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Finnisches Roulette

Finnisches Roulette

Titel: Finnisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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wäre ein Teil der Last von ihren Schultern gewichen.
    Eeva übernahm die Rolle der Anwältin. »Das brauchst du nicht. Vor Gericht muß der Staatsanwalt Samis Schuld beweisen. Auf der Grundlage dessen, was du erzählt hast, könnte das allerdings gelingen. Das Gericht dürfte das in der Tasche gefundene Geld als Motiv für den Mord ansehen. Sami wird bestimmt verurteilt, wenn man ihn noch durch technische Beweise mit den Verletzungen des Diplomaten in Verbindung bringen kann.«
    Laura vermochte ihr Entsetzen nicht zu verbergen. »Du solltest mich ja eigentlich unterstützen.«
    »Es ist ja immer möglich, daß sich etwas ergibt … Vielleicht klärt sich noch alles auf«, erwiderte Eeva verlegen und dachte dann einen Augenblick nach. »Vielleicht findet die Polizei einen Zeugen, der am Tatort etwas gesehen hat. Oder möglicherweise wird im Aufzug etwas Überraschendes entdeckt. Wer weiß. Es ist besser, wenn ich nicht zu viele Mutmaßungen anstelle, da ich nicht alle Fakten kenne. Die Juristen sehen nur die Tatsachen.«
    Eeva bemühte sich ernsthaft, Laura Mut zu machen. Und die fragte ihre Freundin alles, was ihr einfiel. Ihre einzige Kollision mit dem Gesetz hatte 1997 in eine Geldstrafe für Halten im Parkverbot gemündet, es gab also genug zu fragen.
    Doch Eeva wurde immer reservierter, je mehr sie von dem Fall hörte. Als Lauras Schwall von Fragen versiegte, saßen die beiden Freundinnen lange schweigend da und nippten an ihren Getränken. An den kalten Gläsern bildeten sich kleine Wassertropfen. Von der ausgelassenen Stimmung des Mittsommerfestes war an ihrem Tisch nichts zu spüren.
    »Laura, hast du die Möglichkeit in Betracht gezogen, daß Sami den Diplomaten tatsächlich umgebracht hat?« fragte Eeva schließlich zögernd.
    Laura antwortete nicht, sie nahm einen Schluck Apfelwein und schaute unverwandt auf die Holzbrücke von Seurasaari, die sich in der Ferne abzeichnete. Niemand konnte innerhalb eines Augenblicks zum Mörder werden, nur weil sich die Gelegenheit ergab. Sie erinnerte sich an Samis Jahre in der Grundschule und im Gymnasium, sie hatte ihn schon damals für einen Jungen gehalten, der keine Party ausließ, aber letztlich gutmütig war, obgleich er mehr Unsinn getrieben hatte als die meisten Teenager. Vielleicht kannte sie Sami doch nicht so gut, wie sie glaubte, sie waren ja auch erst eine sehr kurze Zeit zusammen.
    Die beiden Frauen unterhielten sich noch eine Weile über Berningers Tod, aber schließlich kam Eeva auf ihre Schwangerschaft zu sprechen. Als der Ultraschall, die ersten Bewegungen im Bauch, die Spekulationen über das Geschlecht des Kindes und die Frage des Vornamens besprochen waren, wurde Eeva plötzlich übel, und sie bestellte ein Taxi.
    Lauras Angst und die Beklemmung kehrten sofort zurück, nachdem Eeva gegangen war. Ihre Worte klangen noch in Lauras Ohren:
Hast du die Möglichkeit in Betracht gezogen, daß Sami den Diplomaten tatsächlich umgebracht hat?
Laura beschlichen Zweifel. Wie wahrscheinlich war es, daß jemand anders als Sami Berninger ermordet hatte? Sie versuchte ihre Gefühle zu unterdrücken und die ganze Sache allein mit dem Verstand zu beurteilen. Wer hatte Berninger umgebracht, wenn nicht Sami? Und warum, Sami hatte ja die Tasche des Deutschen schon mitgenommen. Lauras Phantasie beschwor alle möglichen Visionen herauf, eine gewagter als die andere. Berninger war schließlich Diplomat, er konnte in alles mögliche verwickelt sein.
    Sami war kein Mörder, das wußte Laura. Wußte sie eswirklich? Was hatte Sami in den Jahren getrieben, in denen er als Skilehrer von einem Wintersportzentrum in den Alpen zum anderen gezogen war, wie er behauptete? Woher wußte sie, ob Sami nicht vielleicht in etwas Kriminelles verstrickt gewesen war. Hatte sie sich in einen Mörder verliebt? Der Gedanke erschien ihr widersinnig, sie durfte nicht zulassen, daß die Phantasie mit ihr durchging.
    Laura verbannte diese schrecklichen Gedanken in den dunkelsten Keller ihrer Seele und nahm sich vor, daran zu glauben, daß es sich um irgendeine Verwechslung, ein Mißverständnis, ein Versehen handelte … Im Leben war alles möglich: Es konnte sein, daß einer zweimal innerhalb eines Monats im Lotto einen Volltreffer landete und ein anderer beim Spaziergang von einem geplatzten LKW-Reifen am Kopf getroffen wurde. Jeden Tag geschahen Millionen unerklärlicher Dinge.
    Laura warf einen Blick in den Hof des Restaurants. Ein kleines Mädchen, das einen Sonnenhut trug, rannte mit wackligen

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