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Finnisches Roulette

Finnisches Roulette

Titel: Finnisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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gegenüber ein Ende haben mußte, wenn der Schotte Chef der SUPO werden wollte. Wrede verfügte nicht gerade über glänzende Fähigkeiten im Umgang mit Menschen, aber in jeder anderen Beziehung war der Schotte allen sonstigen Bewerbern um den Postenals Chef der SUPO haushoch überlegen. Das müßte Ketonen in diesen Tagen der Präsidentin berichten, da die Entscheidung über seinen Nachfolger in der nächsten Woche fiel.
    Am Ständehaus blieb Ketonen stehen. Jetzt wußte er, warum bei ihm die Alarmglocken geläutet hatten, als der Firmenname H & S Pharma fiel. Für die auf Gentechnik spezialisierte Tochterfirma des Unternehmens war nach Beginn des Krieges gegen den Terrorismus eine Sonderüberwachung angeordnet worden. Und auf diese Liste gelangten nur Unternehmen, die Verbindungen zum Nahen Osten oder zu Terrororganisationen besaßen.
    12
    Eine dunkel gekleidete, großgewachsene Gestalt schloß vorsichtig die Eingangstür des Kunstmuseums Villa Gyllenberg auf, tastete an der Wand nach dem Lichtschalter, stieß gegen irgend etwas und fluchte. Das Licht im Flur ging an, der Mann fing den umfallenden Kleiderständer in letzter Sekunde auf und rannte ins Foyer. Jetzt war Eile geboten, die Alarmanlage mußte in einer halben Minute ausgeschaltet sein, sonst würde die Sirene losheulen, außerdem wurde dann automatisch bei der Polizei Einbruchsalarm ausgelöst. Er holte einen zerknitterten Zettel aus der Tasche, bückte sich vor der Anlage, las den Code und tippte die Ziffern 497643 mit dem kleinen Finger vorsichtig ein. Ein einziger Fehler, und schon würde die Polizei alarmiert.
    Der Mann seufzte tief, als die Zahlenkombination akzeptiert wurde und das Rotlicht nicht mehr blinkte. Am Mittsommerwochenende war das Museum geschlossen, der Zeitpunkt eignete sich also perfekt, um der weltgrößten ständigen Ausstellung der Werke von Helene Schjerfbeck inaller Ruhe einen überraschenden Besuch abzustatten. Der Wert der Sammlung wurde in Millionen Euro berechnet.
    Eero Ojala lief zielstrebig durch die Gänge des Gebäudes, er kannte sich hier aus, das Museum war seine Arbeitsstelle. Wenig später betrat er den modernen Ausstellungssaal, tätschelte den Scheitel der Büste von Aleksis Kivi wie immer, wenn er in dem Saal war, und blieb vor seinem Lieblingsgemälde stehen. Eine elegante Dame schaute ihn verführerisch an. Die Unfehlbarkeit der Farben und die Komposition, der verfeinerte Japonismus des Gemäldes und seine geheimnisvolle unterschwellige Spannung faszinierten Ojala jedesmal aufs neue. Was mochte Dora Estlander, die als Modell posiert hatte, gedacht haben, als sie den langen Hals und die schrägen Augen der Frau auf dem Gemälde sah? Die »Elegante Frau« war immer noch Ojalas Lieblingsbild, obwohl er immerhin zwei Gemälde Ellis für das Museum angeschafft hatte: den »Zigeuner« und das »Junge Mädchen unter Birken«.
    Für Ojala war Helene Schjerfbeck Elli, so wie seinerzeit für die Freunde der Künstlerin. Er hatte sich schon als junger Mann in Elli verliebt. Und er wußte auch, warum: Sie ähnelten sich menschlich, beide lebten zurückgezogen und galten seit ihrer Kindheit als Außenseiter, waren übermäßig gewissenhaft und sensibel, aber dennoch entschlossen. Sie hatten sich auch beide jeweils einmal verliebt und wieder getrennt. Ojala verstand Elli, die nach einer großen Enttäuschung nie wieder eine Bindung eingegangen war. Auch er würde Karoliina nie vergessen, obwohl er sich dann doch für die Malerei und gegen die Liebe entschieden hatte. Kunstwerke warfen ihm nicht vor, er sei leblos und freudlos, jedenfalls konnten sie ihm ihre Anschuldigungen nicht mitten ins Gesicht sagen so wie Karoliina. Ojala war in gewisser Weise stolz darauf, daß er noch früher als Elli zum Einsiedler geworden war.
    Jedes einzelne Gemälde Ellis im Museum genoß er eine Weile, obwohl sie sich ihm in den sechs Jahren, die er in der Villa Gyllenberg arbeitete, längst tief eingeprägt hatten. Einmal mehr stellte er sich vor, wie großartig die »Stiefmütterchen in einer japanischen Vase« an der Wand seines Schlafzimmers aussehen würden. Sein größter Traum war es, ein Werk von Helene Schjerfbeck in seiner Wohnung zu haben. Ein anderer seiner Träume würde im August wahr werden, wenn er endlich zu einem Thema der Kunstgeschichte promovieren würde und Doktor der Philosophie wäre. Danach könnte er eine Stelle als Forscher oder ein Lektorat in einem Institut für Kunstwissenschaften an irgendeiner Universität

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