Finnisches Quartett
als Arbeitskräfte, Umwelt …«
»Das war übrigens eine verdammt gute Arbeit«, sagte Ketonen, klopfte Piirala auf die Schulter und tadelte sich dafür, daß er Zweifel an den Fähigkeiten des Mannes gehabt hatte.
»Calvert Cliffs ergibt fünfundzwanzigtausend Treffer.« Piirala las konzentriert Überschriften der Seiten.
Schritt für Schritt wurde Ketonen der Ernst der Lage klar. Der Führer von Final Action, Lasse Nordman, hatte von Finnland aus für diesen Tag einen Terroranschlag organisiert, und er, die SUPO, hatte das zu spät herausgefunden. Die Fakten mußten sofort geklärt werden und noch schnellerin das Land, das Ziel des Anschlags war, übermittelt werden, ansonsten würde die Glaubhaftigkeit der SUPO einen schweren Schlag erleiden, und das gerade an der Schwelle seiner Pensionierung. Ein solches Erbe wollte Ketonen nicht hinterlassen. Sein Puls hämmerte so, daß der Stoff seines Hemdes vibrierte. Genau wegen solcher Augenblicke hatte er der SUPO zweiunddreißig Jahre seines Lebens geopfert – und genau wegen dieser Augenblicke wollte er in Rente gehen.
»Oh, verflucht!« rief Piirala.
»Was ist es?« brüllte Ketonen.
»Calvert Cliffs ist ein Kernkraftwerk, vierzig Meilen von Washington entfernt. Final Action will einen Anschlag auf ein Kernkraftwerk im Herzen der USA ausführen«, murmelte Piirala.
Saara Lukkaris Telefon klingelte, sie hörte zu, nuschelte etwas Unverständliches und schob das Telefon wieder in die Tasche. Sie wirkte konfus. »Jaap van der Waal ist ermordet worden, er wurde bei sich zu Hause in die Luft gesprengt. Die Liquidierung der Zeugen geht weiter und …«
»Nur Nordman und Berger sind noch übrig.« Loponen ergänzte den Satz.
»Gottverdammich«, Ketonen ging schon zum Auto, holte sein Handy aus der Tasche und wäre beinahe auf einen Dackel getreten, der sein Herrchen ausführte. Vom Regen wurde Ketonens ausgebleichter Popelinemantel sofort dunkel. »Ihr berichtet das den Yankees, ich rufe die Regierung und Ratamo an«, befahl er Saara Lukkari. Ketonen wußte schon, daß sie zu spät kämen: Der Anschlag auf Calvert Cliffs würde in fünf Minuten stattfinden.
49
Die weiße Fassade von Calvert Cliffs glänzte hell im Licht der Scheinwerfer, und die Lichtkegel der mobilen Leuchten rissen die Dunkelheit des Waldgebietes auf, das dieses Kernkraftwerk umgab. Das Hauptgebäude des Kraftwerks sah mit seinen großen Fenstern wie ein gewaltiges Luxushotel aus, das jemand, der zufällig vorbeisegelte, am Ufer der Chesapeake Bay, sechzig Kilometer von der Hauptstadt der USA entfernt, nicht erwartet hätte. Die zwei Reaktoren von Calvert Cliffs standen auf einem abgelegenen und ruhigen einhundertzweiundfünfzig Hektar großen Grundstück, das ein mehrere hundert Hektar großes naturbelassenes Gebiet umgab. Auf dem Grundstück des Kraftwerks waren die Bäume abgeholzt worden, und die großen Rasenflächen wirkten wie die Grünanlagen eines Golfplatzes für Riesen, doch hinter dem vier Meter hohen Elektrozaun ragten saftige Laubwälder in den Himmel.
Der Kommandotrupp, der aus drei iranischen Terroristen bestand, wartete ungeduldig, daß die Säure die Metalldrähte des dicken Maschendrahtzauns zerfraß. Der bittere Geruch schmelzenden Metalls stieg ihnen in die Nase. Sie trugen eine leichte Ausrüstung: feuerfeste schwarze Nomex-Overalls, Gesichtsmasken, Kampfstiefel, Scheinwerfer und einen Gürtel mit Zubehör. Für alle Fälle hing bei jedem auf dem Rücken eine Maschinenpistole der Marke Steyr AUG-P, obwohl Widerstand nicht zu erwarten war.
Schließlich trat der Chef des Kommandotrupps den Zaun ein, und die Männer schlüpften durch das Loch auf das Gelände des Kernkraftwerks. Alarm wurde nicht ausgelöst, und auch die Scheinwerfer richteten sich nicht auf sie. Das durfte auch nicht geschehen, sie befolgten pedantisch genau die Anweisungen, die sie von den Amerikanern erhalten hatten. Die amerikanischen Soldaten, die das Geländedes Kernkraftwerkes bewachten, waren schon vor einer Stunde abgezogen worden, im selben Augenblick, als man den Strom im Zaun abgeschaltet hatte.
Die Männer rannten in verschiedene Richtungen, jeder von ihnen würde im Gelände des Kernkraftwerkes zwölf ein Kilo schwere Hexogen-Sprengladungen anbringen. Diese Menge würde vollkommen genügen, denn die Gruppe hatte von den Amerikanern genaue Anweisungen erhalten, wo die Sprengladungen angebracht werden sollten. Der Rasen dämpfte ihre Schritte.
Acht Minuten später vereinigten sich die Wege
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