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Finnisches Roulette

Finnisches Roulette

Titel: Finnisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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schwoll dann wieder an, wie ein blutsaugendes Insekt. Der Schweiß floß ihm den Rücken hinunter, die sommerliche Wärme entspannte die Muskeln, nicht aber sein Gehirn.
    Der Gemütszustand Annas und das Scheitern des Planes gingen Forster ständig durch den Kopf. Durften er und Anna nicht einmal gemeinsam alt werden? Nach reiflichem Überlegen war er zu der Überzeugung gelangt, daß Sabine Halberstam und Oberst Saul Agron seinen Plan zunichte gemacht hatten. Allerdings konnte er sich nicht erklären, wie die beiden an Annas Aktien gelangen wollten. Die einzelnen Teile ergaben für ihn noch kein Ganzes.
    Forster stieg die Treppen hinauf in die zweite Etage, warf die »Frankfurter Allgemeine« auf den Schreibtisch und lockerte gerade seine Krawatte, als der Summer ertönte und die Signallampe aufleuchtete. Anna verlangte schon nach ihm.Forster holte tief Luft, stellte sich einen Augenblick auf das Bevorstehende ein und ging mit gemischten Gefühlen ins Erdgeschoß hinunter.
    »Konrad, Konrad, ich …« Als Forster das Vogelzimmer betrat, bot sich ihm ein Anblick, der Schlimmes ahnen ließ. In der Nähe der gläsernen Tür stand ein langer Tisch, an dessen Ende Anna in ihrem Rollstuhl hockte. Der Anwalt Eckart Dohrmann und Annas Physiotherapeutin Heike Zumbeck saßen nebeneinander am Tisch, und hinter Dohrmann hatte ein langer Kerl, der aussah wie ein Leibwächter, seinen Posten bezogen. Wegen der Fremden flatterten die Kakadus scheu im hintersten Winkel des Zimmers unruhig hin und her.
    Anna lächelte müde, als sie Konrad sah. »Gut, daß du gekommen bist. Ich möchte trotz alledem, daß du dabei bist und als Augenzeuge erlebst, wie alles zu Ende geht. Wir haben eine lange gemeinsame Geschichte, aus all diesen Jahren gibt es auch viele gute Erinnerungen«, sagte Anna mit schwacher Stimme, und ihre Augen glänzten feucht, als sie ihren Jugendgeliebten anschaute. Die Niederlage hatte ihr die letzten Kräfte geraubt, aber sie mußte die nächsten Minuten durchstehen. Es würden die wichtigsten ihres Lebens sein.
    »Du hast doch nicht etwa vor …«, sagte Forster und ging auf Anna zu, aber der Leibwächter stellte sich vor den Rollstuhl. Forster wollte Anna berühren, sie in den Arm nehmen. Seine Gefühle übermannten ihn.
    Der Anwalt erhielt von der Hausherrin die Erlaubnis, zu beginnen. »Frau Halberstam hat uns wegen ihres Testaments hier zusammengerufen. Ich habe mich … unbeschadet gewisser ethischer Bedenken verpflichtet, das Testament zu vollstrecken, wenn Anna Halberstam im Beisein ihres Anwalts – das heißt in meinem Beisein – und eines von mir ausgewählten Zeugen – das ist Fräulein Zumbeck – Selbstmordbegeht. Dann erbt testamentarisch Sabine Halberstam das Eigentum von Anna Halberstam. Ohne Testament würde das Erbe Frau Halberstams an Laura Rossi fallen, ihre nunmehr einzige … lebende Verwandte. Anna …«
    »Hören Sie auf! Das ist ja abartig«, brüllte Forster. Er war kreidebleich, und die blaue Ader auf seiner Stirn hob sich nun noch deutlicher ab. Endlich begriff er alles. Jedes Puzzlestück lag nun an seinem Platz. »Weiß Sabine von dem Testament?« fragte er Anna.
    »Aber natürlich. Sabine weiß alles. Ich habe nicht mehr viel Kraft, also setz dich bitte wieder hin«, erwiderte Anna.
    Konrad Forster entfuhr ein unheimliches Lachen, als ihm klar wurde, daß Sabine und Oberst Agron alle hereingelegt hatten. Der Lachkrampf ließ erst nach, als er auf einen Stuhl sank. Die Vögel plapperten und pfiffen immer lauter.
    Dohrmann fuhr fort, als Forster sich anscheinend beruhigt hatte. Er schwenkte ein Blatt Papier in der Hand. »Anna Halberstam bestätigt hiermit schriftlich, daß sie aus eigenem freien Willen und nach reiflicher Überlegung eine Überdosis Morphium nimmt. Sie versichert, daß sie durch niemanden zu dieser Entscheidung gezwungen oder unter Druck gesetzt wurde.« Der Anwalt legte das Dokument auf den Tisch neben das Testament.
    Forster hatte sich gesammelt, obwohl ihm durch das Groteske der ganzen Veranstaltung übel wurde. Er wollte es noch einmal versuchen, alles hing von seinen Worten ab. »Anna. Wenn Sabine mit diesem Testament deine und Lauras Aktien erbt, erhält sie die absolute Entscheidungsgewalt bei H & S Pharma. Wenn du dich umbringst, haben Sabine und Oberst Agron gewonnen, das war ihr Plan von Anfang an. Deswegen wollten sie verhindern, daß Laura und Eero dir ihre Aktien verkaufen.«
    Für einen Augenblick schien Anna über Forsters Worte nachzudenken, dann schmolz

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