Finnisches Quartett
der Männer wieder, und sie rannten an der Wand des Reaktorgebäudes entlang weiter, bis der Chef die Hand hob und das Trio sich hinhockte. Er befestigte die letzte Hexogen-Sprengladung an der Wand des Reaktorgebäudes, an einer Stelle, unter der das Wasser aus der Chesapeake Bay in das Kühlsystem des Kernkraftwerks floß. Alles klappte planmäßig.
»Ân yeki râ be man behadid«,
sagte der Chef der Gruppe in farsisch, woraufhin ein anderer Iraner die Zeituhr nahm, die an seinem Gürtel hing, und ihm reichte.
Der Chef des Trupps blickte auf seine Uhr. Es war 11.55 Uhr; sie hatten für die Vorbereitungen nur elf Minuten gebraucht, und Alarm war immer noch nicht zu hören. Schon bald würde es zu spät sein, und sie hätten etwas geschafft, wozu bisher noch kein Terrorist imstande gewesen war – einen Atomanschlag in den USA.
Der Chef drückte auf die Tasten, ein Piepen war zu hören, und die roten Ziffern auf der LED-Anzeige begannen ihren Tanz. Er gab seiner Gruppe fünf Minuten Lebenszeit, befestigte die Schaltuhr an der Sprengladung und wandte sich lächelnd seinen Männern zu.
»Cheshm-e shomâ rowshan.«
Mit diesen Worten gratulierte der dritte Iraner seinem Chef.
Die Männer erhoben sich, im selben Augenblick wurdensie von Scheinwerfern geblendet, Alarmsirenen heulten auf, und hinter dem Hügel stieg am Horizont eine ganze Reihe von Black-Hawk-Hubschraubern auf. Die Iraner griffen zu ihren Maschinenpistolen und hatten noch Zeit, ein paar Schritte zu machen, bevor sie erstarrten: Dutzende amerikanische Soldaten rannten auf sie zu und waren nur etwa zwanzig Meter entfernt. Dann stimmten die Waffen ihr Lied an, und die Iraner zitterten vom Einschlag der Kugeln. Sie würden nie irgend jemandem die Wahrheit berichten.
50
Im hellen Restaurant des Best Western Pentagon speisten nur ein paar Geschäftsleute, die so aussahen, als hätten sie es eilig. In der Luft hing der Geruch von Bratenfett, und die Lautsprecher posaunten die energischen Werbespots irgendeines Radiosenders hinaus. Ratamo fragte eine attraktive Latinokellnerin, die am Kragen ein Schild mit dem Namen »Caroline« trug, welches Gericht schnell fertig wäre, bestellte aufgrund ihrer Antwort einen Texas Chili Burger und überlegte, ob er bei diesen Ermittlungen überhaupt noch gebraucht wurde.
Die Untätigkeit wurmte Ratamo, er war nicht über den Atlantik geflogen, um hier herumzusitzen und zu warten, er brannte darauf, an den Ermittlungen teilzunehmen. Auch die Müdigkeit plagte ihn, der Jetlag hatte in der letzten Nacht dafür gesorgt, daß er nur ein paar Augenblicke geschlafen hatte, und die auch noch unruhig. Der späte Abend war am Telefon mit Nelli vergangen, und zu seiner Überraschung hatte er auch Ilona angerufen.
Der gewaltige, brutzelnde Hamburger, der von Pommes frites und Salat eingerahmt wurde, erschien genau drei Minuten und einundvierzig Sekunden nach der Bestellung vorihm auf dem Tisch, und Ratamo machte sich darüber her wie ein Specht. Das Geschmackserlebnis erinnerte ihn an das Gericht, das er vor Jahren bei seiner Rucksackexpedition in einer Nebengasse von Saigon gegessen hatte, erst mit Hilfe des Wörterbuchs hatte sich herausgestellt, nachdem die Hälfte der Portion schon gegessen war, daß es sich bei den stark gewürzten, zähen Fleischstücken um Rattenfleisch handelte.
Lasse Nordman und Ulrike Berger pflegten offensichtlich ihre Beziehung im Zimmer, vermutete Ratamo; er hatte das Paar den ganzen Vormittag nicht gesehen. Er hätte auch lieber die Freuden der Liebe genossen als ein Mittagessen im Hotel. Mit seinen Reisegefährten war er in einer halben Stunde, um zwölf, verabredet, sie wollten sich vor den Zimmern treffen. Ihm war es gelungen, Jeff Hanes zu überreden, sie alle zu einem Besuch in den Räumen des FBI um ein Uhr einzuladen. Jetzt würde für die Verliebten das Mittagessen ausfallen.
Das Klingeln seines Telefons wirkte fast befreiend. Ratamo schob die Reste seiner Portion weiter weg, spülte den Geschmack des Bratenfettes mit einer Cola aus dem Mund und meldete sich.
»Jussi hier, grüß dich. Ist alles in Ordnung?« Ketonen hörte sich so an, als würde er vor lauter Lust, sich zu unterhalten, fast zerspringen.
»Es paßt jetzt nicht so gut. Nordman und Berger haben das Mittagessen ausgelassen und …«
»Also ist alles in Ordnung. Hör zu. Lasse Nordman ist der Chef von Final Action, und seine Organisation hat vor einem Augenblick einen Anschlag auf das Kernkraftwerk von Calvert Cliffs, sechzig
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