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Finnisches Roulette

Finnisches Roulette

Titel: Finnisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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sah sie den polnischen »Zeugen«, den sie aus Kraków kannte, drei bewaffnete Männer und Sami.
    Laura stürzte los und rannte auf ihren Mann zu. Als sie sich ihm bis auf fünf Meter genähert hatte, hob der Pole die Hand zum Zeichen, daß sie stehenbleiben sollte, und der Mann, der Sami bewachte, richtete seine Maschinenpistole auf sie. »Ich schlage vor, daß wir erst das Geschäftliche erledigen. Sie haben noch Ihr ganzes restliches Leben Zeit für Ihren Mann«, sagte Forsters Helfer, der Mann von »Debniki«.
    Mit langsamen und unsicheren Schritten ging Eero Ojala an Laura vorbei auf Sami Rossi zu, bis der Mann mit der MP wieder seine Waffe hob. Ojala schaute seinen Schwager neugierig an. Rossi schien keine Angst vor seinen Entführern zu haben, er war nicht gefesselt, und man sah auch keine Spuren von Mißhandlungen. »Ich habe Dinge über dich gehört, die unangenehm sind. Man behauptet, du wärest nicht aus deinem Hotelzimmer geflohen, obwohl es nicht bewacht wird?« sagte Ojala auf englisch zu seinem Schwager.
    Sami Rossi schaute ihn verdutzt an, genau wie die Männer von »Debniki« und Laura. Alle warteten auf Rossis Antwort.
    »Menschenskind, ich bin entführt worden. Ich werde doch gegen diese Gorillas nicht den Helden spielen«, sagte Sami Rossi und wies unsicher auf die Männer von »Debniki«.
    Ojala überlegte, was der »Freund« ihm am Telefon diktiert hatte. »Du warst allein im Hotelrestaurant Mittag essen, und du hast ein Handy. Die Helfer eines … Bekannten von mir haben dich beobachtet.«
    Die Farbe wich aus Sami Rossis Gesicht. Er wandte sich dem Chef der »Debniki«-Leute hilfesuchend zu und begriff, daß er einen Fehler begangen hatte. »Ich habe mich nicht … getraut. Was zum Teufel soll das? Ich bin doch …«
    Lauras Verblüffung verwandelte sich in Wut, als sie verstand, was Eeros Fragen und Samis Reaktionen bedeuteten. Der arme Sami konnte nicht einmal richtig lügen. Verzweiflung erfaßte sie, als ihr klar wurde, daß sie ihr Leben für einen Verräter und Scheißkerl aufs Spiel gesetzt hatte. Laura trat drohend näher an ihren Mann heran. »Ich habe mich schon gewundert, wie man dich von Finnland nach Italien bringen konnte. Du bist doch …«
    Plötzlich kam Ratamo aus dem Turm in den Garten gestürmt, und alle Blicke richteten sich auf ihn. Der »Debniki«-Mann, der ihm am nächsten stand, zielte mit seiner Waffe auf ihn und brüllte, er solle stehenbleiben. Im gleichen Augenblick war zweimal ein Zischen zu hören, und Eero Ojalas Hemd verfärbte sich auf der Brust rot.
    Ein Feuersturm brach los. An beiden Enden des Gartens blitzte das Mündungsfeuer von Waffen auf, und in der Mitte schossen die Männer von »Debniki« alle zugleich in alle Richtungen. Eero Ojala zuckte am Boden unter der Wucht der Geschosse. Neben Sami Rossis Füßen wurde die Erde aufgewirbelt, dann schrie er auf und griff sich an die Hand.
    Das Feuer wurde eingestellt, als ganz in der Nähe der Chor der Sirenen aufheulte. Der Chef der »Debniki«-Leute begriff, daß dies die Gelegenheit zur Flucht war. Die Polizei würde jeden Moment eintreffen, und Zeugen gab es zur Genüge. Er brüllte einen Befehl, und die Polen stürzten los in Richtung Turm.
    Die totenbleiche Laura ging langsam zu ihrem blutüberströmten Bruder. Sie hatte das Gefühl, daß der Strom der Ereignisse plötzlich innehielt und dann nur noch mit halber Geschwindigkeit weiterfloß; sie hörte nichts mehr, die Zeit schien stillzustehen. In ihrem Bewußtsein gab es nur noch einen Gedanken: Das war alles ihre Schuld.
    Ratamo raste zum Ort des Feuergefechts und sah, wie Laura den Kopf ihres röchelnden Bruders hielt. Am Hang knackten Zweige – jemand floh. Er rannte in die Richtung, aus der auf Ojala geschossen worden war, und sah am Boden einen dunkelhaarigen Mann, auf dessen Handrücken eine türkisfarbene Tätowierung leuchtete. Endlich würde die Polizei einen der Killer identifizieren können.
    Die Beine trugen Ratamo durch das Gebüsch, an der geknickten Bodenvegetation konnte er erkennen, wo jemand entlanggelaufen war. Die oberste Ebene des Gartens endete an einem Maschendrahtzaun. Er sprang hoch und schwang sich hinüber. Die letzten Meter des Hügels waren so steil, daß man auf allen vieren hinaufklettern mußte. Er spürte das Hämmern seines Herzschlags im Zahnfleisch. Ratamo erreichte eine asphaltierte Straße, beschleunigte sein Tempo und sah, wie jemand etwa zwanzig Meter entfernt hinter der Kurve einer Mauer verschwand. Er setzte

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