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Finnisches Requiem

Finnisches Requiem

Titel: Finnisches Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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am Zusammenbruch aller wichtigen Dinge in seinem Leben und an der erlittenen Schmach. Er wollte sich an der EU rächen. Der Fall Saarnivaara bildete jedoch ihrer Meinung nach eine Ausnahme; ein Mensch, der unter paranoiden Wahnvorstellungen litt, war selten zur reibungslosen Teamarbeit fähig.
    »Hast du herausbekommen, was Saarnivaara nach dem Konkurs getan hat?« fragte Ketonen.
    Kuurma nickte. »Er hat eine Rückkehr ins Geschäftslebenversucht, es ist ihm aber nicht gelungen. Danach hat man von dem Mann kaum noch etwas gehört.«
    Ketonen erteilte Wrede nicht das Wort, obgleich der sich mit allen Mitteln bemerkbar machte. Der Chef blickte auf seine Armbanduhr und sagte, er werde jetzt Ratamo in Budapest anrufen.
    Es war genau neun Uhr, als Ketonen die Zentrale darum bat, eine geschützte Verbindung zu Ratamos Handy herzustellen, und den Lautsprecher einschaltete.
    Nach dem fünften Ruf meldete sich eine verschlafene Stimme.
    »Schläfst du, verdammt noch mal!« brüllte Wrede wütend. »Die Botschaft hat Andeutungen gemacht, daß du in der lokalen Zeitung zu sehen bist. Das Bild findet sich auch im Internet. Ausgesprochen toll, wie du da posierst. Und zu alledem hast du, wie man hört, den Helden gespielt und versucht Unschuldige zu verhaften und selbst Prügel bezogen. Du solltest dich doch unauffällig verhalten. Du bist Verbindungsmann. Ist das …«
    Ketonen hatte genug, er hob den Zeigefinger an die Lippen und zeigte dem Rotschopf einen Stuhl an der hinteren Wand des Raumes. Was zum Teufel war mit dem Mann los? Nach seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, kapierte Wrede selbst, daß er wieder zu weit gegangen war.
    »Auch hier ist das eine und andere passiert«, sagte Ketonen ganz ruhig. »Akseli Saarnivaara ist mit Sicherheit einer der Mörder.«
    Im Zimmer wurde es still: Alle warteten darauf, daß Ratamo etwas sagte. Als nichts zu hören war, fuhr Ketonen fort. »Hannele Taskinen ist letzte Nacht gestorben. Die Ursache kennen wir erst nach der Obduktion, es sieht aus wie eine Art Vergiftung. Loponen ist mit den Jungs von der Technik noch in Kallio. Du aber fliegst nach Kopenhagen. In Budapest gibt es keinen Bezug zu Finnland mehr.«
    Jetzt wurde auch Ratamo wach. »Nach Kopenhagen?«
    »Offensichtlich ist Hannele Taskinen vor ihrem Tod eingefallen, in welcher Stadt der vierte Mord geschehen soll. Bei ihr zu Hause hingen, über das ganz Zimmer verteilt, mehr als zehn Zettel, auf die sie ein Wort geschrieben hatte: Kopenhagen«, sagte Kuurma.
    »Aber warum Kopenhagen?« wiederholte Ratamo.
    »Mensch, Junge, benutze mal dein Gehirn ein bißchen. Der Präsident der Kommission ist dort morgen zu Gast. Liest du keine Zeitung?« fuhr Ketonen ihn an.
    Ratamo spürte, wie die Wut in ihm hochstieg. Er konnte es nicht leiden, wenn man »Junge« zu ihm sagte. Mit Mühe und Not schaffte er es, den Mund zu halten.
    »Versuche dich etwas unauffälliger zu verhalten. Du bist der Verbindungsmann und hilfst dem Sicherheitsdienst der dänischen Polizei, wenn es um Saarnivaara oder Finnland geht, soweit du kannst. Und du berichtest der Koordinierungskommission von den Ereignissen in Kopenhagen, und zwar läuft das über mich. Wenn es Probleme gibt, rufst du sofort an. Ist das klar?« befahl Ketonen und beendete das Gespräch.
    Kuurma schaute lächelnd dem Maskottchen der SUPO-Mitarbeiter zu, wie es Wasser schleckte. Sie hätte gern länger mit Arto gesprochen, traute sich aber nicht, in Anwesenheit von Wrede dienstliche und private Dinge zu vermengen, obwohl Ketonen jetzt bei dem Schotten für Zucht und Ordnung sorgte.
     
    Das Telefongespräch enthielt so viele Informationen, daß Ratamo im Bett liegen blieb und das eben Besprochene rekapitulierte. Bald schweiften seine Gedanken jedoch ab. Hannele Taskinens Tod tat ihm weh. Die Frau hatte sein Mitgefühl geweckt. War die Tablettenvergiftung Selbstmord? Ratamo beschloß, das Gespräch in Taskinens Wohnung noch einmal durchzugehen. Wenn er endlich richtig wach war.
    Seine Gedanken wanderten zu Tamás Demeter. »… unsere Männer sind über dieselbe Treppe in der Váci út wie du in den Tunnel am Westbahnhof hinabgestiegen.« Wie, um alles in der Welt, konnte Demeter wissen, welche Treppe er benutzt hatte? Laut Demeter war ihm niemand vom NBH in Sichtweite gefolgt. Und auch die Polizisten tauchten erst im Tunnel auf. Wenn er nachfragen würde, wüßte Demeter, daß er einen Fehler gemacht hatte, und würde sich künftig genau überlegen, was er sagte. Sollte er Ketonen von

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