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Finnischer Tango - Roman

Finnischer Tango - Roman

Titel: Finnischer Tango - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Polizei. Wenn auch dieses Heroin der gleiche Stoff war wie bei Kirilow und den Drogensüchtigen, die sich den goldenen Schuss gesetzt hatten, dann sah es allmählich so aus, als wollte jemand, dass Arbamow aufflog. Das war doch wohl auch mit der Nachricht des Türken beabsichtigt, die Eeva übermittelt hatte. Aber wer könnte … Ratamo wurde auf das Stimmengewirr hinter seinem Rücken aufmerksam.
    Die Männer von der KRP und die Ermittler des kriminaltechnischen Labors in weißen Schutzanzügen begannen ohne Umschweife mit ihrer Arbeit: Lampen wurden aufgestellt und eine Videokamera ausgepackt, und schon bald war der zusammenklappbare Tisch voll von Instrumenten, die bei den Untersuchungen am Tatort benötigt wurden.
    Ratamo und der Kriminalobermeister, der die Untersuchungen leitete, wechselten ein paar Worte, aber als der Mann von der Kriminalpolizei nachfragte, was die SUPO an dem Fall interessierte, erklärte Ratamo, er sei in Eile, und ging zu seinem Auto. Eilig hatte er es tatsächlich, die Besprechung der Ermittlungsgruppe begann in Kürze, undvon Kartanonkoski waren es bis zur Ratakatu weit über zehn Kilometer.
    Er startete seinen eiskalten Käfer, schlug ein paarmal die Hände zusammen und ließ den Motor aufheulen, in der Hoffnung, die Heizung würde aufhören, kalte Luft hereinzublasen. Warum nur hatte er nicht daran gedacht, die Heizung gleich mit reparieren zu lassen, als nach dem Unfall mit dem Elchfleisch die Blechdelle vorn am Kotflügel gerichtet worden war? Sein Blick fiel auf die Tankanzeige, der Zeiger rührte sich nicht. Wo lag denn hier die nächste Tankstelle, überlegte Ratamo, während er sein Handy herausholte und die Nummer Lindströms von der Überwachung eintippte.
    »Gibt es was Neues zu Hallamaa?«, fragte Ratamo.
    »Sie ist … zu Hause. Früh hat sie ihre Tochter zur Schule gebracht und … war dann kurz im Fotoatelier ihres Mannes.« Es hörte sich so an, als würde Lindström etwas essen. »Anscheinend macht sie heute blau. Wieso … fragst du?«
    »Es ist nichts weiter. Danke für die Information.« Ratamo beendete das Gespräch und überlegte zum hundertsten Mal, ob er seinen Arbeitsplatz gefährdete, wenn er Eeva schützte. Warum hatte sie auf die Frage nach Adil al-Moteiri gelogen? Ratamo hatte auch heute im Vorleben des Irakers nichts Verdächtiges gefunden. Und warum hatte Arvo Hallamaa die Seriennummer der verschwundenen Luger immer noch nicht mitgeteilt? Wenn es die Mordwaffe im Fall Kirilow war … In dem Augenblick bemerkte Ratamo auf der linken Straßenseite den grellgelben Daumen, das Logo der neuen ABC-Tankstelle in Tuomarinkylä, und beschloss zu tanken.
    Als er wenig später die Zufahrt zum Tuusulanväylä hinaufknatterte, hörte er, dass die Heizung nun ein noch merkwürdigeres Geräusch von sich gab; jetzt war auch ein schriller Ton dabei. Es dauerte eine Weile, bis er begriff, dass sein Telefon klingelte.
    Riitta Kuurma kam sofort zur Sache: »Palosuo hat angerufen. Die Besprechung wird auf den Nachmittag verschoben … Gibt es bei diesen Ermittlungen einen Zusammenhang, den man uns nicht sagt? Palosuo und Liimatta verschwinden immer wieder zu zweit irgendwohin. Jemand verbreitet das Gerücht, dass …«
    »German Dworkin verbreitet nur noch einen üblen Geruch«, sagte Ratamo, um das Thema zu wechseln, er wollte nicht in den Strudel der Gerüchteküche hineingezogen werden. »Der Russe wurde irgendwo mit Strom gegrillt und in Kartanonkoski mitten auf dem Feld liegengelassen. In seinem Mund …«
    »Oh, verdammt.« Nun war Riitta an der Reihe, den anderen mitten im Satz zu unterbrechen. »Bist du übrigens auf dem Weg hierher? Ich habe nämlich ziemlich interessante Informationen über Dworkin bekommen. Und auch über anderes … Wollen wir nicht Mittag essen gehen?«
    Ratamo schaute auf seine Uhr, zu tun gab es mehr als genug, aber der Gedanke, sich mit Riitta zu treffen, war plötzlich angenehm. Ein kurzes Mittagessen zu zweit in ruhiger, gemütlicher Atmosphäre könnte die knisternde Spannung zwischen ihnen abbauen.
    Ratamo schlug ein neues Restaurant vor, das kürzlich auf dem Bulevardi eröffnet worden war, und Riitta nahm das Angebot gern an, weil sie – so ihre eigenen Worte – seit der Rückkehr aus Den Haag kein einziges Mal richtig gut in einem Restaurant gegessen habe. Ratamo schien es so, als würde in ihren Worten ein Vorwurf anklingen, und er überlegte, wer von ihnen beiden eigentlich die Schuld daran trug, dass die Beziehung zu Ende gegangen

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