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Finnisches Roulette

Finnisches Roulette

Titel: Finnisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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gewonnen hatten. Mit der Vollstreckung des Testaments würden die beiden mit Hilfe von Sabine Halberstam die absolute Entscheidungsgewalt über das Eigentum, die Patente und die Forschungsergebnisse von H & S Pharma, kurz, über alles erhalten.
    »Das hatten wir doch ohnehin erwartet«, erwiderte Ratamo verwundert. Er begriff immer noch nicht, warum die Deutschen so aussahen, als würde die Schaltuhr der Zerstörung mit ihrem Ticken schon die letzten Minuten ankündigen.
    Brauer schaute hinunter auf die Adickesallee und schloß zum Ärger Krügers, der stark schwitzte, das Fenster. »Die Amerikaner haben mitgeteilt, daß der Haupteigentümer von Future Ltd., Dan Goldstein, gestern in Washington hochrangige Gäste bekommen hat …« Brauer wandte sich seinen Kollegen zu. »Eine von Menahem Lieberman geleitete Wissenschaftlergruppe. Lieberman ist der stellvertretende Direktor des Biowaffenforschungsinstituts Ness Ziona der israelischen Armee. Goldstein selbst ist im Moment auf dem Weg nach Frankfurt.«
    Ratamo schnürte es die Kehle zu, und er fühlte die Hitze schwer auf seiner Haut. Allmählich ahnte er das Schlimmste.
    Der Ernst der Lage war Brauers Gesicht anzusehen, als er das Beratungszimmer mit kurzen Schritten durchmaß. »Die Amerikaner setzen alle Hebel in Bewegung, seitdem durch diese Ermittlungen ein Pionierunternehmen der Gentechnologie und Ness Ziona, ein Biowaffenforschungsinstitut der Spitzenklasse, miteinander in Verbindung gebracht werden«,stellte Brauer gereizt fest. Die Yankees sahen darin eine enorme Bedrohung, weil schon seit Jahren Gerüchte über Biowaffen kursierten, die Israel zur Vernichtung der Araber plante.
    »Dieses Thema berührt in beängstigender Weise meine frühere Arbeit«, sagte Ratamo und versuchte die Erinnerungen an den Fall zu verdrängen, der sein Leben verändert hatte. Er begnügte sich damit, den Deutschen nur von seiner Ausbildung als Arzt und seiner Arbeit als Virusforscher zu erzählen, und fügte hinzu, er verfolge immer noch aktiv Publikationen und Untersuchungen über biologische Waffen.
    »Ich weiß«, meinte Brauer trocken und setzte sich hin; er wirkte ungeduldig. »Ich fürchte, daß wir auf eine Bedrohung gestoßen sind, die so ernst ist wie noch keine. Dieser Lieberman hat von Ness Ziona einen genetisch manipulierten Pockenvirus in die USA mitgebracht. Unsere Experten befürchten, daß Oberst Agron und Dan Goldstein es auf die in Genefab erarbeiteten Genkarten der arabischen und jüdischen Völker abgesehen haben, um eine Art ethnische Biowaffe herzustellen. Was meinst du dazu?« Brauer starrte Ratamo an.
    Der bekam erst mal kein Wort heraus. »Eine biologische Waffe der vierten Generation. Ein Virus, der nur aktiviert wird, wenn er auf ein Gen trifft, das von einer bestimmten Rasse oder Volksgruppe getragen wird. Eine ethnische Waffe wäre ein perfektes Instrument der Vernichtung«, sagte er leise, als hätte er Angst vor seinen eigenen Worten. »Sie könnte ihre Opfer auswählen. Eine Genwaffe, die Rassen erkennen kann, würde Tore des Hasses öffnen, durch die niemand gehen will. Es wäre eine vollkommene, eine übermächtige Waffe.« Ratamo war von seinen eigenen Gedanken schockiert. Die Ermittlungen, die mit dem Mord an dem deutschen Diplomaten begonnen hatten, verwandelten sich in einen Alptraum.
    »Kann man dieses Spiel nicht durchkreuzen? Wir verhaften Saul Agron und verhören Goldstein.« Inge Würth hatte anscheinend genug von den Schreckensszenarien. Sie suchte mit ihrem Blick Unterstützung bei Ratamo.
    Brauer schüttelte den Kopf und befeuchtete seine Lippen mit Wasser. »Nein. Noch nicht. Wir haben keinerlei konkrete Beweise für die Absichten von Oberst Agron oder Dan Goldstein.« Brauer erzählte Ratamo, daß Deutschland und die USA Goldstein nicht ohne hieb- und stichfeste Beweise in einen Skandal verwickeln wollten, denn der Mann gehörte zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der US-Wirtschaft und zu den wichtigsten Männern, die den Präsidenten unterstützten. Gegen Goldstein hatte es nie irgendeinen Verdacht gegeben, außer dem des schlechten Geschmacks.
    Brauer dachte einen Augenblick nach und zwirbelte mit den Fingern die Spitzen seines Schnurrbarts. »Die Yankees wünschen, daß wir abwarten, bis sie ihre Untersuchungen abgeschlossen haben. Ihrer Ansicht nach ist es möglich, daß sich Goldstein für Genefab nur als Investitionsobjekt interessiert und nichts von den gesetzwidrigen Mitteln weiß, die Saul Agron anwendet.« Brauer schien

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