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Finnisches Blut

Finnisches Blut

Titel: Finnisches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Rate geschehen würde, machte ihm nicht die geringsten Sorgen, weil er nicht die Absicht hatte, dann noch im Lande zu sein und unter den Folgen zu leiden. Ganz anders wäre die Situation, wenn er |201| erwischt wurde, bevor er das Geld in der Hand hatte. Der Besitz der Blutröhrchen und der Formel für das Gegenmittel und deren Ausfuhr ins Ausland wären Beweise, die ihn schwer belasten würden.
    Für den Fall hatte sich Siren einen einfachen, aber idiotensicheren Plan ausgedacht. Er hatte eine Kühlbox mit zehn Ebola-Blutröhrchen im Naherholungsgebiet Uutela versteckt. Bei der Kühlbox brauchte er keinen Bombenzünder einzustellen und keine Schlinge zu legen, es genügte, daß er sie in der Nähe eines Naturlehrpfades liegenließ. Wenn jemand die Blutröhrchen fände und sich mit dem Virus infizierte, würde der sich von allein ausbreiten. Er fotografierte die Kühlbox und die Blutröhrchen in der Natur. Falls man ihn faßte, würde er die Fotos zeigen und als Gegenleistung für die Preisgabe des Virusverstecks seine Freiheit verlangen. Und wenn sich der Virus schon ausgebreitet hatte, würde er todsicher im Tausch für die Formel des Gegenmittels freigelassen werden. Hatte Sergejs Killer Ratamo umgebracht, dann wäre er allein im Besitz der Formel.
    Siren wollte das Leben seiner Landsleute eigentlich nicht gefährden, aber es war ihm für den Fall seiner Verhaftung keine andere Versicherung eingefallen. Wenn alles gut verliefe, würde er dafür sorgen, daß die Viren in Uutela keine Probleme verursachten.
    Trotz der Beruhigungsmittel quälten ihn Schuldgefühle und Selbstverachtung. Er überlegte, was geschehen würde, wenn alles schiefginge. Was passierte, wenn Ratamo getötet wurde und er selbst die Viren dem Käufer übergab, aber umkam, bevor er die Formel für das Gegenmittel schicken konnte? Und wenn man die Formel nie finden würde, wenn die Viren von Uutela sich ausbreiteten und Terroristen mit |202| den von ihm verkauften Viren einen Anschlag auf eine Großstadt verübten? Werde ich die Hölle auf die Erde bringen, fragte sich Siren. Er hielt es nicht mehr aus. Verglichen mit Alkohol waren die Diapamtabletten so wirkungsvoll wie Malzbonbons. Er mußte die unüberhörbare Stimme seines Gewissens ertränken.
    Der Kognak schmeckte wunderbar. Siren ließ ihn im Mund kreisen und genoß es, als er spürte, wie das Ethanol brannte. Es dauerte nicht lange, und eine selige Wärme durchströmte seinen Körper und entspannte ihn. Wer die stärkste Medizin hat, lacht am besten, dachte er.
    Er hörte, wie Susy im Hauswirtschaftsraum herumpolterte. Sie sang etwas in einer fremden Sprache vor sich hin. Es war erst halb acht, er hatte also noch reichlich eine halbe Stunde Zeit, bevor er zum Flughafen fahren mußte. Er rief die Frau bei ihrem Namen.
    Es dauerte eine Weile, bis das exotisch aussehende junge Hausmädchen in sein Zimmer kam. Siren saß in seinem Sessel und betrachtete wie von einem Logenplatz den Gang der Frau, der dem eines Models glich. Das Mädchen wußte, daß es einen begehrenswerten Körper besaß, und ließ das nicht ungenutzt.
    »Hi Susy. Hast du es eilig?« fragte Siren auf englisch.
    Das Hausmädchen wußte, was der Hausherr wollte. Er unterhielt sich nie mit ihr über belanglose Dinge. »Für dich habe ich doch immer Zeit«, sagte sie verführerisch in ihrem Englisch mit einem starken Akzent.
    Die Frau blieb mitten auf dem Parkett des Kaminzimmers vor Siren stehen und wiegte sich eine Weile anzüglich in den Hüften. Als Siren keine Anstalten machte aufzustehen, öffnete Susy langsam den Knoten und ließ ihre Schürze zu Boden |203| fallen. Dann zog sie den Reißverschluß ihres schwarzen Kleides auf und ließ es auf ihre Schuhe gleiten. Sie trug weiße Seidenstrümpfe, schwarze Strapse und schwarze, mit Spitze besetzte Slips. Ihre festen Brüste brauchten keinen BH.
    Siren stand schon.

|204| 35
    Das deckellose WC-Becken stank. Erst als er es benutzt hatte, stellte Ratamo fest, daß die Spülung nicht funktionierte. Er schaute auf die Uhr, es war ein paar Minuten nach acht Uhr, er hatte schon stundenlang über sein Leben und Nelli nachgedacht. Das Warten auf den Tod schien einige Dinge auf den Kopf zu stellen. Jetzt sehnte er sich sogar nach den Streitereien und dem Streß im Alltag. Das Wichtigste hatte sich jedoch nicht geändert: die Sorge um Nelli und seine Gefühle für sie. Vielleicht mußte er an diesem Tag sterben, aber zumindest würde er nicht so einfach umzubringen sein wie ein

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