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Finnisches Roulette

Finnisches Roulette

Titel: Finnisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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als sich Ratamo über ihn beugte. Versuchte er die Augen zu öffnen, oder träumte er? »Eero. Hörst du mich? Verstehst du, was ich sage?« Doch Ojala reagierte nicht, er sah wie ein Gespenst aus. Die Krankenschwester schüttelte den Kopf. Im selben Moment wurde das Piepen im Lautsprecher schneller. Die Schwester eilte zum Bett, drückte den Knopf für das Notsignal und scheuchte die Besucher hinaus. Sie wären um ein Haar mit dem Arzt zusammengestoßen, der hereingestürzt kam.
    Laura holte auf dem Flur ein paarmal tief Luft, sie mußte sich zusammenreißen. Hastig zog sie ein Bündel Unterlagen aus ihrer Handtasche. »Hier ist die Schenkungsurkunde, ich habe sie im Krankenwagen von Eero unterschreiben lassen. Die Kontrolle über die Aktien wird damit den Anwälten übertragen«, sagte sie Mascari auf englisch. »Die Urkunde muß in die Kanzlei des Studio Legale Dominelli e Venaglia geschickt und an alle Aktienbesitzer von H & S Pharma gefaxt werden.« Sie las die Anweisungen des »Freundes« von einem Zettel ab und reichte dem italienischen Polizisten die Unterlagen.
    Laura setzte sich neben ein Mädchen mit eingegipster Hand. Es tröstete sie nicht im geringsten, daß Anna Halberstam Eeros Aktien nicht bekäme, denn Annas Niederlage würde Eeros Wunden nicht heilen. Sie wußte aber, daß derAlptraum nun endgültig vorbei war, und nur das verschaffte ihr ein wenig Erleichterung.
    Mascari berührte Ratamos Arm. »Wenn wir den toten Killer aus dem Giardino Giusti identifizieren können, kommen wir bei den Ermittlungen einen großen Schritt voran.« Mascari versprach, die Bilder des Toten nach Finnland, Polen und Deutschland zu schicken. Die DNS-Analyse und die Zahnkarte wären bald fertig, die Kleidung und die anderen Sachen des Mannes würden auf Spuren untersucht und die Tätowierung würde fotografiert.
    Ratamo dankte seinem Kollegen und sagte, er wolle jetzt noch Sami Rossi einen Besuch abstatten. Mascari tippte mit dem Finger an seine Nase. Ratamo kannte das Zeichen, es bedeutete: Sei auf der Hut.
     
    Im Foyer der ersten Etage saßen ein paar Patienten im Morgenmantel und schauten sich im Fernsehen eine Quizsendung an. Ratamo und Laura warteten darauf, daß eine Krankenschwester mit strenger Miene sie in Sami Rossis Zimmer ließ. Ratamo verabscheute den Geruch von Desinfektionsmitteln und Medikamenten, aber er saß geduldig da, weil er das brennende Bedürfnis verspürte, diesen armseligen Kerl ohne Rückgrat zu sehen, der absichtlich das Leben seiner Frau gefährdet hatte. Jetzt dürfte alles vorbei sein, da sowohl Laura als auch Eero ihre Aktien übergeben hatten. Nun kam die Zeit der Abrechnung. Ratamo überlegte gerade, was Laura ihrem Mann wohl sagen würde, da winkte die Schwester ihnen endlich zu und ließ sie in Sami Rossis Zimmer.
    Dicke Verbände bedeckten Rossis linken Unterarm. Er versuchte zu lächeln, als er Laura sah. »Die linke Pfote … o verdammt, Mann, tut dat weh …«
    Ratamo schaute Rossi fragend an.
    »Das sagt Rokka im ›Unbekannten Soldaten‹«, erklärte Rossi grinsend.
    Ratamo fand, daß Rossi den Dialekt Rokkas genauso kläglich imitierte wie dessen Verhalten. Anscheinend gehörte er zu denen, die sich die Hose mit der Kneifzange anzogen. Laura setzte sich ans Fußende des Bettes und schaute ihren Mann an, ihre Augen waren von Trauer getrübt.
    »Du hast also für Anna Halberstam gearbeitet?« fragte Ratamo, obwohl er die Antwort kannte.
    »Wahrscheinlich. Allerdings hat dieser Konrad Forster alle praktischen Dinge erledigt.«
    »Wieviel hat er dafür gezahlt, daß du das Leben deiner Frau gefährdet hast?« Ratamo vermochte seine Verachtung nicht zu verbergen.
    »Ich konnte mich nicht weigern. Dann hätten sie mich umgelegt.« Rossi erzählte, seine Probleme hätten begonnen, als er vor einem knappen Jahr Skilehrer im Vergnügungszentrum der Elite in Gstaad, in der Schweiz, geworden war. In dieser Umgebung verlor er den Blick für die Realitäten und übernahm den Lebensstil eines jungen Jetsetters: Der Drogenkonsum war enorm, und abends spielte man im Casino Chesery Karten oder Roulette. Berauscht von ein paar Gewinnen, ging er ein zu hohes Risiko ein und verlor, es folgte ein Teufelskreis der Verluste. Dann tauchte ein russischer Geschäftsmann auf, der ihm einen kurzfristigen Kredit anbot. Rossi spielte weiter, um seine Verluste auszugleichen, das Ergebnis war, daß sich seine Schulden noch erhöhten, bis auf hunderttausend Euro. Schließlich wurde der Kredit fällig, die

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