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Finnisches Blut

Finnisches Blut

Titel: Finnisches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Hosenträger allmählich zu kurz wurden.
    Musti wachte auf und räkelte sich gründlich wie immer. Auch sie hat gewissermaßen ihren kriminellen Hintergrund, dachte Ketonen. Ihre ersten Lebensjahre hatte sie in der Familie eines Mannes verbracht, der seinen Hund mit Schlägen erzog. Das hatten die Nachbarn schließlich der Tierschutzbehörde gemeldet, und Musti war ins Tierheim gebracht worden. Erst nachdem sie schon ein paar Jahre bei ihm war, hatte sie zugelassen, daß ihr neues Herrchen ihre empfindlichsten Stellen, den Kopf und den Bauch, berührte. Ketonen wünschte sich zum hundertsten Male, er hätte diesen Mistkerl in die Finger bekommen, der seine Männlichkeit damit beweisen wollte, daß er einen bedauernswerten, gutmütigen Hund schlug.
    Ketonen überlegte gerade, ob seine Ahnung trog, daß Sirens Anruf vom Vorabend das Ende der Untätigkeit bedeuten könnte, da klingelte das Telefon entnervend laut. An dem alten Apparat konnte man die Lautstärke nicht einstellen.
    Der Anruf kam aus der rund um die Uhr besetzten Überwachungszentrale der Sicherheitspolizei, die als Alarmzentrale diente und zugleich alles erledigte, was mit der Telekommunikation zusammenhing, sie koordinierte beispielsweise die Telefongespräche aller Ermittler, die vor Ort im Einsatz waren, sie unterhielt geschützte Verbindungen und übernahm das Abhören von Telefonen. Höflich fragte der Diensthabende, ob Ketonen einen Augenblick Zeit habe.
    |121| »Nun hör mal zu, mein Freund. Wenn der Diensthabende der Überwachungszentrale etwas mitzuteilen hat, dann braucht er niemanden zu fragen, ob er Zeit hat«, entgegnete Ketonen mürrisch.
    Der Beamte sagte, er rufe an, weil Ketonen am Vorabend angeordnet hatte, die Aktivitäten der Aufklärungsabteilung zu beobachten. Irgend etwas sei tatsächlich im Gange, aber es sehe so aus, als wüßten nur Siren, Vairiala und ein paar von seinen Agenten, um was es ging. Die Angelegenheit würde aus irgendeinem Grund strenggeheim gehalten. Die Kontaktperson der SUPO in der Aufklärungsabteilung habe jedoch herausgefunden, daß eine Person namens Arto Ratamo irgendwie mit diesem Fall zusammenhing. Auch die Polizei hatte eine stille Fahndung nach Ratamo eingeleitet. »Ich muß einen Augenblick überlegen«, sagte Ketonen. Es knisterte, ein Streichholz wurde angezündet. Er schwieg eine Weile und rauchte ein paar Züge. »Bringt in Erfahrung, was für einer dieser Ratamo ist und was er gemacht hat. Und beobachtet die Aufklärungsabteilung weiter«, sagte er und legte auf. Ratamo? Den Namen hatte er schon irgendwo gehört, aber er wußte nicht mehr, in welchem Zusammenhang.
    Ketonens Gedanken kreisten wieder um Sirens Anruf. Die Geschichte des Generals hätte jeden mißtrauisch gemacht – und Ketonen verfügte immerhin über die Erfahrung von dreißig Jahren Arbeit beim Nachrichtendienst und bei der Polizei. Nach dem Anruf Sirens hatte er seiner Organisation sofort den Auftrag erteilt, die Nachrichtenabteilung mit den Methoden der niedrigen Aktivitätsstufe zu beobachten und möglichst herauszufinden, was da vorging. Er hatte auch einen Bericht über den Schwarzhandel mit russischen Waffen verlangt, um zu erfahren, ob an Sirens Geschichte etwas dran war. |122| Am Morgen hatte ihm seine Organisation bestätigt, daß kein derartiges Geschäft im Gange sei.
    Ketonen fragte sich, ob Vairiala so einen schweren Irrtum begehen könnte: Die Beobachtung der militärischen Aktivitäten Rußlands war ja eine der Hauptaufgaben der Aufklärungsabteilung. Eine erste Kontaktaufnahme neuer russischer Schmuggler mit internationalen Waffenhändlern würde automatisch in der ganzen Aufklärungsszene bekannt werden. Die Schmuggler, die ihre Kontakte bereits geknüpft hatten, wurden schon von allen Nachrichtendiensten, die etwas auf sich hielten, ständig überwacht. Laut dem von Ketonen angeforderten Bericht habe jedoch niemand anders etwas von dem Projekt gehört, über das Vairiala Siren informiert hatte. Und der illegale Waffenhandel, der sich nach dem Machtwechsel 1991 von Rußland aus wie eine Flutwelle ausgebreitet hatte, gehörte schließlich zu den Dingen, die alle westlichen Nachrichtendienste besonders genau beobachteten.
    Ketonen hielt Vairiala für einen Fachmann, hatte aber Gerüchte gehört, wonach er den unbeherrschbaren Ehrgeiz eines allzu selbstsicheren, überheblichen Mannes besaß, der in kurzer Zeit viel erreicht hat. Ketonen hatte den Verdacht, daß sich Vairiala um seines eigenen Vorteils willen dazu

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