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Finnisches Blut

Finnisches Blut

Titel: Finnisches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Zentrale anzurufen und zu fragen, ob jemand in der Wohnung telefoniert hatte. Doch erst mußte er mit Parola telefonieren, der über Nacht nach Hause gegangen war und versprochen hatte, im Morgengrauen wieder dazusein. Leppä fluchte bei dem Gedanken, daß Ratamo vielleicht nicht hätte fliehen können, wenn Parola rechtzeitig zurückgekommen wäre.
     
    |300| Die Gruppe, die sich als Reserve bereithielt, hatte am Vortag und in der Nacht gute Arbeit geleistet. Ihr Auftrag bestand darin, die Frau zu finden, die mit Ratamo bei Stockmann gewesen war. Zunächst hatte sie in verschiedenen Datenbanken die Frau auf dem Foto gesucht, das Leppä gemacht hatte. Schließlich war die Schönheit im Paßregister unter dem Namen Riitta Kuurma gefunden worden. Mit Hilfe des Namens stellte die Gruppe dann im Verzeichnis der Studenten der Universität Helsinki fest, daß sie bis 1997 Staatswissenschaften studiert hatte. Aus irgendeinem Grund schien Kuurma danach spurlos verschwunden zu sein, und die Gruppe hatte bis in die Nacht versucht, ehemalige Kommilitonen von ihr aufzutreiben. Gegen ein Uhr nachts hatten sie dann schließlich einen Mann am Telefon, der behauptete, Riitta Kuurma würde ihm oft im Valinta-Supermarkt in der Perämiehenkatu über den Weg laufen. Er habe auch gesehen, wie sie aus der Pursimiehenkatu 16A herauskam. Der Hausverwalter bestätigte, daß die Wohnung 43 an Riitta Kuurma vermietet war.
    Am Freitag um ein Uhr einundzwanzig hatte man Leppä und Parola den Namen und die Adresse der Frau mitgeteilt. Die beiden hatten die Observierung der Frau übernommen, weil sie zu dem Zeitpunkt nichts tun konnten, um Ratamo zu finden. Der Mann war verschwunden wie ein Hering im Meer. Um ein Uhr siebenunddreißig hatten sie Vairiala über die Lage informiert.
    Leppä und Parola hatten lange überlegt, was sie mit Kuurma anstellen sollten. Wegen ihres Verhaltens am Vortag und der Unklarheiten im Zusammenhang mit ihrer Identität war Vorsicht geboten. Da sie zu Hause war, hatten sie beschlossen, auf Nummer Sicher zu gehen. Leppä hatte Kuurmas Wohnung vom Dachboden des gegenüberliegenden Hauses beobachtet, |301| von dem aus er auch freie Sicht auf die Haustür besaß. Möglicherweise hatte sie mit Ratamo telefoniert und vielleicht sogar ein neues Treffen vereinbart. Dann wäre man ihr bis zu Ratamo gefolgt. Falls sie keinen Kontakt zu Ratamo aufnahm, sollte sie früh verhaftet werden, wenn sie ihre Wohnung verließ.
    Nach der nächtlichen Warterei bis zum Morgen war Leppä völlig entgeistert gewesen, als Riitta Kuurma früh die Jalousien hochzog und Ratamo hinter ihr stand.
     
    Am Freitag um zehn Uhr zwölf rollte ein dunkelblauer Saab 900 leise auf den Parkplatz vor einem ockerfarbenen Holzgebäude an der Küste in West-Uusimaa. Parola hatte sich von Leppä einiges anhören müssen, als er endlich zur Arbeit erschienen war. Er parkte den Wagen rückwärts ein, trat aufs Gaspedal, daß der Sand aufgewirbelt wurde, und ließ auf dem Weg hierher schon den dritten lauten Furz fahren. Er wunderte sich, daß der Rückstoß der Erbsensuppe vom Vortag erst jetzt zu hören war.
    Leppä konnte nicht mehr darüber lachen: »Du hast wirklich einen Klappenfehler, aber das ist nicht die Herzklappe.«
    Die Männer stiegen in aller Ruhe aus und holten ihre Rucksäcke aus dem Kofferraum. Sie trugen enganliegende langärmlige schwarze Hemden, schwarze Hosen und Schuhe aus Gummi ohne Sohlenprofil. Die richtige Kommandoausrüstung war nicht erforderlich gewesen, da sie keinen Widerstand erwarteten. In der Hitze kamen sie schnell ins Schwitzen.
    Parola ging voran und betrat den Bootsanlegesteg, an dem ein stromlinienförmiges Schnellboot schaukelte. Er begrüßte den jungen Offizier, der am Steg wartete und das Boot als Amtshilfe aus der Garnison von Dragsvik hergefahren hatte. |302| »Wir bringen das Boot spätestens in zwei Stunden zurück. Kommen Sie nicht vor zwölf Uhr wieder«, sagte er zu dem Oberleutnant.
    Parola überprüfte den Benzintank. Er legte den Gang ein und startete den Motor, gerade als Leppä an Bord ging. Die beiden Männer schauten sich kurz an, und Parola gab Gas. Leppä holte aus seiner Tasche eine Seekarte und übernahm die Aufgabe des Kartenlesers. Parola drosselte die Geschwindigkeit, nachdem das Boot das offene Meer verlassen hatte und sich auf dem Kurs zu seinem Ziel durch enge Wasserstraßen schlängelte.
    Leppä genoß den Anblick der Schärenlandschaft, obwohl er etliche Schmetterlinge im Bauch hatte. Die ersten

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