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Finnisches Roulette

Finnisches Roulette

Titel: Finnisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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zustande.
    Laura schlug Ratamo vor, mit ihr ein Gläschen zu trinken. Sie knieten sich auf den Wollteppich, untersuchten eine Weile auf allen vieren den Inhalt des Barschrankes und öffneten schließlich zwei Flaschen Binding Römer Pils. In Ratamos Gesellschaft schien sich das Chaos in Lauras Kopf zu legen. Sie fragte sich, ob Ratamos Leben genauso ausgeglichen und sicher war wie sein Verhalten. Und sie hätte alles dafür gegeben, nur einen Augenblick lang Zugang zur Ruhe seiner Welt zu finden.
    Lauras Augen wirkten neugierig und lebhaft, als sie ihn nach dem Stand der Ermittlungen fragte. Von seinem Treffen mit den deutschen Polizisten wollte Ratamo nicht erzählen, und er verschwieg auch, daß die SUPO annahm,Sami Rossi habe in dem Veronaer Krankenhaus die ganze Wahrheit über seine Vergangenheit erzählt.
    Laura betrachtete Ratamos Gesicht, der Mann hatte etwas an sich, das Sicherheit gab und faszinierte. Der Augenblick erschien ihr wie eine Oase inmitten einer Wüste der Angst. Sie streckte ihre Hand aus und berührte die Narbe in Ratamos Augenwinkel. Der Mann roch gut. Die Stille liebkoste sie beide.
    Ratamo spürte, wohin das führen würde. Er hatte Lust, die Initiative zu ergreifen, aber irgend etwas hielt ihn zurück. »Hat der Onkel Forster angerufen?« flüsterte er scherzhaft, und ihre Gesichter berührten sich fast.
    »Nein«, hauchte Laura in sein Ohr. »Aber die Aktienbesitzer von H & S Pharma sind für morgen früh zusammengerufen worden«, flüsterte sie mit tiefer Stimme, dann drückte sie ihre Lippen vorsichtig auf Ratamos Mund und fühlte sofort, wie bereit der Mann war. Ihre Sachen landeten auf dem Teppich des Hotelzimmers, und gleichzeitig fielen auch alle Ängste von ihnen ab.
    50
    Arto Ratamo stieg im Frankfurter Polizeipräsidium die Treppe hinauf und überlegte, ob er Riitta betrogen hatte. Warum erschien es ihm so, obwohl ihre Beziehung doch auf Eis lag wie ein gefangener Fisch beim Eisangeln? Er verstand auch nicht, wie die Situation in Lauras Hotelzimmer so außer Kontrolle geraten konnte, er hatte sich noch nie unprofessioneller verhalten. Dennoch zweifelte er nicht eine Sekunde daran, daß er noch mal das gleiche täte, wenn es nach ihm ginge, sofort.
    Ratamo betrat das große Beratungszimmer und spürte sofort, daß etwas Wichtiges geschehen war. Jürgen Brauersaß in seinem dunklen Anzug am Ende des Tisches, regungslos wie ein Baumstumpf, Inge Würth klopfte mit den Nägeln auf ihren Kaffeebecher, und Uwe Krüger schneuzte sich. Es war neun Uhr abends.
    Ratamo konnte es nicht abwarten, daß der Vorsitzende die Beratung eröffnete. »Konrad Forster hat keinen Kontakt zu Laura Rossi aufgenommen.« Mit ernster Miene verkündete er seine große Neuigkeit und starrte auf das griechische Profil von Inge Würth.
    Brauer schnaufte und strich frustriert über seinen Schnurrbart. »Forster wurde vor einer Stunde halbtot auf einem Hotelschiff in Höchst gefunden. In den Ermittlungen hat es heute noch andere unfaßbare Wendungen gegeben«, sagte er und wandte sich Uwe Krüger zu. »Vielleicht fängst du an.«
    Krüger steckte sein Taschentuch ein und lockerte seinen Schlips. Die Computer und die anderen elektrischen Geräte strahlten Wärme in den Raum, in dem es immer noch so heiß wie in einem Backofen war, obwohl draußen die Hitze schon nachließ und abendliche Kühle Einzug hielt. Die Klimaanlage funktionierte weiterhin nicht. »Sabine Halberstams Anwalt hat mitgeteilt, daß er sich im Besitz des Testaments befindet und die Anzeige zurückzieht«, berichtete Krüger in seinem holprigen Englisch. »Der Anwalt sagte, er habe das Testament von Saul Agron erhalten, der wiederum behauptet, einer seiner Helfer habe es von Forster beschafft. Von der Mißhandlung weiß Agron natürlich nichts, und sein Helfer hat selbstverständlich Deutschland inzwischen schon verlassen.« Krügers spöttisches Lächeln verriet, was er über Oberst Agron dachte. »Wir können Forster nicht verhören, der Mann liegt bewußtlos im Bürgerhospital.«
    Als nächste erhielt Inge Würth das Wort, die sichtlich nervös war. »Die Telefonverbindungsdaten verraten, daßSaul Agron und Dan Goldstein, der Eigentümer von Future Ltd., zusammenarbeiten, sie stehen täglich in Verbindung miteinander.« Würth hatte anscheinend Angst fortzufahren, sie schaute Brauer schockiert an.
    Brauer, der Leiter der Ermittlungen, stand auf, trat ans Fenster und konstatierte, daß Saul Agron und Dan Goldstein den Wettbewerb um H & S Pharma

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