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Finnischer Tango - Roman

Finnischer Tango - Roman

Titel: Finnischer Tango - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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beschloss, das Thema zu wechseln. »Ich habe übrigens immer noch keinen Kontakt zu Eevas Ex-Mann bekommen, zu diesem Antti Hytölä. Er ist in Petersburg auf irgendeiner Baustelle. Ich habe ihm auf Band gesprochen, er soll mich zurückrufen.«
    Die Kellnerin räumte die leeren Schüsseln und Teller ab und brachte fast im selben Augenblick den Kaffee. Ratamo schien es so, als hätte das Treffen die Schützengräben, in denen sie sich gegenübersaßen, nur noch vertieft. Keiner von beiden wollte auch nur mit einem Wort über die Vergangenheit reden. Er hoffte nur, dass sich Riitta ihre Munition nicht für die Weihnachtsfeier am Abend aufgehoben hatte.
25
    Im Restaurant »Ahven« waren Eeva und Mikko am Montag zur Mittagszeit fast unter sich, nur zwei junge Männer hockten stumm da und erholten sich von ihrer Wochenendfeier. Der eine füllte die Antwortspalten des Rätsels in der Abendzeitung aus, seine Hände zitterten so sehr, dass er den Stift nicht extra zu bewegen brauchte. Der andere starrte am Tresen aus Edelholz mit rotem Gesicht und ernster Miene in sein Bierglas. Eeva und Mikko saßen an einem Fenstertisch, schwiegen und hielten sich an den Händen; sie hatten über eine Stunde geredet, alles Nötige war gesagt, außer den Abschiedsworten, und auch die hingen schon in der Luft.
    In Eevas Kopf herrschte totales Chaos, das war das Werk des Türken. Von den Ereignissen im Fotoatelier hatte sie Mikko nichts erzählt. Das hätte alles nur noch schlimmer gemacht. Mikko hielt schon ihre ersten Berichte über denTürken für Produkte ihrer Phantasie. Oder des Amphetamins. Der Druck in ihr staute sich an, sie musste irgendjemandem von dem Mord an Dworkin erzählen können.
    »Vielleicht ist es wirklich am besten, wenn ich für eine Weile ausziehe«, sagte Mikko. »Ich kann erst mal im Atelier schlafen, und man weiß ja nie, vielleicht hast du alles schon bald in Ordnung gebracht. Und es ist doch auch nicht weit weg, ich kann Kirsi hin und wieder zur Reitstunde bringen und auch sonst helfen.« Mikkos trauriger Gesichtsausdruck sagte etwas ganz anderes als seine beruhigenden Worte.
    »Was für einen Sinn hat es dann, überhaupt auszuziehen?«
    Die Frage schien Mikko zu verwirren. »Das hatten wir doch vereinbart.«
    Die Logik der Männer, dachte Eeva und lächelte gezwungen. Anscheinend wusste Mikko nicht richtig, ob er ausziehen sollte oder nicht. Es war unbegreiflich, dass er ihr immer noch nicht glaubte. Aber da er offenbar nicht imstande war, ihr zu vertrauen, war es vielleicht tatsächlich besser, wenn er verschwand.
    Eeva hatte Angst davor, dass Mikko auszog, aber zugleich weckte es ihren Kampfgeist. Sie würde ihre Angelegenheiten in Ordnung bringen, beweisen, dass sie keine Drogen genommen hatte, und alles würde wieder so werden wie vorher. Ihr war klar, dass sie so nur den Moment hinausschob, in dem sie der Trennung ins Auge blicken musste, aber es half nicht, deprimiert herumzusitzen, sondern jetzt galt es, zu handeln. Sonst würde der Türke sie zugrunde richten.
    »In der Regel klären sich die Dinge nach einer Weile, man muss nur warten können«, sagte Eeva und drückte Mikkos Hand.
    »Natürlich kann ich warten, monatelang, wenn es sein muss. Doch mit diesen wirren Geschichten muss Schlusssein. Und die Spielerei mit Speed muss aufhören. Aber wir wollen das nicht noch mal durchkauen.«
    Das Paar stand auf, und Mikko beugte sich vor, um ihr einen Kuss zu geben. Eeva drückte ihn an sich und nahm begierig seinen Duft in sich auf, zum letzten Mal vielleicht für lange Zeit.
    »Als Allererstes solltest du deine Angelegenheiten an der Universität in Ordnung bringen«, schlug Mikko vor, während er seinen Mantel zuknöpfte.
    »Ich werde mich schon um meine Angelegenheiten kümmern«, erwiderte Eeva gereizt, und Mikko verließ betrübt das Restaurant.
    Eevas Blick fiel auf einen Spiegel; die blonden Haare hingen ihr in die Stirn und zerteilten die dunklen Augenbrauen, die dadurch aussahen wie Salmiakpastillen. Mikko hatte wie üblich recht gehabt, aber was immer sie dem Dekan und dem Fakultätsrat erklären würde, ihr Fehlen bei dem heutigen Seminar könnte den Rauswurf bedeuten. Sie hatte im Laufe der Jahre schon alle Möglichkeiten des Entgegenkommens ausgeschöpft, die ihr die Universität bieten konnte. Nun hatte sie noch einen Grund zur Sorge mehr.
    »Darf man sich hierher setzen?« Der eine der beiden jungen Männer glaubte, seine Gelegenheit sei gekommen, als die einzige Frau in der Gaststätte allein

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