Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Finnischer Tango - Roman

Finnischer Tango - Roman

Titel: Finnischer Tango - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
Vom Netzwerk:
für die Terrorismusbekämpfung auf dem Laufenden zu halten«, befahl Wrede. »Sonst werfen uns die Brüsseler Bürokraten wieder vor, wir würden Informationen zurückhalten.«
    Ratamo warf einen Blick auf seine Uhr, er sollte jetzt eigentlich schon in Mikko Reimans Fotoatelier sein. »Die wichtigste Information des Tages kam von der KRP. Auch auf dem finnischen Drogenmarkt ist etwas im Gange. Am Vormittag hat es in Helsinki drei Todesfälle durch Überdosis gegeben – alle mit Heroin.«
    Wrede, der noch auf der Bauchbank lag, richtete sich schlagartig auf. »Gottverdammt. Das kann kein Zufall sein, in den letzten Jahren haben nur ein paar Kiffer wegen einer Überdosis den Löffel abgegeben. Haben sie ein Blech geraucht oder gedrückt?«
    »Geraucht wird das selten, die haben es sich auch in die Vene gejagt«, erwiderte Ratamo. »Laut KRP hat es heute auch anderswo in Europa merkwürdig viele Todesfälle durch eine Überdosis gegeben. Es ist eindeutig irgendetwas im Gange.«
    Wrede begann eine Serie von Bauchmuskelübungen,und Ratamo wandte sich erleichtert zur Tür. Vielleicht schaffte er es doch noch, in Mikko Reimans Fotoatelier vorbeizuschauen, bevor er zum Abendessen musste.
    »Fast hätte ich es vergessen. Hast du dich mit Eeva Hallamaa unterhalten?«, rief Wrede ihm nach.
    Ach du Scheiße. Das musste jetzt eine sehr verknappte Zusammenfassung werden, entschied Ratamo und informierte innerhalb einer halben Minute über die Hauptpunkte seines Besuchs. »… und ich habe die Gesprächsdaten von Eevas Handy überprüft: Sie hat gestern Abend einen Anruf von einer öffentlichen Telefonzelle erhalten, und zwar zu der Zeit, als der Türke sich bei ihr gemeldet hat, wie sie es behauptet. Vom Personal im ›Vespa‹ erinnert sich aber niemand an ein schwarzes Auto auf dem Fußweg. Ein Kellner hat immerhin bestätigt, Eeva gesehen zu haben, er meinte, sie habe sich … merkwürdig verhalten. Mysteriös ist übrigens auch, wieso Eeva weiß, dass Kirilow in Hernesaari getötet worden ist.«
    »Wer hat der etwas über die Ermittlungen erzählt?«, rief Wrede und ächzte.
    Ratamo hatte nicht die Absicht, Wrede zu sagen, dass Eevas Waffe verschwunden war oder dass sie gelogen hatte, als es um Adil al-Moteiri ging. Er wusste selbst nicht, ob das daran lag, dass er es eilig hatte oder dass Eeva ihm leidtat. Die Frau hatte schon genug Schweres durchmachen müssen. Und Eeva Hallamaa war keine Mörderin, das stand für Ratamo absolut fest. Der Mann, der vor Eevas Wohnung die Flucht ergriffen hatte, bewies seiner Ansicht nach, dass der Türke existierte.
    Wrede widmete sich wieder seinen Bauchmuskeln, und die beiden Ermittler verließen den Fitnessraum, wobei sie noch bis auf den Flur hörten, wie er rief: »Kommt ihr morgen zur Weihnachtsfeier? Das Programm soll gut sein!«
    Ratamo lief so schnell zu den Aufzügen, dass seineSchritte im Flur dröhnten. Er fuhr in die zweite Etage und hastete in sein Zimmer. Die Mappe mit dem Material zu Adil al-Moteiri lag auf dem Tisch. Der Iraker hatte wohl kaum etwas mit dem Fall zu tun, im Vorleben des Mannes fand sich kein Hinweis auf Kriminelles, im Gegenteil. Al-Moteiris bisheriges Leben war so vollgestopft mit Erfolgen und Ereignissen, dass man darüber einen Film drehen könnte: Dissertationen mit kaum zwanzig, jüngster Professor am MIT, Wissenschaftsminister im Irak, Tod der Familienmitglieder bei einer Explosion in Bagdad, monatelang im Kriegsgefangenenlager gesessen … Warum hatte Eeva gelogen und behauptet, sie kenne den Mann nicht?
    Ratamo warf die Mappe in den Schrank, schloss ihn ab, schnappte sich seine Jacke vom Garderobehaken, drehte sich um und wollte das Zimmer verlassen, da bemerkte er, dass Riitta in der Tür stand.
    »Hast du das von Palosuo und Liimatta schon gehört?«
    »Das kann doch nicht wahr sein.« Ratamo vermutete, er würde gleich wieder ein neues Gerücht über eine Romanze von zwei Mitarbeitern hören, die wurden in der SUPO kultiviert wie Reis in China. »Die sind doch beide verheiratet.«
    »Du hast es also nicht gehört. Sie sind heute Morgen bei der KRP gesehen worden. Und niemand bei uns hier weiß, warum. Es sei denn, du hast etwas gehört … Du kommst ja neuerdings mit Wrede so gut zurecht.«
    »Ich hab’s jetzt echt eilig …«, murmelte Ratamo, ließ Riitta in seinem Zimmer stehen und schlug auf den Fahrstuhlknopf, als würde die Kiste dadurch schneller kommen. Er wollte seinen Wagen aus dem Parkhaus holen und drückte schon auf die Taste für

Weitere Kostenlose Bücher