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Finnisches Quartett

Finnisches Quartett

Titel: Finnisches Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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auf Hochtouren und versuchte die verworrene Situation zu ordnen. Der Anschlag auf Calvert Cliffs war ausgeführt, das war das wichtigste. Aber für das, was in Dexters Wohnung geschehen würde, konnte niemand eine Garantie geben. Mitgehen mußte er, Ulrike brauchte jemanden zu ihrem Schutz. Vielleicht würde sich alles regeln lassen, redete sich Lasse ein, obwohl vor ihm schlimme Bilder auftauchten, die sich nicht verdrängen ließen. Wenn sie durch Ezraels Hand umkämen, wäre das nicht ganz so ehrenvoll wie der Tod von Präsident Kyösti Kallio, der im Dezember 1940, in der Zeit zwischen Winterkrieg und Fortsetzungskrieg, auf dem Bahnhof von Helsinki starb, während die Ehrenkompanie den Marsch der Männer von Pori spielte. Lasse war selbst von seinem Sarkasmus überrascht. Er hatte das Gefühl, alles andere zu sein als ein Held, in Calvert Cliffs waren auch wegen ihm Menschen gestorben.
    Endlich war Ulrike an der Reihe, sie schob der Frau an der Kasse der Kunstgalerie ungeduldig den Geldschein für die Eintrittskarten hin und schaute auf die Uhr. Bis zumTreffen mit Dexter blieb nur noch eine Stunde, vielleicht war Ezrael schon hier gewesen. Dann erschien vor ihr das Bild von Ezrael, der im Kamelhaarumhang auf dem Dielenfußboden seiner Kirche saß und erzählte, wie er einmal sechs Stunden lang den Engel auf dem Gemälde »Madonna in der Felsengrotte« von Leonardo da Vinci in der Londoner National Gallery betrachtet hatte.
    Die beiden Finnen betraten das Museum, und Ulrike wurde, als sie um sich herum Hunderte Gemälde sah, sofort klar, daß nicht zu schaffen war, was sie sich vorgenommen hatte. Sie würde niemals das Bild finden, das Ezrael sich ansehen wollte, kurz bevor er Dexter umbringen würde. Wenn sie sich doch nur an den Namen des Gemäldes erinnern könnte. Sollten sie besser draußen am Ausgang warten? Doch es gab zu viele Ausgänge, und sie hatten ja nicht einmal Zeit zu warten.
    Ulrike schaute sich um, sie suchte den Informationsstand. Im Foyer standen zwei dunkel gekleidete Frauen, deren Namensschilder verrieten, daß sie Museumsführerinnen waren. Sie rannte zu der älteren Frau, um sie zu fragen. »Ich suche ein Gemälde mit einem Engelsmotiv … oder genauer gesagt, ein Gemälde, auf dem ein Engel ist … so ein ziemlich großes … Ich erinnere mich nicht, wie es heißt …« stammelte Ulrike, der Titel fiel ihr nicht ein, obwohl sie ihr Gedächtnis durchwühlte.
    »Ich bedaure, aber das Engelthema ist in der Malerei sehr beliebt. Wenn Sie es ein wenig genauer …«, die Führerin musterte die verängstigte, schwitzende junge Frau mit der geschienten Hand so, als müßte sie jeden Moment die Sicherheitsleute alarmieren.
    »An dem Bild muß irgend etwas Besonderes sein … etwas Verführerisches …« Ulrike wurde klar, daß der Versuch vergeblich war.
    »Vielleicht möchten Sie das Gemälde in unserer elektronischenDatenbank suchen. ›Joan of Art‹ befindet sich dort«, die Führerin wies auf einen einsamen Computer.
    Ein Lächeln breitete sich auf Ulrikes Gesicht aus. Die Bezeichnung für das Computerprogramm war eine spielerische Veränderung des Namens von Jeanne d’Arc. Wieder ein Zufall in der langen Kette von Zufällen. »Jetzt erinnere ich mich. Das Gemälde, das ich suche, stellt Jeanne d’Arc da, die Jungfrau von Orleans. Wo ist es?«
    »Sie meinen bestimmt ›Die Anbetung von Jeanne d’Arc‹. Das ist im ersten Stock ausgestellt, der letzte Saal linker Hand.«
    Die beiden stiegen die breiten Treppen hinauf, eilten über die Teppiche, die den dunklen Edelholzfußboden bedeckten, und betrachteten dabei aufmerksam die anderen Museumsgäste. Im hintersten Saal sprach Ulrike wieder eine Museumsführerin an. »Die Anbetung von Jeanne d’Arc?« fragte sie.
    Die Führerin wies auf ein großes, dreiteiliges Kunstwerk, das am Ende des prächtigen Saales hing. »Ein verwirrendes Triptychon auf Holz, nicht wahr? J. William Fosdick schuf es durch Brennen und Ätzen im Jahre 1896.«
    Ulrike erstarrte, als sie vor dem Gemälde einen blonden Mann sah, der die linke Hand in der Hosentasche hielt. Sie erkannte Ezrael von hinten, die Hoffnung erwachte, vielleicht würde sich alles klären lassen. Ulrike versuchte ihr Gehirn auf die Frequenz einzustellen, die für die Rolle des Boten erforderlich war, trat langsam hinter Ezrael und sprach ihn mit seinem Namen an. Der Mann drehte sich um.
    Das picklige Gesicht eines unbekannten jungen Mannes machte alle Hoffnungen auf einen Schlag zunichte. Ulrike

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