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Finnischer Tango - Roman

Finnischer Tango - Roman

Titel: Finnischer Tango - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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anderes mehr hatte als seine Arbeit.
    Saari schrak aus seinen Gedanken auf, als er sah, dass der Range Rover von Arbamows Assistentin in hohem Tempo die Dumskaja uliza entlangkam. Seine Willenskraft reichte nicht aus, um seinen Herzschlag zu beeinflussen, der Puls beschleunigte sich. Durch die großen Fenster des Restaurants »Sadko’s« im Erdgeschoss seines Hotels beobachtete er, wie der Geländewagen vor der Kreuzung am Newski-Prospekt bremste, dann beschleunigte und in die Michailowskaja uliza einbog, auf den Fußweg fuhr und vor dem Haupteingang des Grandhotel Europe stehenblieb, gefolgt von einem weißen Transporter.
    Die Autotüren flogen auf, und in ihren getönten Scheiben spiegelten sich die Petersburger, die auf dem Fußweg unterwegs waren. Eine Frau stieg aus dem Geländewagenaus, Saari erkannte das ausdruckslose Gesicht von Renata Gergijewa und versuchte vergeblich, das Gefühl, das in ihm brodelte, zu benennen. Wie bezeichnete man die Mischung von Hass, Ekel, Auflehnung und Rachgier? Die Männer Wassili Arbamows hatten ihn im Hotel Europe aufgespürt. Alles lief wie vorgesehen.
    Renata klopfte mit dem Schuh auf den vereisten Fußweg der Michailowskaja uliza und wartete darauf, dass die sechs Männer in ihren langen Ledermänteln aus dem Laderaum des Transporters herauskletterten. Sie gingen rasch ins Foyer des Grandhotel Europe und steuerten die Aufzüge an, bis auf einen der Männer, der an der Rezeption Posten bezog. Er würde dafür sorgen, dass niemand die Polizei rief, selbst wenn das Hotel gleich einstürzen würde.
    Die Aufzugsglocke erklang, die Aluminiumtür rauschte auf, und der Trupp zwängte sich in den Fahrstuhl. Auf dem Schild an der Wand wurde versichert, dass dieser Lift entweder acht Personen oder achthundertsechzig Kilo befördern konnte. Der Erpresser wohnte in Zimmer 2282.
    Renata war unruhig, irgendetwas stimmte nicht. Warum hatte der Erpresser Arbamow unmittelbar aus der Nachbarschaft seines Hotels angerufen und die E-Mail über einen Handy-Anschluss geschickt, dessen Besitzer leicht herauszufinden war? Und warum hatte der Mann den Erpresserbrief persönlich zu FedEx gebracht und auch noch das Hotelzimmer auf seinen eigenen Namen gebucht? Jetzt wussten Renata und ihre Leute, dass sie einen Finnen namens Veikko Saari suchten, sie wussten sogar, wie der Mann aussah. Hatte Saari als ehemaliger Polizist nicht kapiert, dass Wassili Arbamow in Petersburg alles kaufen konnte: Informationen, Beamte, selbst Sklaven. Der Finne musste entweder dumm oder senil sein. Oder sie waren auf dem Weg in eine Falle.
    Die Aufzugstür öffnete sich, sie traten hinaus auf denFlur der ersten Etage, die fünf Männer griffen unter ihre schwarzen Mäntel und holten die Waffen hervor: Drei Maschinenpistolen der Marke Ismash Bison und zwei Sturmgewehre vom Typ Grosa OC-14.
    Renata blieb an der Tür des Zimmers 2282 stehen, drückte ihr Ohr an das Holz und hörte nur das Dröhnen ihres eigenen Pulses. Sie zog ihre Pistole, eine KPB DROTIK, aus dem Schulterhalfter, trat beiseite und nickte ihren Männern zu. Man hörte, wie Metall klirrte, als die Waffen entsichert wurden.
    Zwei der Männer packten die Griffe eines anderthalb Meter langen Metallrohres, und die Türramme krachte auf das Holz, dass die Splitter flogen, dann noch einmal und ein drittes Mal. Der Rahmen am Schloss zerbrach, und die Männer stürmten hinein. Türen knallten, während sie die Suite durchsuchten. Saari war verschwunden.
    Renata verließ sich meist auf ihren ersten Eindruck, und jetzt hatte sie das Gefühl, dass sie eine Inszenierung sah: Das Bett war gemacht, und der Schreibtisch im Arbeitszimmer schien unbenutzt, sogar die Unterlagen und Bücher waren ordentlich gestapelt.
    Renatas Männer wussten, was sie zu tun hatten: Einer von ihnen setzte sich an den Computer, zwei begannen das Zimmer zu durchsuchen, und die restlichen zwei gingen sofort los, um den finnischen Erpresser aufzuspüren.
    »Alle Programme lassen sich ohne Passwort öffnen. Auch der Erpresserbrief ist hier«, sagte der Computerexperte, und Renata wusste, dass sie richtig getippt hatte, hier stimmte einiges nicht. Aber warum wollte der Finne, dass man ihn fand?
    Veikko Saari saß immer noch im Restaurant des Grandhotel Europe und betrachtete den endlosen Fahrzeugstrom auf dem Newski-Prospekt. Es schien so, als hätte er jene Welt,in der die Hektik herrschte, schon verlassen. Merkwürdigerweise wäre er den Männern Arbamows und dem Schmerz am liebsten jetzt sofort

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