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Finnisches Roulette

Finnisches Roulette

Titel: Finnisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Vogelzimmers zu hören waren, verrieten, daß sich der Leibwächter erholt hatte. Forster drehte sich um, rannte durch das Erdgeschoß und stürmte die Treppe hinunter.
    Das Vorhängeschloß an der Kellertür war alt, unzuverlässig, und die Zahlen mußten durch Drehen eingestellt werden. Forster wählte die Siebzehn, Zwei, Einunddreißig. Das Schloß öffnete sich nicht. Die Geräusche oben wurden lauter. Noch einmal. Ganz ruhig. Siebzehn – Zwei – Einunddreißig. Nichts rührte sich. Verdammtes Schloß! Forster zitterten die Hände, und ihm stockte der Atem, während der Leibwächter schon die Treppe heruntergepoltert kam. Siebzehn – Zwei – Einunddreißig, das Schloß schnappte auf, Forster nahm es in die Hand, wandte sich um und sah den Leibwächter ein paar Meter hinter sich. Er riß die Tür auf, ging hindurch und steckte blitzschnell das Schloß in den Riegel, im selben Augenblick krachte der Türrahmen, und das Schloß klirrte unter der Wucht, mit der an der Tür gezerrt wurde. Die Flüche des Leibwächters waren durch die massiven Eichenplanken zu hören.
    Die Triumph Bonneville startete mit dumpfem Knattern. Die Kipptür öffnete sich, Konrad Forster gab Gas und fuhr in Richtung Bockenheimer Landstraße, Annas Testament hatte er in der Brusttasche.
    43
    Jussi Ketonen hörte sich den Hochzeitsmarsch per Telefon an und schaute ungeduldig auf die Uhr. Dreiviertel elf. Er hatte schon einmal alle Kandidaten akzeptiert, die ihm Marketta übers Telefon vorgespielt hatte: die Hochzeitsmärsche von Mendelssohn und Toivo Kuula sowie »Trumpet Voluntary« von Jeremiah Clark. Wie konnte so eine entschlußkräftige Frau bei der Auswahl des Hochzeitsmarsches tagelang zögern, fragte sich Ketonen verwundert. Am liebsten hätte er gerufen: Mir ist alles recht, außer dem »Marsch von Pori«, aber das wagte er nicht.
    Plötzlich verstummte die Musik. »Das ist es. Jetzt ist es entschieden«, sagte Marketta begeistert.
    »Ja, der war gut. Vielleicht der beste«, versicherte Ketonen hoffnungsvoll.
    »Was heißt vielleicht? Das ist Charles-Marie Widoris ›Toccata‹ aus der Orgelsymphonie Nummer fünf. Hören wir es uns lieber noch einmal an, wenn du dir nicht ganz sicher bist?«
    Ketonen erschrak. »Ich bin absolut sicher. Das ist auf jeden Fall der allerbeste, eine Klasse für sich. Du, hör mal, Marketta, die Arbeit ruft. Wir nehmen das, was du eben vorgespielt hast«, bat Ketonen und erreichte, daß Marketta sauer war und das Gespräch beendete.
    Musti bekam von ihrem Herrchen einen Keks. Bis zum Beginn der Besprechung blieben noch ein paar Minuten, aber Ketonens Gedanken kreisten jetzt schon um die Ermittlungenim Fall Berninger. Die Biotechnologie war ihm fremd, es fiel ihm schon schwer, die großen Sprünge der letzten Jahre in der technologischen Entwicklung zu begreifen. Die tollkühnsten Erfindungen überschritten fast die Grenzen der Phantasie. Kürzlich hatte er von Kampfstiefeln gelesen, die für die US-Armee entwickelt wurden. Sie konnten die beim Laufen verbrauchte Energie speichern und dann freisetzen, wenn beispielsweise ein Hindernis übersprungen werden mußte. In einer TV-Dokumentation hatte man berichtet, daß Menschen mit einem persönlichen digitalen Assistenten demnächst Informationen per Händedruck austauschen könnten. Dabei wurden elektronische Daten durch die Haut übermittelt. Die neueste Technik wäre auch der Polizei eine Hilfe: Verhöre würden erleichtert, wenn man Lügen bald auf der Grundlage der Gesichtstemperatur mit der Wärmekamera entlarven könnte.
    Ketonen zog seine Hosen hoch und spannte die Hosenträger. Dann strich er sich mit einer raschen Bewegung eine graue Strähne aus der Stirn, schlüpfte in die Schuhe, sammelte seine Unterlagen und ging zum Beratungsraum.
    Wrede sprach am Festnetztelefon englisch, und Saara Lukkari schrieb etwas hastig auf kariertes Papier, als der Chef hereinkam.
    »Rafi Ben-Ami«, rief Saara Lukkari ihm zu.
    »Wer?« Ketonen war nicht gleich im Bilde.
    »Interpol hat es heute früh bestätigt: Der Killer, der in Verona gestorben ist, heißt Rafi Ben-Ami. Der Mann hat für den ehemaligen israelischen Oberst Saul Agron gearbeitet, der Kommandotrupps der Elitefallschirmjägereinheit Sayeret Tzanhanim befehligte, bevor er 1996 den Dienst bei der israelischen Armee quittierte«, las Saara Lukkari aus ihrem Notizbuch vor.
    Wrede knallte den Hörer hin. »Es gibt bei diesen Ermittlungen eine beängstigende Wende. Laut BND hat SaulAgron in den neunziger

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