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Finnisches Blut

Finnisches Blut

Titel: Finnisches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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etwas an, ob ich ein Homo bin. In meiner Freizeit kann ich machen …«
    Die Anwesenden schauten sich verblüfft an.
    »Puppe«, sagte der Hauptwachtmeister, der die ganze Zeit schweigend dagesessen hatte.
    Vairiala laberte weiter, seine Glatze glänzte vor Schweiß, und die geliehene Brille war bis auf die Nasenspitze gerutscht.
    Ketonen lief mit großen Schritten die Treppe hinauf, und Tissari folgte ihm. Die normale Raumluft fühlte sich auf der Haut wunderbar kühl an. Ketonens Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Der Chef des Operativen Stabs versuchte auf dem internationalen Waffenmarkt eine Massenvernichtungswaffe zu verkaufen. Siren, die Viren und die Formel des Gegenmittels |315| waren verschwunden. Der Begriff Katastrophe war zu harmlos, um die Situation zu beschreiben. Wenn Sirens Verrat in seinem ganzen schrecklichen Ausmaß gelang, dann wären die Verläßlichkeit und Glaubhaftigkeit der Armee und der Nachrichtendienste Finnlands verloren. Und dazu kamen dann noch die Reaktionen der Bürger. Ganz zu schweigen von der Ebola-Krankheit mit ihren entsetzlichen Folgen. Die Situation mußte bereinigt werden, ohne daß die Öffentlichkeit davon erfuhr. Ansonsten würde man ihn sofort in den Ruhestand versetzen, wo er dann Däumchen drehen konnte.
    Ketonen schaute auf seine Uhr: Es war elf Uhr siebzehn. Die erste Rate würde in einer Dreiviertelstunde übergeben, und möglicherweise tauchte Siren dann schon unter. Der Befehl zur Verhaftung Ratamos mußte aufgehoben werden. Wenn Siren es so inszeniert hatte, daß Ratamo als der Schuldige an den Morden und am Verkauf des Virus-Pakets dastand, dann mußte er gute Gründe dafür haben. Ketonen ahnte, daß Ratamo nicht in Sicherheit wäre, wenn die Aufklärungsabteilung ihn verhaftete. Selbst der Versuch, einen Befehl der Aufklärungsabteilung aufzuheben, wäre jedoch für Außenstehende vergeblich gewesen, das konnte nur Vairiala. Er mußte warten, bis Vairiala wieder klar genug denken konnte, um seine Männer anzurufen.
    Im Laufen befahl Ketonen Tissari, die junge Computer-Zauberin zu bitten, sie solle ihn anrufen. Tissari holte wieder sein Handy aus der Gürteltasche.
    An der Tür seines Zimmers wäre Ketonen fast mit seiner Sekretärin zusammengestoßen. Er bat sie, eine Verbindung zu Wrede herzustellen. Das Telefon klingelte, gerade als sich Ketonen setzte.
    »Wo bist du?«
    |316| »Im Hotelzimmer. Ich habe mich nicht getraut wegzugehen …«
    Ketonen unterbrach ihn: »Hör mir jetzt zu, Erik, und zwar ganz genau. Du mußt Generalmajor Raimo Siren verhaften.«
    »Den Chef des Operativen Stabs Raimo Siren?« fragte Wrede. Er hatte sich gewünscht, bei einer großen Sache im Mittelpunkt zu stehen, aber bei dem, was jetzt geschah, lief es ihm kalt den Rücken hinunter.
    »Na hallo, Mensch. Gibt es mehrere?«
    Wrede zögerte immer noch. Er fragte, ob es sicher wäre, daß er Sirens Verhaftung später nicht bereuen müßte.
    Ketonen wurde wütend: »Paß mal auf, das ist jetzt nicht der richtige Augenblick, um Befehle in Frage zu stellen. Die erste Rate wechselt in zweiundvierzig Minuten ihren Besitzer, und es ist verdammt noch mal am besten, wenn du dann dort bist, wo Siren ist. Und denk daran, deine Zielperson ist Siren. Ich werde dafür sorgen, daß am Ort der Geldübergabe auch andere Leute sind, aber in erster Linie bist du es, der sich um Siren kümmert. Hast du das verstanden?« Ketonens Sicherungen wurden allmählich heiß, brannten aber noch nicht durch. Er zündete sich eine Zigarette an.
    »Wo ist der Mann?« fragte Wrede.
    »Das wird man dir mitteilen, sobald wir es wissen.«
    Ketonen erkundigte sich, ob Rautio noch in London war. Wrede bestätigte, daß er mit der Maschine um sieben Uhr dreißig nach Finnland geflogen war. Er hatte sich vergewissert, daß Rautio in die Maschine gestiegen war, und es dann der Überwachungszentrale gemeldet.
    Tissari schaute zur Tür herein, als Ketonen das Gespräch beendete. »Dieser Computerfreak ist hier«, sagte er.
    »Warum ruft sie nicht an? Verflixt noch mal, daß die aber |317| auch so neugierig sein muß«, schimpfte er, rief: »Herein, herein!« und ging in das Vorzimmer, um die Internet-Verantwortliche hereinzuholen. Musti war von dem Trubel so begeistert, daß Ketonen sie am Halsband zu ihrem Korb führen mußte.
    Die Frau rümpfte an der Tür die Nase, denn sie war gegen Zigarettenrauch und Hunde allergisch. Sie berichtete, daß die Internetadresse, die man für die Übermittlung der Angebote genutzt hatte, nur

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