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Finnischer Tango - Roman

Finnischer Tango - Roman

Titel: Finnischer Tango - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Pinsel in die Farbbüchse tauchte, zeigte die eintönigste Rufmelodie seines Handys an, dass Turan Zana mit ihm reden wollte. Adil griff hastig nach dem Telefon und meldete sich sofort.
    »Na endlich. Wo bist du? Es ist doch alles in Ordnung?«, fragte er in strengem Ton.
    »Wir haben den zweiten Russen jetzt dahin gebracht, wo die Polizei ihn finden wird. Die Inszenierung der Vorführung in dem Fotoatelier war äußerst schwierig, ist aber perfekt gelungen«, sagte Zana, um den Wert seiner Aktien in Adils Augen zu steigern. Von dem Unfall ließ er nichts verlauten.
    »Teile mir sofort mit, wenn die Frau zur Zusammenarbeit bereit ist.«
    »Wie du befiehlst, Adil«, versicherte Zana. Die beiden unterhielten sich noch eine Weile über die nächsten Etappen des Planes und verabschiedeten sich dann voneinander.
    Zanas Fanatismus erstaunte Adil immer wieder. Wenn alles vorbei war, würde er dem Kurden einen Gedanken von Bertrand Russell vortragen: »Fanatismus ist in erster Linie ein intellektueller Defekt bei der Nutzung des Verstands, für den sich in der Philosophie ein geistiges Gegengift findet.«
    Ein Schwindelanfall ließ Adil ins Schwanken geraten, als er aufstand. Der Blutdruck war zu niedrig. Schnell nahm er sich von einem Teller, den er auf dem Fensterbrett vergessenhatte, einige Oliven und überlegte, wohin sein Appetit verschwunden war. Wenn das so weiterging, wäre von ihm bald nicht mehr viel übrig. Er zerkrümelte auf dem Teller einen vertrockneten Brotkanten für die Ratten, setzte sich auf den Hocker, um auf das Erscheinen der Nager zu warten, und dachte an den Augenblick der Ehre, der schon bald kommen würde.
    Ihn bedrückte nur eins: Um seine Aufgabe zu erfüllen, musste er zulassen, dass Europa mit Heroin vollgestopft wurde. Das Leben von Tausenden jungen Menschen würde unwiderruflich zerstört werden. Aber wenn Arbamow und Umar die Situation in Afghanistan nicht genutzt hätten, dann hätte es ganz sicher jemand anders getan. Die Schuld trug nicht er, sondern der letzte Afghanistan-Krieg. Über die mittelalterliche Verwaltung der Taliban-Bewegung konnte man nicht viel Gutes sagen, aber immerhin hatte sie durch ein Verbot des Mohnanbaus dafür gesorgt, dass die Produktion von Opium zusammenbrach. Nach dem Beginn des Krieges und dem Sturz der Taliban-Administration hatten die Produktionsmengen schnell wieder den vorherigen Stand erreicht, und jetzt waren sie schon größer als je zuvor.
    Adil begann Einzelheiten von Camp Bucca an die Wände und auf den Fußboden seines Büros zu malen: Kratzer von Fingernägeln, Blutspritzer, Schmutz … Er hörte die Schreie und erinnerte sich, wie die Angst ihn fast um den Verstand gebracht hätte. Er versuchte, die quälenden Erinnerungen im Zaum zu halten, indem er an etwas Angenehmes dachte: Jede Sekunde brachte den Augenblick näher, in dem er Eeva treffen würde. Die einzige Frau, die fähig gewesen war, seinen Panzer zu durchbrechen.
    Er musste demütig, bescheiden und vorsichtig bleiben, viele große Männer waren an ihrer Überheblichkeit gescheitert. Daran musste man vor allem am 5. Dezember denken.An diesem Tag im Jahr 1839 wurde George Armstrong Custer geboren. Der geniale Kavalleriekommandeur wurde mit dreiundzwanzig Jahren zum General der Nordstaaten befördert und führte seine Truppen bei jedem Angriff höchstselbst an. Aber wegen seiner Überheblichkeit und seines Übermuts erlitt Custer schließlich eine der demütigendsten Niederlagen der Kriegsgeschichte: Am Little Big Horn unternahm er mit seiner Kavallerieeinheit von tausend Mann einen Angriff gegen zehnmal so viele Krieger der Cheyenne, Arapaho und Sioux und verlor dabei die Hälfte seiner Männer und sein Leben.
24
    Arto Ratamo lief über die Felder von Kartanonkoski, rutschte dabei immer wieder aus und kam der Leiche unter der Hochspannungsleitung nur langsam näher. Durch das milde Wetter hatte sich auf dem kleinen Weg über dem Eis eine Wasserschicht gebildet, die glitschig war wie Vaseline. Er beobachtete, dass die ausgeatmete Luft heute nicht so dicht und gut sichtbar war wie in der Saukälte der letzten Tage. Es tat gut, zwischendurch mal aus dem stickigen Büro an die frische Luft zu kommen.
    Nach dem Hinweis des anonymen Anrufers handelte es sich bei dem Toten um German Dworkin. Dessen Foto hatte Ratamo, bevor er losgegangen war, aus dem von der Petersburger Miliz übermittelten Material herausgesucht. Irgendeine wirklich große Sache war im Gange: Zwei Helfer Wassili Arbamows hatte

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