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Finnisches Requiem

Finnisches Requiem

Titel: Finnisches Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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rufe dich gleich auf deinem Handy an«, sagte Horvát, und die Verbindung brach ab.
    Pastor blickte auf seine Uhr. Vielleicht stimmte ein Teil der Geschichte von Jugović. Möglicherweise steckte wirklich Horvát hinter allem. Oder Reimer. Er nahm sich vor, ein paar Minuten auf den Anruf von Horvát zu warten. Das Hotelzimmer sah bewundernswert sauber aus, wie im Katalog einer Inneneinrichtungsfirma. Die hellen modernen Holzmöbel und die dezenten Stoffe und Tapeten wirkten beruhigend.
    Jugović meldete sich, als sein Handy klingelte, und Pastor drehte das Telefon so, daß er zuhören konnte. Er preßte Jugović den Lauf seiner Waffe ins Genick.
    Der Serbe lenkte das Gespräch geschickt in die gewünschte Richtung. Jugović behauptete, er wisse, daß Horvát ihn mit Reimer zusammen betrogen und auch die Hinrichtung Drinas und der finnischen Frau organisiert hatte. Horvát gab das zu. Der Ungar sagte, ihn interessiere nur, daß der vierte Mord ausgeführt wurde.
    Plötzlich stand für Pastor alles auf dem Kopf: Horvát willigte in die Vorauszahlung ein. Jugović hatte die Wahrheit gesagt! Horvát und der Schweizer spielten in dem Geschehen irgendeine Rolle.
    Horvát versprach, in ein paar Stunden anzurufen und mitzuteilen, wo und wie die Auszahlung der Summe erfolgen würde. Er müsse noch klären, ob die Credit Suisse eine als Faxkopie geschickte Zahlungsanweisung akzeptierte oder ob eine Originalvollmacht von Reimer erforderlich wäre.
    Jugović wollte, daß ihr Treffen an einem öffentlichen Ort stattfand, in einem Restaurant oder einem Hotel, wo sich Personal und Unbeteiligte aufhielten.
    Pastor begriff, daß er Jugović brauchte. Das Treffen mit Attila Horvát dürfte schwierig werden. Der Ungar würde kaum brav bezahlen und sie dann verschwinden lassen. Garantiert würden auch viele Sicherheitsleute vor Ort sein. Er überlegte schon, wie er etwa zehn Menschen umbringen könnte.

47
    Attila Horvát hielt in der Toilette des Flughafens Kastrup sein Gesicht unter das kalte Wasser. Er verstand überhaupt nichts mehr. In den letzten fünfzehn Minuten hatte sich alles geändert. Gerade als er das Flugzeug verließ, rief JakobReimer an. Der Schweizer sagte, er wisse, daß Horvát der EU-Kommission Material zugespielt hatte, um die Ukrainer von »Krešatik« zu denunzieren und die Bearbeitung des ungarischen EU-Beitrittsantrags zu verzögern. Reimer drohte, »Krešatik« und Mike Mitrano würden davon erfahren, wenn der Ungar nicht tat, was er anordnete. Horvát mußte sich bereit erklären, Jugović zu treffen. Reimer würde die Vorbereitungen treffen und die Angelegenheit mit der Bank klären.
    Horvát hatte Reimers Worte noch gar nicht richtig begriffen, da rief Jugović auch schon an und teilte ihm mit, er wisse alles von ihm und Reimer. Der Serbe glaubte, er und Reimer würden zusammenarbeiten. Horvát war gezwungen, dem Schweizer zu gehorchen, also mußte er die phantasievollen Behauptungen des Serben widerspruchslos hinnehmen und einem Treffen mit ihm zustimmen. Reimer hielt die Trümpfe in der Hand: Wenn Mitrano von dem Brief erfuhr, den er der Kommission geschickt hatte, würde ihre Zusammenarbeit sofort enden, und wenn die Ukrainer von seinem Verrat erfuhren, dann wäre er ein toter Mann.
    Das kalte Wasser wirkte erfrischend, so konnte er besser nachdenken. Die Tür ging auf. Horvát hob den Kopf aus dem Waschbecken, das Wasser war eiskalt, er verzog das Gesicht und schaute einem Herrn mittleren Alters in die Augen. Der Mann erstarrte für einen Augenblick, machte auf der Stelle kehrt und verschwand wieder.
    Horvát ließ das Wasser über sein Gesicht laufen. Hatte er den verdammten Serben unterschätzt? Oder hatte der Schweizer Jurist diese Suppe gekocht? Wie war Reimer zu seinen Informationen gekommen? Eigentlich dürfte niemand wissen, daß er mit Mike Mitrano zusammenarbeitete und das Ziel hatte, den EU-Beitritt Ungarns zu verzögern und die Ukrainer aus »Krešatik« und aus Ungarn zu vertreiben.
    Horvát dreht die Düse des Händetrockners auf sein Gesicht, die einen Zentimeter langen Bartstoppeln rührten sich in dem Luftstrom überhaupt nicht, aber der Kragen seines Popelinemantels flatterte. Hatte er sich durch die tägliche Kontaktaufnahme mit Jugović in der letzten Woche selbst verraten? Konnte jemand trotz aller Vorsichtsmaßnahmen seine Telefongespräche abhören? Seine Phantasie beschwor beängstigende Bilder herauf. Wer wußte schon, über welche Kontakte auf dem Gebiet der Aufklärung der

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