Finnischer Tango - Roman
versicherte Eeva und hoffte von ganzem Herzen, dass sie nicht zu viel versprochen hatte.
15
Der dunkelrote BMW hielt am Ende einer langen Schlange von Luxuskarossen vor dem Kasino Taleon Club. Von Wassili Arbamows Palast bis zum Kasino war es nicht weit, aber er hatte keine Lust, bei fünfzehn Grad minus auch nur einen Meter zu laufen. Der Portier mit Zylinder erkannte die Nummer des BMW und eilte herbei, um die hintere Tür des Wagens zu öffnen.
Der Taleon Club war der ehemalige Jelisejew-Palast. Aus einem Zeugnis des zaristischen Glanzes in Sankt Petersburg hatte man nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion einen Spielplatz für die russische Elite gemacht. Arbamow war stolz auf diese Perle seiner Heimatstadt. Zusammen mit Renata, die ein dickes Kuvert trug, betrat er das im Renaissancestil gehaltene Foyer des Clubs, wo sie von einer großgewachsenen blonden Frau empfangen wurden. Sie waren Stammgäste und wurden dementsprechend behandelt.
Arbamow reichte dem vor der Garderobe bereitstehenden jungen Mann in Uniform seinen Mantel und schnaufte, als er bemerkte, wie sein Smokinghemd über dem Bauch spannte. Er strich über seine vor kurzem getrimmten Bartstoppeln, richtete den Kragen des Smokings von Oscar de la Renta und schob die mit einem Hahn, dem Logo seiner Fußballmannschaft, geschmückten Manschettenknöpfe zurecht. Das Motto der Tottenham Hotspurs glänzte in goldenen Buchstaben auf den Manschetten – Audere est facere .
Während Renata ihren Zobelpelz an der Garderobe abgab, betrachtete er die vertrauten Gemälde, den großen Kamin und die Paneele aus Eichenholz. Sie gingen hintereinander durch die Metalldetektoren, stiegen die breite Treppe hinauf und liefen an der pompösen Vorhalle vorbei, die dem Stil Ludwigs XIV. nachempfunden war.
»Wir sind ein prächtiges Paar.« Arbamow verschlang mit seinen Blicken Renata, die ein dunkles Seidenkleid trug.
»Sind wir ein Paar?«, erwiderte Renata neckisch, als sie den gewaltigen Kasinosaal im Barockstil betraten.
Arbamow spürte den ihm wohlbekannten Reiz der Spielleidenschaft, als er die großen Baccarat-Kronleuchter, die riesigen Spiegel und die kunstvollen Wand- und Deckenornamente des Saals erblickte. Jetzt verstand er auch die Ironie des prachtvollen Deckengemäldes, das die Revolution von 1917 darstellte. Als Vorbild für den Taleon Club hatte natürlich das Kasino von Monte Carlo gedient und nicht etwa die primitiven Spielhöllen von Las Vegas. Spielautomaten oder andere Maschinen passten nicht zum Niveau des Taleon.
Arbamow sah den marokkanischen Mitarbeiter seines Heroinlieferanten Umar Hussain, als der Mann sich erhob. Der etwa dreißigjährige Jamal Tagmouti, der einen modischen dunkelgrauen Anzug trug, nickte Renata zu und gabArbamow die Hand, der überrascht war, dass Tagmouti die Etikette kannte: In Russland gaben Männer den Frauen nicht die Hand.
»So etwas wie diesen Club findet man in Moskau nicht«, sagte Tagmouti schmeichlerisch.
Damit stiegen seine Aktien in Arbamows Augen noch mehr. In Petersburg war es eine Selbstverständlichkeit, über Moskau und die Moskauer herzuziehen. »In Moskau findet man sehr wenig Lobenswertes«, bestätigte Arbamow. »Wie fühlen Sie sich hier?«
Tagmouti hofierte ihn weiter: »Wie könnte man sich im Hotel ›Jelisejew-Palace‹ nicht wohl fühlen.« Dann zeigte er voller Eifer in Richtung Restaurant. »Wir haben viel zu besprechen.«
Arbamow beachtete Tagmoutis Geste überhaupt nicht. »Nur ein paar Spiele Roulette, das entspannt«, erwiderte er und beobachtete mit glänzenden Augen den Spielsaal. Die Fenster waren verhängt, und Uhren gab es nicht, weil die Spieler ihr Zeitgefühl verlieren sollten. Die Überwachungskameras hinter den Lampen waren nur teilweise versteckt, und auf dem Edelholzparkett gingen etwa zwanzig Aufseher umher, obwohl sich momentan nur ein Dutzend Spieler im Saal befand. Das Rauschen der Klimaanlage, die frische Luft in den Raum blies, hörte sich an wie ein beruhigendes Mantra.
Der Kasinochef tauchte wie aus dem Nichts vor den beiden Männern auf und fragte süßlich lächelnd, ob alles in Ordnung sei. Arbamow bestellte Spielmarken, die ihm sogleich auf einem Tablett gebracht wurden. Er wählte den Roulettetisch in der Mitte und stellte sich neben einen dunkelhäutigen jungen Mann, der einen offensichtlich ausgeliehenen Smoking trug. Die dicke Goldkette, die um seinen Hals hing, ließ Arbamow an das Kummet eines Pferdes denken.
Der Croupier warf die Kugel, die sich sofort
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