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Finnischer Tango - Roman

Finnischer Tango - Roman

Titel: Finnischer Tango - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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man ermordet, eine Heroinwelle überrollte Europa, und zahlreiche Drogensüchtige waren in den letzten Tagen an einer Überdosis gestorben.
    Als Ratamo noch etwa zwanzig Meter von Dworkins Leiche entfernt war, rümpfte er die Nase und spürte, wie sichder Klumpen quälender Erinnerungen, der sich in ihm gebildet hatte, bewegte. Es roch nach verbrannter Haut, den Gestank erkannte er sofort, spätestens das bewies eines zweifellos: Er hatte in den letzten Jahren zu viel Schlimmes erleben müssen. Kein Wunder, dass er unter Schlafstörungen litt. Wie hatte er es nur fertiggebracht, nach fünf Jahren bei der SUPO so ausgebrannt zu sein? Und wie sollte er das bis zur Rente aushalten? Vielleicht müsste er ein Jahr Bildungsurlaub nehmen oder sich beurlauben lassen, dann hätte er endlich einmal Zeit, sich richtig zu entspannen und viel mit Nelli zu unternehmen. Neben seinen Bekannten hatte er in den Jahren bei der SUPO auch die meisten seiner Hobbys vernachlässigt, das Laufen und Angeln ausgenommen.
    Der Gestank wurde immer stärker, je näher Ratamo dem Toten kam. Endlich hatte der beißende Geschmack des Kautabaks auch einen Nutzen: Er vermischte sich mit dem Geruch, der von Dworkin ausging, und schwächte ihn ab.
    Ein paar Meter von der Leiche entfernt blieb er stehen und stellte sich der Polizeistreife vor. Ein Polizist mit blassem Gesicht zog ein blauweißes Plastikband mit dem Aufdruck »POLIZEIABSPERRUNG« von einer Birke zur anderen.
    »Wer hat die Leiche gefunden?«, erkundigte sich Ratamo bei einer jungen Polizistin.
    »Zwei kleine Jungs, sie sind hier Ski gefahren. Andere Augenzeugen gibt es nicht, aber ein Volvo ist in der Nähe von der Straße abgekommen, weil aus dieser Richtung ein Transporter gerast kam. Die Nummer von dem Transporter hat der Volvo-Fahrer natürlich nicht gesehen.«
    Ratamo wandte seinen Blick zu dem Toten, der durch die Kälte steif geworden war: verbrannte Haut, geronnenes Blut, vor Entsetzen weit aufgerissene, ins Leere starrende Augen … Wieder eine unangenehme Erinnerung mehr, wielange würde sie in seinem Kopf herumgeistern? Der Mann war German Dworkin, da gab es keinen Zweifel. Ihm taten die Männer der Überwachung leid, die Dienst hatten, als der Russe aus dem Hotel »Strand« verschwand. Wrede würde sie mächtig zusammenstauchen.
    Er stieg über das Plastikband und trat näher an den Toten heran. Der Notarzt, der an der Leiche beschäftigt war, sah Ratamos gerümpfte Nase. »Das ist bei einer Hinrichtung auf dem elektrischen Stuhl ziemlich normal, dass sich Dickdarm und Blase entleeren.«
    »Auf dem elektrischen Stuhl?« Ratamo war überzeugt, dass er nicht richtig gehört hatte.
    »Schwere Verbrennungen auf der Schädeldecke, ebenso an beiden Fußgelenken. Ich würde tippen, dass die stromführenden Elektroden an diesen Stellen befestigt waren. Und der Mann war gefesselt, als er umgebracht wurde.« Der Arzt zeigte auf die roten Striemen, die überall auf dem Körper zu sehen waren.
    »Gefesselt … Elektroden … Wie hat man den Mann an die Stromleitung binden können?« Ratamo starrte, den Kopf in den Nacken gelegt, auf die rauschende Hochspannungsleitung.
    Der Arzt atmete deutlich hörbar aus. »Diese Leiche ist einige Zeit nach Eintreten des Todes hierhergebracht worden. Wegen des Rigor mortis … der Totenstarre nimmt die Leiche nicht einmal die Form des Geländes an. Gerade aus dem Winkel von Rücken und Beinen habe ich den Schluss gezogen, dass der Mann gesessen hat, als er starb.«
    Ratamo versuchte vergeblich, die Überlegungen der Mörder zu verstehen. Wieder einmal konnte er sich nur wundern, zu welcher Brutalität das Tier namens Mensch fähig war. »Warum hat man ihn hierhergebracht?«
    »Das herauszufinden ist eure Sache«, entgegnete der Arzt schlagfertig.
    Von dem Gestank wurde Ratamo übel. Er wandte sich ab, um weiter weg zu gehen, blieb aber stehen, als er hinter sich ein Juchzen hörte.
    »Was hat der denn da gegessen? Im Mund des Mannes ist etwas«, sagte der Arzt voller Eifer.
    »Die Zähne?« Ratamo bereute seine Bemerkung sofort.
    Der Arzt schob vorsichtig eine dicke Pinzette in den Mund der Leiche, drehte sie eine Weile und zog schließlich einen kleinen Plastikbeutel mit bräunlichem Pulver heraus. Er öffnete ihn einen Spalt und roch daran. »Wenn ich darauf wette, dass es Heroin ist, dann liege ich richtig.«
    Das überraschte Ratamo nicht. Allerdings wunderte es ihn, dass man Dworkin das Heroin in den Mund gesteckt hatte, wie eine Botschaft an die

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