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Finnisches Blut

Finnisches Blut

Titel: Finnisches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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eingeprägt. Er vermutete, daß auch Rautio sein Gesicht kannte, setzte sich deshalb eine Brille mit breitem Gestell auf die Nase und versteckte seine auffälligen rostroten Haare unter einer flachen blauen Sommermütze. Wrede nahm Kurs auf das funkelnagelneue mittlere Auslandsterminal und den Ticketschalter von Finnair.
    »Für mich ist auf den Namen Jukka Haapanen ein Ticket reserviert«, sagte Wrede. Gemäß dem Paß, den er diesmal benutzte, war er Jukka Sakari Haapanen aus Jämsä.
    Ein junger Mann, der so aussah, als hätte er sein Leben satt, fand die Buchung im Computer und fragte, wie Haapanen bezahlen wolle.
    Wrede reichte dem Angestellten zwei Tausend-Finnmark-Scheine. Die Dienstvorschriften der SUPO verlangten, daß bei Operationen, die als geheim galten, alle Zahlungen bar erfolgten.
    Wrede steckte das Wechselgeld in sein Portemonnaie. Zum Glück handelte es sich um einen Flug innerhalb von Europa. Die Mitarbeiter der SUPO saßen in der Touristenklasse, deren enge und unbequeme Sitze für den breitschultrigen Wrede bei interkontinentalen Flügen eine einzige Plage waren. Er ging weiter zum Check-in der Finnair für die Touristenklasse und hielt Ausschau nach Rautio. »Nach London«, sagte Wrede mit |196| einem Lächeln zu der schönen Blondine, die hinter dem Schalter saß. Er reichte ihr seinen Paß und das Ticket.
    »Hat denn mein Kollege Jari Tolsa schon eingecheckt?«
    »Einen Augenblick … Ja. Er sitzt in Reihe zehn. Möchten Sie neben ihm sitzen?«
    »Nein, lassen Sie mal. Ich sitze lieber ganz hinten. Dort ist es angeblich sicherer«, sagte Wrede und schaute die Angestellte ein wenig ängstlich an. Er wollte einen Platz möglichst weit weg von Rautio, der ihn auf keinen Fall erkennen durfte.
    Die Frau reichte ihm die Bordkarte und den Paß. Wrede steckte sie in die Brusttasche seines Hemdes, verließ den Schalter und blieb stehen, um zu überlegen, was er als nächstes tun sollte. Rautio war offensichtlich schon durch die Paßkontrolle gegangen. Wrede wollte es vermeiden, daß der Mann ihm über den Weg lief, und beschloß deshalb, noch einen Kaffee zu trinken. Geld brauchte er nicht zu wechseln, weil er bei Observierungseinsätzen immer die Valuta, die man am häufigsten brauchte, also finnische und deutsche Mark, Kronen, Dollars und Pfund, im Wert von ein paar tausend Finnmark bei sich hatte.
    Das Café war bis auf den letzten Platz gefüllt. Wrede holte sich dennoch einen Cappuccino und wollte sich gerade auf seinen Pilotenkoffer setzen, als eine Gruppe angetrunkener junger Leute nach dem Aufruf ihres Charterflugs lärmend aufstand.
    Wrede setzte sich an den Tisch und überlegte, was in London wohl passieren würde. Wenn Rautio über Nacht blieb, mußte auch er sich ein Hotelzimmer besorgen. Das Observieren und Durchsuchen von Rautios Sachen würde übermäßig erschwert werden, wenn er kein Zimmer im selben Hotel bekam. Vom Schlafen ganz zu schweigen. Er konnte in der Sache aber noch nichts tun. Geduld war Trumpf.
    |197| Nach London reiste Wrede gern. Er sammelte Küchenmesser und träumte schon seit Jahren davon, ein Sushi-Messer, hergestellt von einem japanischen Messermeister aus speziellem Stahl, zu finden, das möglichst günstig angeboten wurde. In London könnte ihm das gelingen. Auf Madeira hatte er nur preisgünstige Schleifsteine entdeckt, die mit Industriediamantenpulver beschichtet waren.
    Plötzlich fiel ihm etwas ein, er drückte auf die Schnellwahltaste seines Handys und bat seine Sekretärin, ihm auf dem Flughafen Heathrow für halb neun Ortszeit ein Auto mit Chauffeur zu besorgen.
    Wrede ließ den bitteren Kaffee stehen und ging durch die Paßkontrolle zum Tor 23. Als einer der letzten traf er eine Viertelstunde vor der angegebenen Abflugzeit an der Maschine ein. Er nahm seinen Paß und die Bordkarte heraus, die bei Flügen nach London am Abflugtor noch einmal kontrolliert wurden. Rautio war zum Glück nicht zu sehen.
    In der Maschine heftete Wrede den Blick sofort auf die Stelle, wo Rautio sitzen mußte. Der Mann legte gerade seine Sachen in das Gepäckfach, so konnte er unbemerkt vorbeischlüpfen. Während des Fluges hatte er keine Probleme, sich vor Rautio zu verstecken, denn der saß weit vor ihm. Das glaubte er jedenfalls.

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    Die dramatischen Melodien im ersten Teil des Violinkonzerts von Sibelius erklangen zum vierten Mal hintereinander. Siren spielte im Kaminzimmer Luftgeige im Rhythmus der leidenschaftlichen Violine seines Lieblingssolisten Isaac Stern. Susy,

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