, es half nichts, dem Tratsch in der Kaffeepause und den zwischenmenschlichen Problemen in einer Gemeinschaft, die so eng zusammenarbeiten musste, konnte man sich nicht entziehen. Zwischen Palosuo
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