Finnischer Tango - Roman
zu kommen, und schob sich gleichzeitig einen Priem unter die Lippe.
Wrede ließ den unteren Gurt des Fitnessgeräts auf den Betonfußboden fallen und schnaufte wie im luftleeren Raum. »Palosuo ist mit Liimatta irgendwohin gegangen und hat befohlen, die Ermittlungen weiterzuführen. Alswürden hier alle aufhören zu arbeiten, wenn der Chef zufällig nicht da ist.« Der Schotte sah sofort rot, wenn von Palosuo die Rede war. »Habt ihr übrigens bemerkt, dass sie sich seit einiger Zeit in Liimattas Gesellschaft überraschend wohl fühlt? Die werden doch keine organisatorischen Veränderungen planen? Hat jemand irgendetwas gehört?«
Ratamo fiel die Szene mit Liimatta und Palosuo ein, die er auf dem Flur gesehen hatte, aber er dachte gar nicht daran, das hier zu erwähnen. Zumal er nicht einmal wusste, worum es gegangen war. Es ärgerte ihn, dass Wrede versuchte, sich sogar mit ihm zu verbünden, da bekam man ja fast Sehnsucht nach den Zeiten, als der Schotte ihn nicht ausstehen konnte.
Wrede hatte keine Lust mehr, auf Antworten zu warten, die nicht kamen. »Was wissen unsere russischen Brüder zu berichten?«
»Die Miliz hat Arbamows Geschäfte das erste Mal gleich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion untersucht, als der Mann verdächtigt wurde, mit Amphetamin zu handeln«, antwortete Riitta Kuurma und blätterte in ihren Unterlagen. »Beweise fehlten damals, und die Drogenmiliz und die Antimafiamiliz von Sankt Petersburg haben auch jetzt keine Beweise gegen Arbamow. Aber daran wird in Petersburg gearbeitet. Auf dem russischen Drogenmarkt ist nämlich einiges im Gange, auf den Straßen ist im Laufe des letzten Monats fünfmal mehr Stoff beschlagnahmt worden als sonst. Ähnliche Informationen kommen auch anderswoher: aus Polen, Litauen, Tschechien … Es sieht ziemlich schlecht aus, wenn man an Eeva Hallamaas Nachricht von dem Versuch der Eroberung des europäischen Heroinmarktes denkt.«
Wrede wischte sich den Schweiß von den Armen und wirkte skeptisch. »Das kann reiner Zufall sein. Da kommtimmer etwas in Bewegung, wenn eine größere Lieferung Stoff nach Europa geschmuggelt worden ist.«
Riitta Kuurma stimmte ihm zu: »Hoffen wir es. Sollte Eeva Hallamaas Nachricht aber stimmen, dann gerät die Drogensituation in Europa schon bald außer Kontrolle.«
»Warum sollte sich ein Milliardär auf das Heroingeschäft einlassen?«, erkundigte sich Ratamo bei Riitta Kuurma.
»Arbamows legale Unternehmen laufen schlecht. Nach der Jahrtausendwende hat er in seinen Geschäften schwere Rückschläge hinnehmen müssen, wie auch die anderen russischen Oligarchen. Dank Putin. Arbamow besitzt nur noch ein großes Unternehmen – die Newa Bank – und die Hälfte der Aktien eines Technologieunternehmens namens Militech Russia.«
»Verdammte Russen, dass die ihre Angelegenheiten einfach nicht in Ordnung bringen.« Wredes Stimme wurde laut. »In Petersburg gibt es Dutzende international aktive kriminelle Organisationen: Die Tambower, die Malyschewer, die Kasaner, die Permer, die Tschetschenen … Über fünfzehntausend Kriminelle, und die Miliz sitzt da und legt die Hände in den Schoß.«
»Petersburg ist geographisch gesehen ein Knotenpunkt, das Tor für das Heroin aus Fernost und Mittelasien nach Europa«, ergänzte Riitta Kuurma. »Und wenn die Drogen erst mal von Russland auf das Gebiet der EU gebracht worden sind, kann man damit innerhalb der Gemeinschaft ungestört operieren.«
Wrede schaute Ratamo an. »Hast du von der Kriminalpolizei neue Informationen über diesen … Typen erhalten, der für Kirilow nach Helsinki gekommen ist?«
Ratamo überlegte einen Augenblick, wie er die Zusammenfassung möglichst kurz wiedergeben könnte. »Der Fall ist an die KRP übergeben worden. Und dieser German Dworkin, den Arbamow nach Finnland geschickt hat, istein Muskelpaket, so groß wie ein Schrank, und arbeitet als Sicherheitsmann, Erpresser … In den kriminellen Kreisen Russlands werden die Gramila genannt. Wahrscheinlich ist er ein Vertrauter Arbamows, vor ein paar Jahren haben beide im Petersburger Untersuchungsgefängnis in derselben Zelle gesessen.«
»Lasst ihn überwachen, das hört sich so an, als wäre es einfach, ihn im Auge zu behalten«, sagte Wrede und griente. »Gibt es sonst noch etwas?«
Riitta Kuurma schüttelte den Kopf. »Die Verbindungen zwischen Arbamow und dieser Organisation Takfir werden sowohl bei uns als auch beim MI 5 untersucht.«
»Vergesst nicht, das Lagezentrum der EU und diesen Koordinator
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