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Finnisches Roulette

Finnisches Roulette

Titel: Finnisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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lassen. Die nervenaufreibende Operation zur Eroberung von H & S Pharma war gelungen, der Druck fiel von den dreien ab und machte überschäumender Freude Platz. Zwei Kellner in schwarzen Westen brachten noch mehr Champagner und dazu Erdbeeren, Beluga-Kaviar, geräucherten Lachs und Miesmuscheln. Sabine Halberstam küßte ihren Mann lange und zärtlich. Ehud, der sich sonst jungenhaft nachlässig kleidete, trug zur Feier des Tages einen Smoking und hatte die Haare zum Pferdeschwanz gebunden.
    Der ausgelassene Lärm brach ab, als Agron mit dem Messer an ein Kristallglas schlug. »Auf Anna Halberstams Testament«, sagte der Oberst in militärisch ernstem Ton und erhob sein Glas. Der Kampf um H & S Pharma war am Ende so ausgegangen, wie es sein sollte – Sabine würde Annas Aktien erben. Wegen der Schwierigkeiten, die durch Forster entstanden waren, mußte Agron allerdings auf den Vertrauten verzichten, den er in Frankfurt zu seiner eigenen Sicherheit in Reserve gehalten hatte. Der Mann, der Forster mißhandelt hatte, verließ Deutschland gerade mit dem Flugzeug. Künftig mußte Agron also allein zurechtkommen, denn ein Einsatz des Kommandos in Frankfurt kam nicht mehr in Frage. Das bereitete dem Oberst jedoch keine Sorgen, als er Ehuds glückstrahlende Augen sah. Endlich einmal konnte er seinem Sohn eine Freude machen. Vielleicht war das ein erster Schritt auf dem Weg, an dessenEnde Ehud seine Rebellion gegen ihn einstellte, ein erster Schritt zu einer richtigen Freundschaft zwischen Vater und Sohn.
    Agron fuhr in seiner Ansprache fort. »Die Arbeit von zwei Monaten wurde heute zum Abschluß gebracht. Annas Anwalt hat die Echtheit des Testaments bestätigt, somit besitzt Sabine … also unsere Familie über die Hälfte der Aktien von H & S Pharma, sobald die Anwälte alles geregelt haben«, sagte der Oberst triumphierend.
    Sabine steckte ihrem Mann Erdbeeren in den Mund, und Ehud hob das Champagnerglas an ihre Lippen. Die anderen Gäste auf der Terrasse schauten zu ihnen hin und beobachteten die kleine Gesellschaft, die so bombastisch feierte.
    Ehud und Sabine vertieften sich in ihr Lieblingsthema – die glänzende Zukunft von H & S Pharma und Genefab. Nun würden alle Mittel in die Embryoforschung investiert. Neben der Behandlung der Kinderlosigkeit würden sie allmählich auch die Möglichkeit für Eltern vermarkten, physische Eigenschaften ihres Kindes auszuwählen. Am Anfang wären sie vorsichtig: Zunächst würde die Haar- und Augenfarbe manipuliert, dann gingen sie dazu über, unerwünschte Eigenschaften zu eliminieren, und am Ende könnten sie anbieten, den ganzen Menschen zu manipulieren.
    Ehud schnurpste einen Keks mit Kaviar und erinnerte daran, daß Genefab umgehend an einen Ort verlagert werden mußte, wo die Embryoforschung nicht so streng reglementiert wurde wie in Deutschland. Das Paar dachte eine Weile darüber nach, wohin der Hauptsitz verlegt werden sollte. Ehud betrachtete seine Frau zärtlich, heute abend trug Sabine ihr dunkles Haar offen.
    Oberst Agron beneidete die jungen Leute um ihren Eifer, sie schauten in die Zukunft und planten eine neue Welt. Er hingegen kam nicht von seiner Vergangenheit und von dem brennenden rotweißen Bus los. Doch es tröstete ihn, daßmit Hilfe der Genkarten von Genefab auch sein Traum in Erfüllung ginge. Er bekäme seine Rache, wenn Goldstein seine Genwaffe an den Palästinensern in Hebron testete. Es wurmte ihn allerdings, daß nie jemand von seiner Rolle bei alldem erfahren würde, immerhin hatte er schließlich die Grundlage für den künftigen Sieg Israels geschaffen.
    Sabine und Ehud waren so von ihren Visionen, den Delikatessen und dem Siegesrausch fasziniert, daß sie nicht bemerkten, wie der Oberst um Entschuldigung bat und den Raum verließ. Er betrat den nebenan gelegenen großen Saal des Restaurants. Das Licht der Kronleuchter an der mit Ornamenten und Reliefs geschmückten Decke spiegelte sich auf dem lackierten Edelholzparkett. Die Melodien, die auf dem Flügel gespielt wurden, vermischten sich mit dem Stimmengewirr.
    Oberst Agron ging zu der kleinen Barnische, bestellte den besten Whisky des Hauses und setzte sich auf einen mit rotem Plüsch bezogenen Barhocker. Seine behaarte Hand umschloß das Kristallglas, er kostete den Old Pulteney, warf im Spiegel einen Blick auf seinen tadellos sauberen Khakianzug und überlegte, ob das schimmernde Gelb der Wandornamente Blattgold oder Farbe war.
    Alles wäre bereit, wenn Dan Goldstein am nächsten Morgen nach

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