Finnisches Roulette
verzog sich zu einem Lächeln, als ihm klar wurde, daß der Zusammenhang zwischen der deutschen Firma, Sami Rossi und dem Mord an Dietmar Berninger endlich gefunden war. Seine Ermittlungen machten Fortschritte.
»Und das ist noch nicht alles. Laura Rossi hat Mitte der neunziger Jahre für einige Zeit eine Beziehung mit Juha Hautala gehabt. Er ist …«
»Ich weiß, wer Juha Hautala ist«, Ratamo unterbrach seine Kollegin. Er hatte während seines Studiums die Abenteuer des Mannes genau wie Millionen andere Finnen über die Massenmedien verfolgt. Juha Hautala war eine der Ikonen der wirtschaftlichen Euphorie Ende der achtziger Jahre. Der junge Ökonom hatte in diesen verrückten Jahren von den Banken Dutzende Millionen Finnmark für Projekte ergaunert, bei denen nur die Kreditaufnahme realisiert wurde. Erst das Oberste Gericht konnte den Betrüger nach jahrelangen Prozessen hinter Gitter bringen. Bis dahin war es Hautala längst gelungen, seine Millionen in irgendeiner Steueroase weit weg von Finnland zu verstecken.
»Laura Rossi hat Hautala nicht erwähnt, als sie von der Kriminalpolizei verhört wurde«, erinnerte sich Ratamo. »Das könnte etwas zu bedeuten haben …«, sagte er, in Gedanken versunken.
»Du möchtest sicher den Anruf von Laura Rossi hören«, murmelte Saara Lukkari und schaltete den Rekorder ein.
Eine ängstliche Frauenstimme erklang im Beratungsraum und berichtete über einen Angriff von Arabern und über Beschützer mit Bürstenhaarschnitt, über den Polen Jerzy Milewics, die Aktien von H & S Pharma, eine CD und den Mord an Berninger. Ratamo war wie elektrisiert, vor allem als er von den arabischen Angreifern hörte. Der Gedanke an die von Genefab erarbeiteten Genkarten der jüdischen und arabischen Völker schoß ihm durch den Kopf. Es gab anscheinend einen Zusammenhang zwischen diesem ganzen Problemknäuel und Dingen, die wesentlich gewichtiger waren als nur ein Taschenraub.
»Warum hat die Rossi das alles nicht der Polizei in Kraków erzählt?« überlegte Ratamo laut.
»Milewics hat Laura bedroht. Außerdem wollte sie natürlich sofort nach Finnland kommen, um ihren Mann zu befreien«, erklärte Saara Lukkari. »Sie behauptet, sie habe erst gewagt, uns anzurufen, nachdem sie sich von dem Schock erholt und alles reiflich überlegt hatte.«
Sie berichtete weiter, daß sie vom Zentralen Ermittlungsbüro der polnischen Polizei CIB einen Bericht über die Ereignisse des gestrigen Tages erhalten hatte. Demnach war die Schießerei in der Jósefa-Straße ein Zusammenstoß krimineller Organisationen. Vom Blut des Mannes mit dem Bürstenhaarschnitt, der in Kazimierz verwundet worden war, erstellte man zur Zeit eine DNS-Analyse. Die Gummigeschosse und Patronenhülsen wurden untersucht, und die von den Beteiligten benutzten Autos hatte man in der Nähe des Krakówer Flughafens gefunden. Wegen der Verbindungzu Arabern interessiere sich auch der polnische Sicherheitsdienst ABW für den Zwischenfall, sagte Saara Lukkari. Vom vielen Reden war ihr der Mund trocken geworden, sie griff zu ihrer Plastikflasche und fuhr dann fort: »Sagt dir eine tätowierte türkisfarbene Fünf auf dem Handrücken etwas? Die Rossi hat sie bei einem der Mörder gesehen.«
Ratamo schüttelte den Kopf. »Wir lassen davon eine Farbzeichnung anfertigen, wenn Laura Rossi nach Helsinki kommt. Für wann habt ihr ein Treffen vereinbart?« fragte Ratamo und wunderte sich, warum Saara Lukkari hin und wieder einen Schluck von diesem gelben Getränk nahm.
»Die Maschine landet um halb zwei. Ich habe ihr gesagt, sie soll sofort hierherkommen.«
Ratamo bat seine Kollegin, Verbindung zum BKA aufzunehmen und ihnen vorzuschlagen, sich bei nächster Gelegenheit mit Anna Halberstam zu unterhalten. Es mußte einen Zusammenhang zwischen ihr und den Ereignissen in Kraków geben. Jerzy Milewics würde die Aktien von H & S Pharma wohl kaum als Überraschungsgeschenk für sie kaufen. »Gibt es sonst noch etwas?«
»Ja.« Tero Söderholm hatte in dem Tausende Gesichtsfotos umfassenden Archiv der Bilderkennungsabteilung von Interpol den Mann identifiziert, mit dem er vereinbart hatte, die Ereignisse im Aufzug auf eine CD zu kopieren und auf der Festplatte des Zentralcomputers zu löschen. »Der Mann ist Pole …« Saara Lukkari blätterte in ihren Unterlagen. »… Lech Słowik.« Laut CIB arbeite Słowik für die Krakówer Organisation »Debniki«. Die größte und gefährlichste kriminelle Organisation Polens beschäftige sich mit dem
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