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Finnisches Blut

Finnisches Blut

Titel: Finnisches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Tagen im Radio oder Fernsehen über das, was ich getan haben soll, hören wirst, sind Lügen derjenigen, die Kaisa umgebracht haben.«
    »Arto, um Himmels willen, was …« Ratamo unterbrach seine Schwiegermutter unsanft. Er sagte ihr, sie solle mit Nelli |114| nach Karjaa fahren und das Auto auf irgendeinem gebührenfreien Parkplatz abstellen, auf dem auch andere Fahrzeuge standen. Danach sollten sie den Bus nach Tammisaari nehmen und von dort mit dem Taxi bis in die Nähe der Bootsanlegestelle des Dorfes Sandnäsudd fahren. Marketta wußte, daß Eelis, der Mann im Dorfladen, die Reserveschlüssel von Ratamos Boot besaß. Auf gar keinen Fall durften sie in Ratamos Ferienhaus gehen, sie sollten statt dessen zur Insel Bastö fahren, wo Ratamos Bekannte, die Heinonens, ihre Hütte hatten. Marketta war schon auf Bastö zu Besuch gewesen und wußte, wie man mit dem Boot dahin kam. Die Schwiegermutter versicherte, sie habe die Anweisungen verstanden.
    »Paß auf, daß Nelli nichts passiert«, sagte Ratamo noch und knallte den Hörer so heftig hin, daß er hochgeschleudert wurde, zu Boden fiel und das ganze Telefon mitriß. Einen Augenblick später rannte Ratamo auf der Tehtaankatu in Richtung Punavuori. Die Polizei würde bald hinter ihm her sein, er mußte sich also irgendeinen Ort einfallen lassen, wo er unrasiert und in T-Shirt und Jeans sitzen konnte, ohne etwas zu tun, und wo ihm keine Bekannten über den Weg liefen. Er entschied sich für die Gaststätte »Salve«, eine maritime Kneipe am Ufer von Hietalahti, die um die Zeit schon zur Hälfte mit Stammkunden gefüllt sein würde.

|115| 20
    Der Lada 1500 S hielt um zehn Uhr neunzehn mit quietschenden Reifen vor der Polizeistation in der Pieni Roobertinkatu. Seit dem Telefongespräch zwischen Vairiala und Hämäläinen waren sechs Minuten vergangen.
    Leppä und Parola brauchten sich nicht erst über ihre Arbeitsteilung zu verständigen. Als auch Parola noch in der Aufklärungsabteilung gewesen war, hatten sie zu zweit als Partner viele anspruchsvolle Aufträge ausgeführt.
    Während Parola den Wagen in Ermanglung freier Parkplätze auf dem Fußweg abstellte, kam ein dunkelhaariger, großer Mann aus der Polizeistation herausgerannt. Er blieb mit verblüfftem Gesichtsausdruck auf der Straße stehen, schaute ein paarmal nach links und rechts und gab einige deftige Flüche von sich. Schließlich griff er nach dem Polizeifunkgerät an seinem Gürtel und sagte etwas. Dann ging er gleichzeitig mit Leppä und Parola wieder in das Gebäude hinein.
    Im Gänsemarsch lief das Trio zum Raum des Diensthabenden. Dort befand sich nur ein Polizist, der gerade eine Verlustanzeige von einer großgewachsenen jungen Frau entgegennahm, die ihr Handy vermißte. Leppä bat um Entschuldigung und unterbrach die Amtshandlung, daraufhin drehte sich die Frau um und stieß Leppä versehentlich ihre Brust ins Gesicht.
    Leppä, der rot geworden war, stellte sich dem Diensthabenden vor und fragte, wo Seppo Hämäläinen zu finden sei.
    |116| »Ach, ihr seid die Leute von der militärischen Aufklärung. Ich bin Hämäläinen«, sagte ganz locker und entspannt der dritte Mann, der mit ihnen hereingekommen war. Er betrachtete seine Gäste leicht amüsiert. Parola war klein, dunkelhaarig und dick, Leppä hingegen war klein, blond und dünn. Beide trugen cremefarbene Hemden und graue Hosen aus Wollstoff, dazu schmale blaue Schlipse.
    »Ihr seid ein bißchen zu spät gekommen. Ratamo ist gerade abgehauen«, sagte Hämäläinen in ganz alltäglichem Ton.
    »Abgehauen? Verdammt, hast du Ratamo etwa entkommen lassen? Das darf doch nicht wahr sein«, rief Parola mit verzerrtem Gesicht, er sah so aus, als wollte er sich auf Hämäläinen stürzen. Leppä schaute seinen Partner an und schüttelte den Kopf, um ihn zurückzuhalten.
    Hämäläinen erzählte ganz ruhig, daß er Ratamo wegen des Anrufs von General Vairiala allein lassen mußte. Ein paar Minuten später habe er festgestellt, daß der Mann aus dem Verhörraum verschwunden war. Deswegen habe er eben angeordnet, die stille Fahndung nach Ratamo wiederaufzunehmen, er sei überzeugt, daß man Ratamo bald finden werde. Anscheinend machte er sich deswegen keine großen Sorgen.
    Parola konnte sich vor Wut nicht mehr beherrschen. Er schlug mit der Faust so heftig auf den Tresen des Diensthabenden, daß der Polizist von seinem Stuhl aufsprang. »Gottverdammter Idiot. Du scheinst wirklich nicht zu kapieren, was das für ein Kerl ist.«
    Leppä übernahm die

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