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Finnisches Blut

Finnisches Blut

Titel: Finnisches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Hausherrin, ob sie ihm etwas Sauberes anzuziehen geben könnte.
    Pirkko Jalava holte aus ihrem Kleiderschrank Tennissocken, ihre größten Trainingshosen und ein T-Shirt der Größe XL. Ratamo stand nackt mitten im Bad und machte keine Anstalten, sich zu bedecken, als sie zurückkehrte. Ihre Blicke trafen sich für einen Moment. Dann kehrte sie ihm den Rücken zu, und Ratamo zog sich blitzschnell an.
    |243| »Was hast du denn die ganze Zeit gemacht? Ich war gegen neun hier, und von dir war keine Spur zu sehen. Ich habe vorhin auch versucht anzurufen«, sagte Jalava so zornig, daß Ratamo zusammenzuckte.
    »Na ja, ich bin von Stockmann direkt hierhergekommen, wenn man davon absieht, daß russische Agenten mich gekidnappt und in die Tehtaankatu zum Verhör gebracht haben, da konnte ich aber entkommen und bin von Kamppi durch den Metro-Tunnel bis zum Hauptbahnhof gerannt und dann mit dem Bus nach Pukinmäki gefahren.« Ratamo fiel wieder der Kellerraum in der Tehtaankatu ein, er spürte den bitteren Geschmack der Todesangst im Mund und kehrte in die Wirklichkeit zurück. Die schöne Zeit der Flucht in die Traumwelt war zu Ende.
    Pirkko Jalava starrte Ratamo an, als hätte der ihr erzählt, er wäre übers Wasser gegangen.
    »Das kann doch nicht dein Ernst sein. Was hat man mit dir gemacht?«
    Ratamo war müde und berichtete, was passiert war, die Details kürzte er jedoch ab. Und obwohl ihr Gast gerade erzählte, daß er entführt worden war, wirkte Pirkko Jalava erstaunlich ruhig. Das gab Ratamo ein Gefühl der Sicherheit.
    »Man hat dir doch nicht irgendwelche Mittel gespritzt?«
    »Nein.«
    »Und du hast die Formel des Gegenmittels nicht verraten?«
    »Natürlich nicht.«
    Jalava entspannte sich etwas. »Wahrscheinlich brauchst du jetzt einen Drink«, sagte sie leise und ging zum Barschrank.
    »Hast du Calvados?«
    »Boulard oder Père Magloire?«
    |244| »Père Magloire. Da ist keine Birne drin.« Ratamo kämmte sich.
    Jalava schaltete die Stereoanlage ein und goß die Drinks in Kristallgläser.
    »Hörst du auch gern J. J. Cale!« rief Ratamo, als die CD »Naturally« seines Lieblingsmusikers im Wohnzimmer erklang.
    »Den höre ich seit meinem fünfzehnten Lebensjahr.«
    Jalava setzte sich mit angezogenen Beinen auf das grüne Stoffsofa. Ratamo ließ sich in den Sessel gegenüber fallen und griff nach dem Glas Calvados auf dem Couchtisch.
    »Vielleicht sollte ich dann mal erzählen, was ich erreichen konnte«, sagte Jalava. Es stellte sich heraus, daß sie mit all ihren Kontaktpersonen gesprochen und viel herausgefunden hatte. Jetzt glaubte sie Ratamo, daß er tatsächlich die Formel eines Gegenmittels entdeckt hatte und daß die Aufklärungsabteilung etwas mit den Ereignissen an diesem Morgen zu tun hatte.
    »Ich habe doch gesagt, daß Manneraho der Aufklärungsabteilung über die Entdeckung des Gegenmittels Bericht erstattet hat, so wie es die Vorschriften der EELA verlangen. Aber woher hat Kaisas Mörder von dem Gegenmittel Wind bekommen?« fragte Ratamo mit heiserer Stimme. Der Calvados brannte im Hals.
    »Tja, das wissen wir nicht …«
    »Wer ist wir?« fragte Ratamo.
    »Ich und meine Informationsquellen.«
    Ratamo wunderte sich, was für gute Kontakte die Frau hatte. Es war eigenartig, daß sie so schnell Dinge herausgefunden hatte, die in den Augen eines Laien äußerst geheim zu sein schienen. Andererseits war sie ein Profi, und er konnte nicht |245| behaupten, Ahnung vom investigativen Journalismus zu haben. »Du hast ja wirklich unglaubliche Kontakte.«
    »Du würdest staunen, wenn du wüßtest, wie bereitwillig die Leute viel erzählen, sobald ein Journalist sie anruft. Die an der Macht sind, wollen ein gutes Verhältnis zu jenen haben, die sie fürchten, und einen guten Reporter fürchtet jeder. Er kann einen Menschen, der einen Fehler begeht, zugrunde richten. Viele Leute verraten gern Geheimnisse der Machthaber, um einen Beitrag zu ihrer Demontage zu leisten. Dann wird die Macht ja neu verteilt und kann beispielsweise dem Denunzianten in die Hände fallen. Hast du die Waffe noch?« fragte Jalava plötzlich.
    Ratamo war von der Frage überrascht, holte die Pistole aber aus dem Flur und reichte sie ihr.
    »Nicht so herum. Eine Waffe muß man immer mit dem Griff nach vorn übergeben. Die ist ja entsichert. Jeden Moment hätte sich ein Schuß lösen können!« Sie schaute Ratamo streng an.
    »Oh, diese Technik, staunte der Russe, als er die Türangel sah«, witzelte Ratamo.
    Pirkko Jalavas Handbewegungen

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