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Finnisches Blut

Finnisches Blut

Titel: Finnisches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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schon Mittag. Wann war denn gestern Zapfenstreich und Nachtruhe?« fragte er seinen Kumpel, der gerade aufwachte.
    »Denkst du etwa, ich kann mich noch an irgendwas erinnern«, antwortete Rillo, der nur Jeansshorts trug und ziemlich klein geraten war. Er wischte sich den Schweiß von den Fettpolstern an seinem Bauch und griff neben sich. »Nimmt der Herr Magister einen Schluck?« fragte er und hielt eine Flasche Vogelbeerwein in der Hand.
    »Ein Frühstück sollte man ja immer zu sich nehmen«, antwortete der Magister. Er drehte sich gerade mit Aromaknaster mühselig eine Zigarette.
    Die Männer steckten sich ihre Glimmstengel an und nahmen zwischendurch genüßlich einen Schluck aus Rillos Flasche, in |306| der man schon bald den Boden sehen konnte. Wegen der Hitze dauerte ihre ansonsten ein paar Wochen anhaltende Sommersauftour länger als üblich. Die beiden hatten sich entschlossen, die warme Jahreszeit in aller Ruhe zu genießen und sich erst im Herbst wieder Arbeit auf dem Bau zu suchen. Bei diesem Wetter war es am besten, unter freiem Himmel zu übernachten und das Geld für eine Herberge zu sparen.
    Schließlich stand Magister auf: «Ich werde mal eine Stange Wasser in die Ecke stellen. Rillo, halt das mal solange«, sagte er und reichte seinem Kumpel die Selbstgedrehte, die bis zur Hälfte aufgeraucht war.
    Rillo schwankte hin und her, hielt in beiden Händen eine qualmende Zigarette und murmelte: »Stereo.«
    Der Magister gewöhnte seine Augen vor der Hütte an das Sonnenlicht und räkelte sich wie ein Kater. Dann schlängelte er sich ein Stück durch den Wald und öffnete schließlich den Hosenstall. Es fehlte nicht viel, und er hätte auf ein Behältnis aus Metall gepinkelt.
    Die Hütte wäre fast zusammengefallen, als Magister hereingestürmt kam. »Menschenskind, Rillo, sieh dir das mal an. Ich habe im Wald dieses Metallkästchen gefunden. Wenn das eine Kamera ist, dann schwimmen wir bald im Rotwein.«
    Rillo stachelte seinen Freund dazu an, das Behältnis sofort zu öffnen.
    Mit hängenden Mundwinkeln sahen sie, was sich darin befand. »Das sind ja vereiste Blutröhrchen. Wollen wir mit dem Blut Plinsen braten«, kicherte Rillo.
    Magister untersuchte den Inhalt in aller Ruhe. »Hier ist auch ein Zettel. ›EELA, Arto Ratamo, 20 Expl. Ebola-Helsinki-Blut, Sicherheitsstufe 4‹. Vielleicht fehlen die irgend jemandem. Wer weiß, womöglich sind sie sogar wichtig«, sagte er.
    |307| »Wir bringen sie zur Polizei und verlangen Finderlohn«, sagte Rillo mit ernster Miene und fand seine Idee sehr gut.
    »Die Polizei wird uns was scheißen. Jetzt halten wir ein Gipfeltreffen ab und denken über die Sache nach«, erwiderte Magister und zauberte unter seinem Poncho eine Flasche roten Carillo hervor.
    »Ka Rillo, Ka Rillo«, lallte Rillo. »Eh, der Kerl hat ja noch eine Notreserve unter seinem Zauberumhang.«
    Die Zigaretten qualmten, der Alkohol floß, und die Zeit blieb im Park von Uutela stehen.

|308| 53
    Ketonen ging in Richtung Verhörraum und schaute auf seine Uhr. Es war schon zehn Uhr neunundzwanzig. Der SAS war nicht rechtzeitig auf dem Trafalgar Square gewesen, um die Übergabe der Blutröhrchen zu verhindern. Er wußte nicht, wer die Komplizen von Vairiala in London waren, wo die erste Rate um zwölf bezahlt werden sollte oder wer sie in Empfang nehmen würde. Je näher der Zeitpunkt der Geldübergabe rückte, um so unwahrscheinlicher wurde es, daß man die Katastrophe noch verhindern könnte. Vairiala mußte unbedingt zum Sprechen gebracht werden – und zwar sofort. Die lange Untätigkeit war von einem Streß abgelöst worden, wie ihn Ketonen seit Ewigkeiten nicht mehr erlebt hatte.
    Tissari und der junge Wachtmeister warteten an der Tür des Verhörraums. Kurz zuvor hatte Tissari von der Ärztin wegen des Bisses eine Spritze gegen Wundstarrkrampf erhalten. »Du siehst ja furchtbar aus. Hast du etwas zum Frühstück bekommen?« erkundigte er sich, nachdem er seinen Vorgesetzten erblickt hatte. Der machte einen Eindruck, als hätte er vor eine Woche das letzte Mal geschlafen.
    Ketonen schlürfte seinen Kaffee und holte die Zigarettenschachtel aus der Tasche. »Eine ›North‹ und ein Kaffee zusammen sind doch ein Frühstück. So. Nach Aussage der Ärztin müßte Vairiala jetzt nüchtern sein. Gibt es noch Fragen?« Ketonen schaute Tissari an. Der schüttelte den Kopf.
    |309| Die Männer betraten den lichtüberfluteten Verhörraum, in dem Vairiala, an den Stuhl gefesselt, wartete. Er trug einen

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