Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Finnisches Requiem

Finnisches Requiem

Titel: Finnisches Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
Vom Netzwerk:
angebracht war. Die finnische Polizei verwendete das gleiche OC-Reizgassprühgerät. Oleoresin Capsicum, das wirkungsvoller war als Tränengas, wurde aus dreihundert mit dem Paprika verwandten Pflanzen hergestellt. Es bewirkte an der besprühten Stelle eine lokale Entzündung, ließ die Schleimhäute brennen und anschwellen und sorgte dafür, daß sich die Augenlider krampfartig schlossen. Er hatte auch einen kleinen Teleskopschlagstock aus Metall und einen Elektroschocker erhalten, der das Objekt für einige Sekunden lähmte.
    Ratamo fühlte sich nackt. Er war es gewöhnt, bei Einsätzen eine Dienstwaffe zu tragen, wenn die Gefahr der Gewaltanwendung bestand. Else Rørbye hatte jedoch keine Leihwaffe herausgerückt.
    Die Schubfächer klapperten, so eifrig suchte die junge Frau nach dem Schlüssel. Stangerup konnte trotz aller Bemühungen ihren Mißmut nicht verbergen. Ratamo schaute die großgewachsene Blondine kurz an, sie lächelte und erzählte ihm, was sie eben von der Hotelangestellten erfahren hatte.
    Ratamos Ansicht nach bestand Anlaß, den Hinweis auf Larstam äußerst ernst zu nehmen, obgleich die junge Frau Larstam auf keinem der Fotos von Akseli Saarnivaara erkannte hatte. Wenn Larstam der Gesuchte war, dann hatte er sein Äußeres sicherlich genauso geschickt verändert wie bei den bisherigen Morden an den Kommissaren. Das wäre eine Erklärung für den kahlköpfigen Besucher und dafür, daß Larstam sein Zimmer kein einziges Mal verlassen hatte.
    Endlich fand sich der Ersatzschlüssel. Stangerup nahm ihn und ging vor Ratamo zur Treppe; einen Aufzug gab es in dem Gebäude nicht. Ratamo schaute auf die sich wiegenden Hüften und versuchte seine Gedanken im Zaum zu halten.
    Er wäre beinahe mit Stangerup zusammengestoßen, als sie auf der Treppe plötzlich stehenblieb und zu ihrem Sprechfunkgerät griff. Sie nahm Kontakt zu einem der Einsatzkommandos von Aktionsstyrke auf, die sich in Bereitschaft befanden. Das AKS hatte nicht so viele Männer, daß es jedem Hinweis nachgehen konnte. Es wurde alarmiert, wenn dazu Anlaß bestand.
    Niemand antwortete, als sie an die Tür des Zimmers klopften, und sie hörten in dem Raum auch keine Geräusche. Stangerup zog ihre Waffe, öffnete die Tür und kontrollierte schnell jeden Winkel des kleinen Raumes. Das Zimmer 119 war leer.
    »Es ist nichts zu finden«, konstatierte Stangerup.
    Ratamo protestierte auf das heftigste. Zumindest die Spurensicherung müßte gerufen werden. Larstam hatte in dem Zimmer sicherlich Fingerabdrücke, Ausscheidungen, Haare oder etwas anderes hinterlassen, anhand dessen sich seine Identität ermitteln ließe.
    Stangerup lachte. Sie dachte überhaupt nicht daran, die Kriminaltechniker zu rufen. Es gab Hunderte solcher Hinweise. Wenn jedesmal technische Untersuchungen durchgeführt würden, könnte es Wochen dauern, bis alles analysiert wäre. Dann war der Fall aber längst erledigt.
    Ratamo schnaufte wütend und betrachtete das Zimmer. Irgend etwas störte ihn. Die Studentin an der Rezeption hatte behauptet, die Reinemachfrau sei nicht in dem Zimmer gewesen. Dennoch wirkte es so sauber wie ein Labor, das Bett war gemacht und die Tagesdecke straff gezogen wie ein Korsett. Nur die herausgerissene Hutablage störte den Gesamteindruck. Plötzlich fiel ihm Riittas Beschreibungvon Akseli Saarnivaaras Wohnung ein, die genauso ordentlich ausgesehen hatte. Sein Blick traf den Flurspiegel, der blaue Fleck auf dem Backenknochen wurde allmählich gelb.
    Stangerup zuckte nur die Achseln, als Ratamo ihr von seinen Beobachtungen berichtete. Immerhin willigte die Dänin ein, daß er die junge Frau von der Rezeption noch einmal befragte.
    Ratamo rannte die Treppe hinunter und unterbrach einen jungen Yankee mit Rucksack, der an der Rezeption einen Stadtplan von Kopenhagen studierte und die junge Frau etwas fragte. Es stellte sich heraus, daß Larstam sofort nach seiner Ankunft den Internetanschluß im Büro genutzt hatte.
    Die Rezeptionistin führte Ratamo zu dem surrenden Computer an der hinteren Wand des schmalen Büroraums. Ratamo suchte im Verzeichnis des Internetexplorers die Seiten, die man am Tag vorher aufgerufen hatte. Die Frau sagte ihm, auf welchen Seiten sie selbst am Abend gewesen war; außer ihr hatte nur die Eigentümerin das Büro betreten, und die haßte EDV-Geräte.
    Das Gerät hatte einen Modemanschluß, es dauerte eine Ewigkeit, bis die Seiten auftauchten. Da war es! Larstam hatte die Homepage des Hotels Imperial aufgerufen. Ratamo hätte am

Weitere Kostenlose Bücher