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Finnisches Quartett

Finnisches Quartett

Titel: Finnisches Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Frau, die aus einem kleinen Toyota ausstieg, sah ein wenig wie Ulrike aus und sprach wohl dänisch oder norwegisch in ihr Handy. Auf dem Parkplatz war sonst niemand zu sehen, der nächste Polizist in der Belagerungskette stand etwa zweihundert Meter entfernt, und Lasse brauchte nur eine Minute.
    Er rannte über den Parkplatz, versetzte der Frau einen kräftigen Schlag hinter das rechte Ohr und ließ sein Opfer auf den Asphalt sinken. Dann holte er aus seinem Rucksack Ulrikes Overall und zog ihn der bewußtlosen Frau über. Schließlich fesselte er ihre Handgelenke auf dem Rücken und klebte seinem Opfer ein Stück Isolierband auf den Mund. Jetzt mußte er sich in seine Rolle hineinversetzen. Lasse nahm die schlaffe Frau auf die Arme, ging auf den Polizisten zu und brüllte unverständliches Zeug, so laut er konnte.
    Der holländische Polizist bemerkte ihn, zog seine Waffe aus dem Hüfthalfter und alarmierte über Sprechfunk seine Kollegen. Kurz danach wurde Lasse gezwungen, sich bäuchlings auf den Boden zu legen, man durchsuchte ihn, und dann kam ein Transporter der Polizei, um ihn und die bewußtlose Frau abzuholen.
    In Lasse brodelte es, als der Wagen losfuhr und beschleunigte. Die Polizisten sprachen miteinander und in ihre Sprechfunkgeräte, nach dem Tonfall zu urteilen, freuten sie sich. Es machte ihn wütend, daß er kein Niederländisch verstand. Würde die Polizei die Beamten, die das Gelände durchkämmten, und den Belagerungsring sofort abziehen? Ulrike mußte die Flucht gelingen, bevor der Polizei klar wurde, daß die bewußtlose Frau nichts mit Final Action zu tun hatte.
     
    Ulrike lag keuchend auf dem Bauch im meterhohen Gras und zupfte die blonden Haare aus dem Gesicht, die auf der Haut klebten; die Sachen in ihren Hosentaschen drückten schmerzhaft gegen die Schenkel. Ihren Overall hatte sie Lasse gegeben, und der Rucksack lag in dem Versteck, aus dem sie vor einer Viertelstunde hatte fliehen müssen, weil die Kette der Polizisten direkt auf sie zugekommen war. Die Narbe auf der linken Wange, eine Erinnerung an die Krawalle von Göteborg, juckte wie immer, wenn sie schwitzte. Jetzt war die Kette der Polizisten etwa zweihundert Meter entfernt zu sehen. Das Herz klopfte ihr im Halse, und die Schläfen schmerzten.
    Das Gebell der Hunde wurde stärker, sie hatten vermutlich Witterung aufgenommen, fürchtete Ulrike. Was würde mit Lasse geschehen, wenn man ihn festnahm? Wie würden die Holländer Terrorverdächtige behandeln? In den USA und Großbritannien konnte man sie mehrere Jahre lang inhaftieren. Wie lange müßte Lasse im Gefängnis sitzen? Wann würden sie sich das nächste Mal treffen? Schwäche überkam sie, aber sie zwang sich, aufzustehen und einen Fuß vor den anderen zu setzen.
    Sie war nur ein paar Meter gegangen, als sie überraschend vor sich einen Weg und Polizisten sah. Sie hockte sich ins Gras und versuchte die Lage zu beurteilen: Links verhinderte ein Teich die Flucht, und wenn sie nach rechts auf die Sanddüne lief, würde man sie garantiert sehen. Sie saß in der Falle. Ulrike sank zu Boden und beschloß, einen Augenblick lang Kraft zu sammeln für die letzte Anstrengung, aber dann fühlte sie sich angesichts der Aussichtslosigkeit ihrer Situation wie gelähmt. Sie würde es nie und nimmer schaffen, den Polizisten und den Hunden zu entkommen. War Lasses Plan mißlungen?
    Die Zeit verging. Eine Minute, zwei, drei … Wie langsam rückte die Kette eigentlich vor? Sie hob vorsichtig den Kopfund sah verblüfft, daß die Polizisten weggingen und schon weit entfernt am Waldrand waren. Im gleichen Augenblick wurde ihr klar, daß auch kein Hubschrauberdröhnen mehr zu hören war. Sie richtete sich auf und spähte kniend über das Gras hinweg in die Umgebung – es war niemand zu sehen. Auch die Patrouillen auf dem Weg waren verschwunden. Also hatte Lasse doch Erfolg gehabt. Die Erleichterung machte freilich schnell einem Gefühl der Unsicherheit Platz; sie mußte noch aus Meijendel hinauskommen.
    Ulrike bemühte sich, ihre zerknitterten Jeans und ihr schweißnasses langärmliges Hemd zu glätten, gab den Versuch aber auf; solange ihre Sachen nicht getrocknet waren, würde sie es nicht schaffen, sauber auszusehen. Zum Glück hatte der Overall immerhin verhindert, daß sie sehr schmutzig geworden waren. Ihr knurrte der Magen.
    Sie schaute sich genau um, erkannte aber keinen einzigen Orientierungspunkt im Gelände. Die Koordinaten waren bei ihrer eiligen Flucht vor der Suchkette völlig

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