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Finnisches Blut

Finnisches Blut

Titel: Finnisches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Trainingsanzug der Polizei und eine Brille aus dem Fundbüro, die der Wachtmeister besorgt hatte. Die Ärztin befand sich auch in dem Raum, der durch die Leuchtstoffröhren schon aufgeheizt war.
    »So, Pekka. Nach Meinung unserer Quacksalberin dürftest du keinen Alkohol mehr im Blut haben, vielleicht verstehst du jetzt, was für dich am besten ist. Erzähle uns, was du in den letzten Tagen getrieben hast, mit wem und weshalb, dann können wir diese Sache erledigen und von der Tagesordnung streichen.«
    Vairiala sah müde aus und noch mitgenommener als sonst. Seine schweißbedeckte Glatze glänzte. Die Gläser der Brille hatten nicht die richtige Stärke, aber wenigstens konnte er nun etwas erkennen. Er war müde und hatte Angst. Die einzige Wahrheit, die er kannte, hatte er schon erzählt. Würde Ketonen jetzt das Thiopental einsetzen?
    Auch seiner niedergeschlagenen Stimme hörte man die Erschöpfung an. »Wir wissen beide, daß du deine Befugnisse weit überschritten hast. Außerdem, was kannst du mit mir schon machen. Irgendwann mußt du mich sowieso freilassen, und danach ist deine Karriere vorbei.«
    Ohne chemische Nachhilfe würde der junge Brigadegeneral anscheinend nicht reden, das wurde Ketonen nun klar. Er hatte nicht nur einmal Verhöre erlebt, bei denen das Wahrheitsserum nicht gewirkt oder bei den Verhörten zu einem Gesundheitsrisiko geführt hatte. Obwohl er Vairiala nicht besonders mochte, wollte er doch nur ungern das Leben seines Kollegen gefährden. Diese Verantwortung mußte er übernehmen, und das ließ ihn einen Augenblick zögern. Er besaß jedoch zuwenig |310| Informationen, in dem Gesamtbild fehlten noch zu viele Teile. Und die Zeit lief ab. Wenn Vairiala nicht redete, wäre er, Ketonen, womöglich für den Tod von Millionen Menschen verantwortlich.
    Ketonen nickte der Ärztin zu und wandte sich dann an Vairiala: »Na gut, Pekka. Du weißt, wie die Show jetzt weitergeht.« Die Ärztin zog das Wahrheitsserum aus der Ampulle in die Injektionsnadel. Sie spritzte ein wenig Flüssigkeit in die Luft und klopfte mit dem Zeigefinger zweimal auf die Spritze, um sicherzugehen, daß keine Luftblasen darin geblieben waren. Dann spritzte sie das Mittel an Vairialas rechtem Unterarm in die Vene und klebte sorgfältig ein Pflaster auf den Einstich. Anschließend wischte sie sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn und beugte sich vor, um Vairialas Gesicht zu beobachten.
    Vairiala sagte kein Wort und machte keine Bewegung, um die Arbeit der Ärztin zu erschweren. Es wäre sinnlos gewesen. Er konzentrierte sich und bemühte sich mit aller Willenskraft, die Kontrolle über sein Denken nicht zu verlieren, aber nach und nach entglitt ihm alles.
    Die anderen im Verhörraum saßen schweigend da und warteten auf die Wirkung des Serums.
    Wenig später öffneten und schlossen sich Vairialas Augenlider anormal langsam. Er hatte das Gefühl, in der Sonne zu liegen und sanft auf einer Luftmatratze zu schaukeln. Alle Sinne funktionierten jedoch überraschend präzise. Er murmelte etwas vor sich hin.
    Ketonen warf einen fragenden Blick zur Ärztin, diesmal schaute er ihr in das linke, das gesunde Auge.
    »Noch einen Augenblick«, antwortete sie auf die unausgesprochene Frage.
    |311| Vairiala nickte ein paarmal, und sein Murmeln wurde lauter. »Verdammter Ketonen, ich bin immerhin der Chef der Aufklärungsabteilung, verflucht noch mal …« Als er lauter sprach, waren die Worte deutlicher zu verstehen.
    Die Ärztin nickte, und Ketonen stand auf, ging einmal um Vairiala herum und begann das Verhör. »Pekka, hier spricht Jussi Ketonen. Erkennst du mich?«
    »Natürlich. In meinem Alter warst du noch nichts weiter als ein Kofferträger, und deswegen bist du so verdammt neidisch. Und dann noch so ein Zwerg. Selbst mit Feder am Hut kaum eins siebzig.«
    Um Vairiala richtig in Fahrt zu bringen, stellte Ketonen noch ein paar leichte Fragen.
    Vairialas Antworten stimmten, aber er schwätzte wie eine Marktfrau.
    Ketonen fand, daß Vairiala nun ganz offensichtlich ausreichend berauscht war. Der erfahrenen Ärztin war es wieder gelungen, das Wahrheitsserum genau richtig zu dosieren. Jetzt mußte er zur Sache kommen: «Pekka. Hast du Jussi Rautio Briefe gegeben, die er nach London bringen sollte?«
    »Habe ich. Ich bin ja schließlich nicht so ein Hüpfer, daß ich selber den Postillion spiele, wenn …«
    »Wie viele Briefe waren es?«
    »Drei Kontakte. Rate mal, wie viele Briefe es dann waren.«
    »Was stand in den

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