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Finnisches Roulette

Finnisches Roulette

Titel: Finnisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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das Testament zu vernichten. Forster hatte anscheinend schon alles organisiert: Köninger kannte die Situation, und die Aktienbesitzer von H & S Pharma waren aufgefordert worden, am nächsten Morgen in Saul Agrons Büro im Main-Tower zu erscheinen.
    Lauras Puls beschleunigte sich, als Forster zum Schluß erklärte, er wolle die Wahrheit über Anna enthüllen. Er versicherte, Anna habe während der ganzen Zeit ihrer dreißigjährigen Freundschaft niemandem etwas Böses getan. Laura verschlang begierig jedes Wort, als Forster schrieb, Anna sei mit Lauras Vater Matti Ojala zusammengewesen, bevor Lauras Mutter ins Bild trat und den Verlobten ihrer Schwester verführte. Anna hatte Ojala nach dem Ende ihrer Beziehung nur einmal getroffen. Lauras Mutter erfuhr von dem Treffen, zog daraus vollkommen falsche Schlußfolgerungen und verurteilte ihren Mann und ihre Schwester, obwohl die ihre Unschuld beteuerten. Lauras krankhaft eifersüchtige Mutter zerstörte selbst ihre Familie.
    Laura glaubte, Forster mache einen Scherz, als sie las, daß Anna ihm verboten hatte, über die Vergangenheit zu reden, obwohl Laura und Eero möglicherweise bereit gewesen wären, Anna ihre Aktien zu verkaufen, wenn sie die Wahrheit erfahren hätten. Laut Forster hatte Anna nie irgend jemanden verletzt, sich aber dennoch selbst Vorwürfe gemacht für alles Böse, das in ihrem Umfeld geschah.
    Fassungslos schloß Laura die Augen. Wenn das stimmte, hatte sie ihr ganzes Leben lang Lügen gehört und Anna grundlos gehaßt. Sie sah das wutverzerrte Gesicht ihrerMutter vor sich, und da fiel es ihr nicht schwer, Forster zu glauben. Laura beschloß, ihn ausfindig zu machen, wenn alles vorbei wäre. Jetzt fühlte sie sich nicht imstande, diese Nachricht richtig zu verarbeiten, was zuviel war, war zuviel.
    Insgeheim nahm eine Entscheidung in Lauras Kopf Gestalt an. Es kam ihr so vor, als hätte irgendeine unsichtbare Kraft, die alles von ihr und ihren Gedanken wußte, die absurden Ereignisse der letzten Tage geplant. Nun brauchte sie auch ihr anderes Geheimnis nicht mehr zu hüten. Morgen würde sie es verraten.
    Laura tippte die Nummer des Anwalts ein, den ihr Foster empfohlen hatte.
     
    Die Kofferträger erschienen sofort am Taxi, das vor dem Haupteingang des Hotels »Hessischer Hof« hielt. Es war schon nach sieben Uhr; jetzt ärgerte sich Ratamo, daß er stundenlang im Polizeipräsidium hängengeblieben war, um Inge Würth zu helfen. Ratamo gab den Trägern zu verstehen, daß er sie nicht brauchte, und betrachtete das Hotel. Der »Hessische Hof« ähnelte von außen dem Hotel »Torni« in Helsinki, in dessen Foyer er einst Riitta Kuurma angerufen hatte. Ratamo erstickte die Erinnerungen an jenes unvergeßliche Gespräch. An Riitta, seinen Vater und den Urlaub würde er das nächstemal erst nach Abschluß dieser Ermittlungen denken. An Nelli dachte er ab und zu, morgen früh würde er seine Tochter wieder anrufen.
    Das dumpfe Dröhnen eines Motorrads schreckte Ratamo aus seinen Gedanken auf, und die Sorge um Laura kehrte zurück, schließlich war er für die Sicherheit der Frau mit den Rastalocken verantwortlich. Er wagte gar nicht daran zu denken, was während dieser Ermittlungen noch geschehen könnte und was hinter alldem steckte. Die südafrikanischen Sicherheitspolizisten, der Mann, der früher das israelische Biowaffenprogramm überwacht hatte, und der zionistischeMilliardär würden wohl kaum wegen der Magentabletten von H & S Pharma so ein hohes Risiko eingehen.
    Die antike Einrichtung des Foyers im »Hessischen Hof« verwirrte Ratamo, in so einem Luxushotel hatte er noch nie übernachtet. Hoffentlich würde Forster auch seine Rechnung bezahlen, sonst hätte Wrede schon wieder einen Anlaß, auszurasten und vor Wut seine Unterhosen zu zerreißen. Der Mann an der Rezeption bediente Ratamo fast ehrfürchtig und hingebungsvoll. Vielleicht verwechselte er ihn mit irgendeinem exzentrischen Emporkömmling und Millionär, der gegen das System rebellierte, indem er sich wie ein Penner kleidete, überlegte Ratamo und füllte das Anmeldeformular schnell aus.
    »Arto Ratamo«, der Mann in seiner prächtigen Uniform las den Namen auf der Schutzhülle der Schlüsselkarte vor und fragte mit einem Blick, ob er ihn richtig ausgesprochen hatte. Ratamo lächelte, bedankte sich und ging zum Fahrstuhl. Als er den Polizisten vor Lauras Zimmer sah, war er erleichtert. Ratamo klopfte an, und die Tür ging auf. Laura sah müde aus, brachte aber immerhin ein Lächeln

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