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Finnisches Roulette

Finnisches Roulette

Titel: Finnisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Diebstahl westlicher Autos, mit Raubüberfällen, Drogenhandel und Auftragsmorden.
    »Gibt es auch in Polen große Organisationen?« fragte Ratamo verwundert.
    »Polen ist Europas schlafender Riese, unter den vierzigMillionen Einwohnern finden sich auch ziemlich viele Kriminelle.« Saara Lukkari sagte, sie habe von dem Osteuropa-Experten der SUPO eine Zusammenfassung über Polen erhalten. Der zufolge trieben in dem Land neben »Debniki« noch andere Organisationen ihr Unwesen: Wołomin, Pruszków und Krakowiak.
    Ein hübsches Weib, und noch dazu effektiv und nett, dachte Ratamo, vermied es aber, das laut zu sagen, weil er befürchtete, sie könnte sein Lob falsch interpretieren. Er hatte am eigenen Leib erfahren, daß ein Flirt am Arbeitsplatz über kurz oder lang stets zu Problemen führte. Ratamo schob sich gerade einen Priem unter die Lippe, als Ossi Loponen hereinpolterte, wie üblich ohne anzuklopfen. »Das kriminaltechnische Labor hat angerufen, daß alle am Hals Berningers gefundenen Fasern untersucht worden sind. Der Mörder hat ausländische Handschuhe benutzt. Keine einzige finnische Fabrik färbt Leder mit solchen Chemikalien.«
    Ratamo hob die Hand zum Dank, und Loponen verschwand auf dem Flur. Die Information brachte keinen Nutzen, weil es in Finnland sicher Millionen im Ausland hergestellte Handschuhe gab. Er sah, wie seine Kollegin aus ihrer Flasche trank, und konnte sich die Frage nicht mehr verkneifen: »Was ist in dieser Pulle?«
    »Ich baue meine Kräfte mit Dexal wieder auf. In der Mittagspause habe ich hart trainiert.«
    Saara Lukkari könnte gutes Geld verdienen, wenn sie ihre Energie auf dem Strommarkt verkaufen würde, überlegte Ratamo. »Das dürfte nun alles gewesen sein?« Er schaute seine Kollegin an und erhielt ein Nicken als Antwort. Dann fiel ihm doch noch eine Frage ein: »Und was ist mit Future Ltd.?«
    »Die liberianische Polizei prüft die Sache immer noch. Also meine Bitte um Informationen über das Unternehmen.Hoffen wir, daß Interpol mehr Druck auf die Liberianer ausüben kann als ich.«
    Ratamo stand auf und reckte sich. »Ich versuche die Zusammenfassung über H & S Pharma heute fertigzubekommen. Die Firma spielt bei der Entwicklung von Aids- und Malariamedikamenten die Rolle eines Vorreiters. Für ein wirksames Medikament gegen Malaria gibt es in jedem Fall einen großen Bedarf, kaum eine Krankheit ist so qualvoll und hartnäckig«, klärte Ratamo seine Kollegin auf. Als er sein Medizinstudium für ein Jahr unterbrochen hatte, war er bei der Wanderung durch Südostasien an Malaria erkrankt.
    Plötzlich entfuhr Ratamo eine ganze Flut von Flüchen – er hatte Nelli ganz vergessen. Rasch erklärte er Saara, worum es ging, rannte zu seinem Zimmer und riß die Tür auf.
    Der Anblick, der sich ihm bot, war verblüffend. Jussi Ketonens Kugelbauch wackelte vor Lachen, weil Nelli versuchte, Musti beizubringen, wie man jemandem die Pfote gab. Als das Spiel zu Ende war, schaute Nelli ihren Vater irgendwie seltsam triumphierend an.
    22
    Der Schnellzug raste an der Station Sirmione vorbei, und dann bot sich Eero Ojala der Blick auf den Gardasee. Die Segelboote, Kanus, Schlauchboote und Surfbretter der Urlauber zerpflügten die Wasseroberfläche, die in der brütenden Mittagshitze glitzerte. Kurz darauf glitt eine weit in das blaue Meer hineinragende lange Halbinsel in sein Blickfeld. Auf ihrer Spitze konnte man das Dorf Sirmione erkennen. Weder dort noch in Verona war Elli auf ihren Italien-Reisen 1890 und 1894 gewesen. Elli mochte Italien nicht, weil hier alles zu leicht und zu vollkommen war, es blieb kein Raumfür die Sehnsucht. Die italienische Kunst hingegen hatte Elli geliebt, vor allem die Werke von Filippino Lippi und Fra Angelico.
    Nicht einmal beim wunderbaren Anblick der schönen norditalienischen Weingüter oder der schneebedeckten Dolomiten, deren Gipfel sich am Horizont stolz in den Himmel reckten, entspannte sich Ojala. Er dachte die ganze Zeit an das »Mädchen auf dem Sofa« und konnte sich auf nichts anderes konzentrieren. Immer noch grübelte er, warum Dr. Alfredo Cavanna so schnell einverstanden gewesen war, den Tausch des Gemäldes gegen die Aktien von H & S Pharma in Erwägung zu ziehen. Nur wenige anständige Galeristen hätten sich so einen Vorschlag überhaupt angehört. Cavanna wollte ihm doch nicht etwa eine Fälschung verkaufen? Ojala schreckte auf, als ihm klar wurde, welchen Verdacht er da hegte, anscheinend hatte er Angst, daß noch im letzten Moment

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