Finnisches Quartett
haben schließlich manches aus dem September 2001 gelernt. Und John Dexter bleibt für alle Fälle zu Hause und wird von sechs Agenten bewacht, bis Eamon O’Donnell gefaßt ist. Bei der Fahndung nach dem Wahnsinnigen treten wir bedauerlicherweise auf der Stelle.«
»Berger und Nordman sind wegen O’Donnell hier. Vielleicht sind sie verschwunden, um diesen Verrückten zu suchen, vielleicht wissen sie, wo O’Donnell zu finden ist«, schlug Ratamo vor.
»Die Situation ist unter Kontrolle. Nordman wurde schon zur Fahndung ausgeschrieben, der Mann wird gefunden. Alles geht seinen Gang, glaub mir. Ein frei herumlaufender Psychopath und ein Terroranschlag auf ein Kernkraftwerk reichen wahrhaftig aus, um das FBI aufzuwecken.« Hanes versuchte die Stimmung aufzulockern, griff nach einer Sprühflasche und benetzte die Blätter seiner Drachenpalme mit einem Wassernebel.
Ratamo wollte Hanes’ Bemerkung gerade kommentieren,da wurde die Tür einen Spalt geöffnet, und das Gesicht eines Mannes tauchte auf. »Die Pentagon Force hat Eamon O’Donnell geschnappt«, sagte der Leiter der für die Einhaltung der Gesetze zuständigen Dienste des FBI und zeigte ein breites Lächeln.
»Wer hat ihn geschnappt?« Ratamo hörte jetzt das erste Mal von der Pentagon Force.
Hanes sah besorgt aus. »Die Pentagon Force Protection Agency. Sie wurde nach dem September 2001 gegründet, um alle das Verteidigungsministerium bedrohenden Gefahren zu beseitigen, und zwar mit Gewalt, wie der Name schon sagt. Zu ihr gehören die Polizei des Pentagon und vielerlei Spezialeinheiten.«
Die Antwort genügte Ratamo nicht. »Wie hat die … Polizei der Armee O’Donnell denn gefunden?«
Der Vorgesetzte von Hanes, ein älterer Mann mit Halbglatze, hatte keine Lust hereinzukommen. »Wie ich gehört habe, wurde die auf O’Donnell angesetzt, nachdem der DIA, der Nachrichtendienst der Armee, herausgefunden hatte, was für einen Paß Eamon O’Donnell verwendet. Er tritt jetzt unter dem Namen Aidan Cahill auf«, sagte der Mann und schloß die Tür, öffnete sie aber gleich wieder einen Spalt. »Ach übrigens, Dexter ist nicht mehr in Gefahr. Du kannst deine Männer aus seiner Wohnung abziehen.«
Hanes, der nach dem Anruf bei seinen Männern sichtlich entspannt wirkte, stand auf und bat Ratamo mitzukommen. Sie gingen den langen Flur entlang in die gleiche Richtung, aus der Ratamo kurz zuvor gekommen war.
»Ich informiere dich sofort, wenn Nordman und Berger gefunden werden«, sagte Hanes freundlich. Erst jetzt kapierte Ratamo, daß der Yankee ihn gerade aus dem Gebäude des FBI hinausbeförderte.
»Haben Sie es eilig?« fragte der Taxifahrer Ratamo einen Augenblick später in der Pennsylvania Avenue. Da derKunde, der wie ein Ausländer aussah, nicht antwortete, schlug er vor, über die Roosevelt-Brücke zum Hotel zu fahren, vorbei am Arlington-Friedhof und am Pentagon.
Ratamo kniff die Augen zusammen, als das Sonnenlicht in das Auto flutete, und dachte über die Ereignisse der letzten Stunde nach. Es war eine Erleichterung, zu wissen, daß Eamon O’Donnell niemanden mehr töten würde. Er steckte sich einen Priem unter die Lippe und spürte, wie er sich noch mehr entspannte. Beim Anblick der Wellen des Potomac dachte er an den Sommer in Finnland und an seinen Urlaub in zwei Monaten.
Der mit weißen Kreuzen übersäte trostlose Rasenteppich des Nationalfriedhofs Arlington schien kein Ende zu haben. Die Tausenden kleinen Steinplatten der Heldengräber ließen Ratamo an Tapanis künftige Grabstelle denken. Müßte er sich darum kümmern, oder hatte Vater einen Platz neben Mutter auf dem Friedhof von Malmi? Der Gedanke war deprimierend. Dann tauchte das Pentagon auf. Der Büroriese mit dem fünfeckigen Grundriß sah aus wie ein ganzes Stadtviertel.
Ratamo lenkte seine Gedanken wieder zu den Ökoterroristen, und die ganze Lockerheit verschwand mit einem Schlag: Seine Aufgabe hier bestand darin, Lasse Nordman zu bewachen, und der Mann war verschwunden. Was gab es da eigentlich nachzudenken? Für ihn hing das Verschwinden der Ökoterroristen offensichtlich irgendwie mit Dexter zusammen: Berger hatte ja Kontakt zu dem Mann gehabt. Einer Eingebung folgend, beschloß er, herauszufinden, ob seine Vermutung richtig war, und schon bald machte das Taxi eine Kehrtwendung um hundertachtzig Grad. Was konnte ihm schon passieren, Eamon O’Donnell saß in der Zelle. Und er erinnerte sich an Ketonens Anweisungen für Gefahrensituationen: Wenn du siehst, daß jemand, der
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