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Finnisches Quartett

Finnisches Quartett

Titel: Finnisches Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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wie deine Mutter«, spottete Timmerman.
    »Kann ich schlafen, wenn ich rede. Und etwas essen?« Timmerman nickte.
    Lasse überlegte einen Augenblick und traf dann seine Entscheidung. »Jorges Nachricht enthält mehr, als ich selbst wußte. Aber ungefähr so hat Jaap van der Waal es gesagt. Die Besprechung des Konsortiums ist plötzlich während des Anschlags auf einem Monitor in der EDV-Zentrale aufgetaucht. Ich weiß nicht, warum.«
    »Du behauptest also, daß dies van der Waals Worte sind?« Timmerman hielt den Zettel hoch.
    »Das behaupte ich nicht.«
    Timmerman beurteilte Lasses Antwort einen Augenblick. »Was hat van der Waal sonst noch gesagt?«
    »An mehr erinnere ich mich nicht. Wir hatten nur einen Augenblick Zeit, uns über diese Beratung zu wundern, dann wurde Alarm ausgelöst. Jorge hatte außerdem ein gutes Gedächtnis, er konnte sich Grundrisse einprägen und …« Lasse begriff, daß er mehr sagte, als nötig gewesen wäre.
    In den Gesten oder im Gesichtsausdruck des Verhörten entdeckte Timmerman nichts, was darauf hingewiesen hätte, daß er log. Der Mann starrte ihn mit seinen blauen Augen an, ohne eine Miene zu verziehen. »Denk nach«, sagte der Holländer.
    Lasse holte tief Luft und schloß wieder die Augen. »›
Gehen weiter …
‹, an diese Worte erinnere ich mich. ›
Die Morde an den Physikern gehen weiter …
‹ oder so ähnlich.«
    Timmerman wirkte zufrieden. »Wen hast du in der Beratung bei van der Waal erkannt? Zähle die Namen auf.«
    »Den Haupteigentümer von Oil Russia.« Lasse grub aus den Tiefen seines Gedächtnisses die Gesichter der Öl-Mogule aus, die kurz auf dem Monitor erschienen waren, und zählte Timmerman die Namen auf. Er erwähnte auch den kleinen dunkelhaarigen Mann, der geschwiegen hatte.
    Je länger die Namensliste wurde, desto verblüffter schaute Timmerman drein. Er bedrängte Nordman noch mit einigen Fragen, kam aber dann zu dem Schluß, daß der sich vielleicht an mehr erinnern würde, wenn er etwas gegessen und sich ausgeruht hatte. Die Überwachungskameras hatten Nordman, Berger und Oliveira in der Zentrale von Dutch Oil gefilmt, ihre Schuld an dem Anschlag war also klar. Er würde keine Zeit mehr für Verhöre Nordmans verschwenden, solange bei Oliveira nicht die Todesursache feststand. Wer weiß, vielleicht würde der Mann bald auch des Mordes an seinem Gefährten beschuldigt.
    Timmerman schätzte noch kurz Nordmans Zuverlässigkeit ein: Der Mann wirkte arrogant, aber ehrlich. »Im vorigen Jahr haben wir etliche Ihrer Landsleute inhaftiert, die einen Anschlag auf eine Nerzfarm in Putten verübt hatten. Warum wollt ihr Finnen gegen alle Windmühlen ankämpfen?«
    Lasse lachte trocken. »Wir haben darin tausend Jahre Erfahrung.«
    Das Verhör war zu Ende. Timmerman ging hinaus, schloß die Tür des Verhörraums und blieb auf dem Flur stehen. Man konnte unmöglich glauben, daß ein von Jaap van der Waal geführtes Konsortium der Ölkonzerne mitten in der Nacht im Beratungsraum von Dutch Oil Morde an Spitzenwissenschaftlern plante. Seine Schritte waren auf dem Laminatfußboden deutlich zu hören, als er zum Raum der operativen Zentrale ging.
    Katje de Groot wartete an der Tür. »In Amsterdam wohnt exakt eine Mary Cash, Nordirin, fünfunddreißig Jahre alt und stark mit der IRA verknüpft.« Die junge Ermittlerin reichte ihrem Vorgesetzten einen Stapel Blätter.
    Timmermans Interesse erwachte. »Inwiefern verknüpft?«
    »Mary Cashs Ehemann Fergus Cash stand unter Verdacht, am Bombenanschlag von Omagh beteiligt gewesen zu sein. Doch der Mann starb vor seinem Prozeß unter ungeklärten Umständen im Terroristengefängnis von Maze.«
    »Frische mein Gedächtnis etwas auf, was war mit dem Anschlag von Omagh«, bat Timmerman.
    »Ein Bombenanschlag der Wahren IRA, die das Karfreitags-Friedensabkommen ablehnt. Im August 1998. Der blutigste Terrorakt in Nordirland, neunundzwanzig Tote und zweihundert Verletzte.«
    »Mary Cash wird observiert, fertigt ein Personenprofil an«, befahl Timmerman.
    Katje de Groot gab eine kurze Zusammenfassung der Ermittlungenzum Anschlag gegen Dutch Oil: Jorge Oliveira wurde gerade obduziert, und im kriminaltechnischen Labor untersuchte man die Spuren, die man am Fundort des Toten gesichert hatte. Ulrike Berger war zur Fahndung ausgeschrieben, und ihr Foto hatte man an alle Polizeistationen, Flughäfen, Seehäfen, Zollstationen, an die Grenzwacht, an die Grenzübergangsstellen, Hotels und so weiter geschickt.
    Mitten im Vortrag seiner

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