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Finnisches Roulette

Finnisches Roulette

Titel: Finnisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Forscher von Genefab hatten einige Gene gefunden, die über fünfundneunzig Prozent aller Araber besaßen, aber nur ein Prozent der aschkenasischen Juden und drei Prozent der sephardischen Juden. Die Daten dieser »arabischen Gene« brauchte Lieberman.
    Goldstein schreckte aus seinen Gedanken auf, als Lieberman ihn etwas fragte. Er bat um Entschuldigung für seine Zerstreutheit und stand auf; Lieberman hatte ihn daran erinnert, daß die geöffnete Weinflasche in der Küche wartete.Der Wein floß mit einem lauten Gluckern aus der Flasche. Goldstein reichte dem Wissenschaftler ein Kristallglas und erhob sein eigenes. »Darauf, daß deine Arbeit bald vollendet sein wird«, sagte er feierlich.
    »L’Chayim«,
erwiderte Lieberman, und die Männer stießen an. Beide wußten, worauf.
    »Bekomme ich die Genkarten heute schon?« erkundigte sich Lieberman neugierig, nachdem er den Wein gekostet hatte.
    »Heute nicht, erst wenn … Mal sehen, wie morgen die Lage ist.« Goldstein wählte seine Worte mit Bedacht. Er wußte, daß sich der Zeitplan weiter verschieben könnte. Das machte ihn wütend. Nur mit Hilfe der Genkarten von Genefab würde Liebermans Gruppe die Daten zur Struktur der arabischen Gene und ihrer Lage in der DNS bekommen und könnte die Feineinstellung des Vektors vornehmen, des Transportmittels, das den Pockenvirus in den Menschen befördern, das arabische Gen erkennen und den Pockenvirus in das Gen eindringen lassen würde. Auch die Vektoren waren nichts Neues, Gentaxis wurden in der kommerziellen Biotechnologie jeden Tag eingesetzt.
    Durch die Kombination von genetisch manipuliertem Pockenvirus und Vektor würde hingegen etwas Neues und Beispielloses entstehen: Eine unvergleichliche, perfekte Massenvernichtungswaffe, die als Opfer nur Araber auswählte und gegen die man sich nicht verteidigen konnte.
    Eine Weile herrschte Schweigen, bis Goldstein die Füße auf den französischen Diwan legte und fragte: »Wieviel Zeit brauchst du, wenn du die Genkarten bekommen hast?«
    »Schwer zu sagen. Bestenfalls nur ein paar Tage.« Lieberman sah, daß Goldstein die Antwort nicht gefiel. »Wir haben den Vektor mit sehr vielen verschiedenen Genen getestet, deshalb glaube ich nicht, daß es mit den arabischen Genen Probleme geben wird«, sagte er und versuchte denungeduldigen Milliardär damit zu beruhigen. Lieberman kostete den Wein und bewegte ihn im Mund. Dann runzelte er die Augenbrauen, und der genußvolle Ausdruck auf seinem Gesicht war wie weggewischt. »Hoffentlich brauchen wir die Waffe nie einzusetzen.«
    Goldsteins Selbstbeherrschung versagte. »Spiel hier nicht den Moralapostel. Im Krieg und im Busineß kennt man keine erlaubten oder verbotenen Mittel, es gibt nur gelungene oder fehlgeschlagene Aktionen. Sieger und Verlierer.« Dan Goldstein verachtete jede Art von Schwäche.
    Lieberman antwortete nicht, das bereitete Goldstein Sorgen. Er hatte dem Wissenschaftler verschwiegen, daß die Waffe unmittelbar nach ihrer Herstellung eingesetzt werden sollte. Das war klug gewesen, wie sich nun herausstellte. Die Abschreckung wirkte nur, wenn die Araber wußten, daß die ethnische Waffe funktionierte. Goldstein interessierten die Reaktionen nicht, die der Test auslösen würde, und noch weniger die Verurteilung durch die Weltöffentlichkeit. Wenn die USA und die Briten vorbeugende Militärschläge führen durften, warum dann nicht auch Israel. Sein Ziel war berechtigt, nur das hatte Bedeutung. Wenn man vom Schicksal des »auserwählten Volkes« sprach, dann war für die Erreichung des Ziels auch der Einsatz der äußersten Mittel erlaubt. Israel mußte stärker sein als seine Feinde, ansonsten würde der ganze Staat eliminiert werden. Dan Goldstein glaubte, daß er seinem Land und seinem Volk einen riesengroßen Dienst erwies.

DONNERSTAG
    42
    Konrad Forster kehrte von seinem Morgenspaziergang im Grüneburg-Park zurück. Er ging lieber früh in den Park, bevor der von den Leuten okkupiert wurde, die sich in die Sonne legten, Fußball spielten oder ihre Hunde ausführten. Sein Weg führte am Zaun des Palmenhaus-Gartens entlang. Forster betrachtete die großen Gewächshäuser und die Palmen, die sich im Wind wiegten. Das Palmenhaus besuchte er nie, denn auch dort lärmten die exotischen Vögel. Er mußte schon Eos und Tithonus ertragen, das reichte ihm.
    Die eiserne Pforte der Villa Siesmayer quietschte. Jemand müßte sie ölen, überlegte Forster. Er strich sich über die Stirn, die dicke Ader wurde platt gedrückt und

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