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Finnisches Blut

Finnisches Blut

Titel: Finnisches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Telefon, das zu dem Kiosk gehört«, sagte die Frau ganz gelassen, »und das ist eigentlich nicht für die Öffentlich…«
    »Du gehst jetzt hinaus und läufst in aller Ruhe zweimal um den Häuserblock. Wenn du zurückkommst, bin ich weg. Hast du das kapiert?« Ratamo schaute die Kioskinhaberin mit einem psychopathischen Blick an. Die dunklen Bartstoppeln und die Narbe, die sich deutlich in dem braungebrannten Gesicht abzeichnete, verstärkten den Eindruck. Er wollte nicht, daß die Frau hörte, was er seiner Schwiegermutter sagte.
    Die übergewichtige Kioskinhaberin starrte ihn einen Augenblick mit vor Verwunderung weit aufgerissenen Augen an, dann lief sie mühsam zur Tür, schob, ohne ein Wort zu sagen, einen Jungen in Hiphop-Sachen beiseite, der gerade hereinkommen wollte, und trat auf die Straße hinaus. Ratamo drohte dem Teenager, der hinter der Glastür stand und hereinlugte, mit der Faust, woraufhin der sich trollte.
    Jetzt war Eile geboten. Zum Glück war die Frau nicht gerade eine gute Läuferin, es würde eine Weile dauern, bis sie die Polizei informiert hätte. Ratamo drehte das Telefon zu sich hin und tippte die Nummer des Handys seiner Frau ein. Er war Kaisa dankbar dafür, daß sie ihre Mutter, die alle elektronischen Geräte haßte, gezwungen hatte, das Handy mitzunehmen. |112| Ratamo wußte nicht, ob seine Schwiegermutter das Handy benutzen konnte oder ob es überhaupt an war. Eigensinnig, wie sie war, hatte sie das Telefon vielleicht nur mitgenommen, um ihre Ruhe zu haben, und es dann sofort ausgeschaltet, kaum daß sie nicht mehr in Kaisas Sichtweite war. Ratamo hatte wegen Nelli Angst.
    Zu seiner Erleichterung meldete sich endlich jemand.
    »Marketta, hier ist Arto. Wo seid ihr?«
    »Wir sind gleich zu Hause in Kauniainen. Unterwegs waren wir noch in ein paar Geschäften. Du hörst dich so an, als kämst du gerade vom Joggen. Es ist doch nichts passiert?«
    »Doch. Es ist wirklich etwas passiert.« Ratamo konnte nur mit Mühe verhindern, daß ihm die Stimme versagte. Zum Glück war Marketta eine ruhige Frau mit scharfem Verstand. »Ist in der Nähe eine Stelle, wo du anhalten kannst?«
    »Hier kommt gerade eine Tankstelle, aber nun sag mir, lieber Arto, was passiert ist.« Die Schwiegermutter hörte sich jetzt schon sehr besorgt an.
    »Sobald du angehalten hast.«
    Für einen Augenblick hörte man nur, wie der Blinker von Kaisas Golf tickte. Als der Motor endlich abgestellt war, wurde auch der Empfang besser.
    »Marketta, es tut mir leid, aber Kaisa ist tot«, sagte Ratamo. Es klang mitfühlend, und das kam aus tiefstem Herzen. Seine Schwiegermutter tat ihm so sehr leid, daß es schmerzte. Die Frau hatte gerade ihr einziges Kind verloren.
    In der Leitung war es für eine Weile ganz still. Ratamo fürchtete schon, daß die Schwiegermutter in Ohnmacht gefallen war.
    »O Gott. Was ist Kaisa passiert? Erzähle es mir sofort.« Markettas Stimme verriet, daß sie es nicht glauben konnte, und man spürte den Schock und ihre Angst.
    |113| Ratamo überlegte einen Augenblick. »Ein Mann ist heute früh in unsere Wohnung eingebrochen, hat Kaisa erschossen und versucht, auch mich zu erschießen. Das ist alles. Mehr weiß ich nicht«, sagte er und begriff sofort, wie idiotisch sich das anhören mußte. Zum Glück hatte er immer ein gutes Verhältnis zu seiner Schwiegermutter gehabt. Manchmal hatte er sogar eine Art Seelenverwandtschaft mit Marketta empfunden. Die Schwiegermutter sah viele Dinge genauso wie er. Vielleicht würde sie ihm vertrauen.
    »Hast du getrunken oder …?«
    »Ich habe nie in meinem Leben etwas so ernst gemeint wie jetzt. Die Lage ist die, daß du mir ganz einfach glauben mußt. Etwas Schreckliches ist passiert, und ich glaube, daß etwas noch Schrecklicheres passieren wird, wenn du mir jetzt nicht vertraust.«
    Ratamo klang überzeugend. Marketta Julin glaubte ihm, daß er bei vollem Verstand war und es ernst meinte. »Du mußt sofort zur Polizei gehen«, sagte sie.
    »Jetzt sind wir genau an dem Punkt, an dem du mir einfach vertrauen mußt. Die Polizei verdächtigt mich nämlich, daß ich Kaisa und meinen Chef ermordet und wer weiß was sonst noch alles getan habe. Das hört sich verrückt an, aber ich kann jetzt einfach nicht mehr sagen. Ich rufe aus dem Kiosk in der Tehtaankatu an, und die Polizei wird gleich hier sein. Marketta, bei allem, was mir heilig ist, schwöre ich dir, daß ich weder Kaisa noch irgend jemand anderem etwas Böses getan habe. Alles, was du in den nächsten

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