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Finnisches Roulette

Finnisches Roulette

Titel: Finnisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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dich unterwegs ab«, flüsterte er und verschwand im Treppenflur.
    Konrad Forster hörte, daß es klingelte. Er strich sich die schütteren dunklen Haare nach hinten, legte die Pfeife, die noch rauchte, auf den Rand des Aschenbechers und seufzte erleichtert. Endlich kam Laura Rossi. Er hatte mittlerweile schon befürchtet, der Frau könnte bei dem Zwischenfall auf der Baustelle nebenan etwas zugestoßen sein. Forster holte ein paarmal tief Luft, jetzt mußte er wie ein eiskalter Geschäftsmann wirken. Es war Zeit, in die Rolle des Jerzy Milewics zu schlüpfen.
    Die Angst strömte heiß durch Lauras Adern, als sich die Wohnungstür in dem Krakówer Mietshaus öffnete. Ein hagerer Mann, auf dessen Stirn eine dicke Ader verlief, lächelte freundlich, stellte sich als Jerzy Milewics vor und bat Laura einzutreten. Steckte dieses Schwein hinter allem, überlegte Laura und spürte, wie die Wut in ihr hochstieg. Dann tauchte im Flur ein jüngerer Mann auf, der seinen Jackensaum hinter den Griff der Pistole geschoben hatte, die im Gürtel seiner Hose steckte.
    »Es tut mir leid, daß wir gezwungen sind, Sie zu kontrollieren«,sagte Forster alias Milewics, während sein schweigsamer Assistent schon Lauras Arme anhob.
    Milewics sprach ein eigenartiges Englisch, das der polnischen Stewardessen und des Taxifahrers hatte anders geklungen, slawischer. Der Sicherheitsmann fuhr mit einem Gerät, das aussah wie ein kleiner Staubsauger, an Lauras Körper entlang. An der Stelle, wo sich das Schlüsselbund in ihrer Schultertasche abzeichnete, piepte das Gerät. Der Mann tastete die Tasche ab, fühlte die Schlüssel und nickte seinem Chef zu.
    Der führte Laura in ein spärlich eingerichtetes Arbeitszimmer und stellte auch den zweiten Mann nicht vor, der ebenfalls einen Anzug trug und stumm in der dunkelsten Ecke des Zimmers saß. Um die Atmosphäre etwas aufzulockern, erkundigte sich der Gastgeber, wie ihr Flug gewesen sei.
    Für einen Smalltalk war Laura zu nervös. Es roch nach Pfeifentabak, und in ihrem Kopf wogten die Fragen auf und ab. Sie beschloß, daß jetzt sie an der Reihe war. »Warum haben Sie vorgetäuscht, Sami wäre schuld? Wer hat versucht mich zu ermorden? Was, um Himmels willen, soll das alles …?«
    Forsters Gesichtsausdruck wirkte jetzt angespannt. »Was haben Sie da gesagt? Hat man versucht, Sie umzubringen? Erzählen Sie mir alles«, fauchte er.
    Laura begann ihren Bericht mit der Ankunft des Taxis auf dem Platz an der Szeroka-Straße. Als sie vom Tod des Bauarbeiters, von dem blutüberströmten Bein des Mannes mit dem Bürstenhaarschnitt und dem Pistolenlauf des Arabers erzählte, versagte ihr die Stimme.
    »Haben die Männer, die Sie beschützten, gesagt, wer sie sind … oder aus welchem Land … oder irgend etwas?« Forsters Selbstsicherheit war wie weggeblasen.
    Nachdem Laura sowohl die Angreifer als auch die Männer mit dem Bürstenhaarschnitt beschrieben hatte, sprangForster auf, verließ den Raum und holte sein Handy aus der Brusttasche. Jetzt würden die Fähigkeiten der kriminellen Organisation »Debniki« aus Kraków, die ihn unterstützte, einer noch härteren Prüfung unterzogen werden als in Helsinki.
    Nach dem ersten Ruf antwortete eine tiefe Männerstimme. Forster kam sofort zur Sache und gab zunächst die Neuigkeiten weiter, die er von Laura Rossi gehört hatte. »Schick deine Männer los, sie sollen Eero Ojala schützen, es kann sein, daß man auch ihn zu ermorden versucht. Ihr begleitet Ojala in Helsinki unauffällig zum Flugzeug, und eine zweite Gruppe nimmt ihn in Verona auf dem Flugplatz in Empfang«, befahl Forster dem Chef von »Debniki« und beendete das Gespräch. Er hoffte, daß er noch rechtzeitig gehandelt hatte, und zwang sich, die Sorge um Anna in einen entfernten Winkel seines Gehirns zu schieben. Viele Fragen schwirrten ihm durch den Kopf, aber jetzt mußte er sich um Laura Rossi kümmern. Forster atmete tief durch, um sich zu beruhigen.
    Laura schaute sich um und prägte sich ein, was sie sah: Das Zimmer wirkte unbewohnt, auf dem Fußboden lagen keine Teppiche, an den Wänden hing kein einziges Bild oder Foto, und es roch nach Reinigungsmittel. Milewics dürfte kaum hier wohnen, schloß Laura und konnte am Ringfinger der linken Hand ein kleines Stück Nagel abknabbern.
    »Kommen wir zur Sache«, sagte Forster in der Tür mit einem steifen Lächeln. »Sie haben doch die Aktien mitgebracht, wie wir es vereinbart hatten?« fragte er und erhielt ein Nicken als Antwort.
    In Lauras Kopf

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